Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.4

- S.2

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1949_Amtsblatt_04
Ausgaben dieses Jahres – 1949
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 2

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Der Häuserring, der das mittelalterliche Innsbrück, an die einstmalige Stadtmauer gelehnt, umschließt, ist dnrch den Krieg an zwei Stellen aufgerissen worden: Die große Wunde am Bnrggraben, die
dnrch die Zerstörnng des Damenstifts entstanden ist,
schließt sich nun langsam; wir sehen mit Frende das
Bauwerk höher wachsen und bedauern nur, daß sich
das Loch am Marktgraben nicht schließen will, wo
das in ansprechenden Formen des 19. Jahrhunderts
fassadiertc ehemalige Schnrff"sche Anwesen (Marktgraben Nr. 27) mit den schönen gotischen Bauteilen
im Durchgang noch immer in Trümmern liegt. Bei
dieser Gelegenheit soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, wie sehr wir uns über den gegenüber aufgeführten Neubau (Marktgraben Nr. 14) freuen, der durch

Nummer 4

seine klaren, ruhigen, dem alten Bestand feinfühlig
angepaßten Formen anffnllt.
Auch für das Verschwinden von Vorbauten am
Burg- und Marktgraben wollen wir dankbar sein,
denn der alte Stadtkern wird, wenn dereinst alle
störenden Läden entfernt sein werden, schön nnd geschlossen vor uns stehen. Daß sich dabei wegen des
vorhandenen alten Bestandes Schwierigkeiten ergeben, ist klar. Doch konnten bisher in einigen Läden
gute Lösnngcn gefunden werden. Man muß anerkennen, daß dabei gnter Wille der Banherrschaft und
sehr viel Architcktengeschick notwendig find. Mangelts
daran, dann entstehen Notlösungen, wie wir sie am
Burggrabcn beobachten können, die das Stadtbild
verunstalten nnd neben gelungenen Umbauten besonders häßlich wirken.

Bauliche Erneuerungen in Innsbruck
Oberbaurat Theodor Prachensky.
Innsbruck ist eiuc der wenigen Städte, welche
trotz zahlreicher Luftangriffe nicht total durch Bomben vernichtet wnrde. Es hat daher mehr als andere
Städte die Verpflichtung darüber zn wachen, daß die
Neuballten sich hinsichtlich ihrer Gestalt und Durchbildung den bestehenden Bauwerken und Straßenzügen würdig einfügen. Der Fremde bewundert ja
hier nicht allein das „Goldene Dacht" als einzigartiges
Kleinod alter Vaukuust, sondern vielmehr eine ganze
Reihe einfacher, ehrlich gestalteter Bürgerhäuser und
daneben auch solche bäuerlichen Tiroler Gepräges.
Heute wäre es praktisch undenkbar und Wohl anch
nicht zweckentsprechend — abgesehen von den hohen
Kosten nnd der Verwendung von edlem Baumaterial
— so zu bauen wie es unsere Vorfahren getan haben.
Die meisten dieser Gebäude sind ja seinerzeit nicht in
einem Zuge errichtet worden, sondern das Ergebnis
eines langsamen, sich über Jahrhunderte hinziehenden Weiterbanens und Ergänzens, das vielleicht
mehrfach dnrch vernichtende Brände unterbrochen
wurde. Auch Innsbrucks Juwel, seine Altstadt,
wnrde leider durch die Bombeuaugriffe in Mitleidenschaft gezogen, sieben Hänser wnrden dabei gänzlich
zerstört und über ein Dutzend erlitten schwere Schäden. Beim Wiederanfbau ist es also eine Selbstverständlichkeit, das historische Gesicht und den Charakter der Altstadt streng zn wahren. Dies schließt nicht
ans, daß speziell die neuen Grundrisse nach modernen gesnndheitlichcn Prinzipien geplant werden. Hie
zu werden anch die Ausführungen des jüngst verstorbenen Stadtphyfikus Dr. Robert Kapfercr in Nmn
mer 11/12 (1948) dieses „Amtsblattes" zn beachten
sein. Das Stadtbanamt Innsbrnck nnd das Landes
denkmalamt — siehe Anfsatz von Dr. Gritsch — sind
einträchtig bemüht, das alte Stadtbild zn erhalten
und womöglich den gotischen Charakter der Hänser,
welche in neuerer Zeit durch Renovierungen vielfach
ihren alten S t i l verloren haben, wieder heranszn
kristallisieren. Das sogenannte „Kapfererhaus" hat
bereits fröhliche Urständ gefeiert und blickt freundlich

mit seinem Übcrcckerkcr in die Herzog-Friedrich-Strahe. Das gegenüberliegende altbcrühmte Trautsonhaus war bei einem Bombenangriff gleichfalls erheblich beschädigt worden. Anläßlich der Restaurierung zeigte fich, daß sich unter der alten Tünche wnndcrschöne Renaissance-Fresken erhalten hatten. Dieses Haus wurde mit ganz besonderer Liebe und verständnisvollem Eingehen ans den Altbestand renoviert
nnd dadurch zn cincin neuen künstlerischen Kleinod
der Altstadt gemacht. Das Landcsdcnkmalamt nnter
Leitung des Landcskonservators Dr. Oswald Trapp
hat sich im Verein mit Arch. Matnella vorzüglich nm
diese Renovierung bemüht. Anch die Stadt Innsbruck hat sich dabei finanziell fördernd beteiligt. Das
anschließende sog. Voglsangcrhans erhielt ebenfalls
ein ncnes originelles Freskenkleid, ein Verdienst des
Landesdenkmalamtes in Znsammenarbeit mit Architekt Kotck nnd Baumeister Iartschitsch. Nicht vergessen sei schließlich der schwierige Aufbau des Hauses
Schlossergassc 27, welcher ebenfalls bereits im Nohban fertiggestellt ist. (Entwnrf nnd Ausführung dnrch
die Firma Anton Fritz.)
Die Renovierungen in der Altstadt sind beträcht^
lichen Tchwierigkeitcn ausgesetzt. Die meisten Hans
mauern wurden einfach ans den rnnden Bachsteinen,
wie man sie eben im I n n fand, ohne festen Verband
zusammengefügt. Oft fehlt sogar eine eigene Feuermaner. Ursprünglich dürfte der Mörtel zweifellos
gut gewesen sein. I m Verlanfe der Jahrhunderte —
es gab ja damals noch keine Bodenisoliernng — sind
die Manern jedoch vom Grnnde heraus total durchs
feuchtet worden, fo daß der Mörtel allmählich abgestanden und faul wnrde. Die Haltbarkeit dieser Manern hat daher sehr gelitten nnd mau kann ruhig be^
hanptrn, daß sich ein Hans aus Altersschwäche an
das andere lehnt und stützt. An einer Stelle, wo die
Bomben ein Haus aus der Mitte heraus zerstört hatten, kamen die Häuser rechte und link? davon sogar
znm Einstürze, so daß umfangreiche nnd kostspielige
Pölzungcn zu ihrer Aufrechterhaltuug notwendig