Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.4

- S.46

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INNSBR

Mühlauer Lawinen
im 20. Jahrhundert
brüggl zum Stehen, wobei die ungeschützte Hauptwasserleitung Innsbrucks zerstört wurde. Die Stadt litt vier
Tage unter einer argen Wassernot.
Außerdem wurde ein Generatorenraum des Mühlauer Elektrizitätswerks
schwer beschädigt. Die Stirnhöhe dieses Schneesturzes betrug etwa acht
Meter.
Von Lukas Morscher
Durch die Schneemassen war das
Bachbett des Wurmbaches verlegt,
der sich aufstaute und am 22. Jänner
doch am 2. Februar 1923 wieder ein
für
mehrere Stunden quer durch das ESchneesturz in Mühlau ein.
Werk
ein neues Bett suchte und dabei
Er verschüttete den Schillerweg und
schwere Verwüstungen anrichtete.
reichte bis in die Höhe der Villa HaslSchließlich verstopfte das mitgeführte
wandter (= Josef-Schraffl-Straße 4). Es
Material den Abfluß unter der Haller
wurden
die
Straße, sodaß das Wasser einen Tag
Leitungen des
lang durch die Ferdinand-Weyrerstädtischen
Straße und dann über die Haller Straße
Elektrizitätsfloß. Die Ferdinand-Weyrer-Straße
werkes abgewurde durch die Gewalt dieses Wildrissen und das
baches etwa einen halben Meter tief
Dibiasi-Haus
abgetragen.
(=
JosefDer Schwemmkegel des Baches in
Schrafflden Inn war so groß, daß es über ein
Straße 2) und
Jahr dauerte, bis er vom Inn weggeein Stöcklgespült worden war.
bäude,
das
von einer WitTeile von Hötting und Mühlau mußwe bewohnt
ten wegen der Lawinengefahr evakuiert
wurde, verwerden, weil die Auffangbecken beschüttet. Diereits mit Geröll, Schnee und Ablagese
entging
rungen angefüllt waren und somit keidem sicheren Mühlauer Lawinen (1935, Ausschnitt aus R. Preuss, Original im Stadt-nen weiteren Schutz mehr boten. In
Tod nur da- archiv)
Mühlau wurden vor allem die Bewohdurch, daß sie kurz vor dem Abgang in der Folge den Duftigraben, durch ner von Teilen der Josef-Schrafflder Lawine das Haus verlassen hatte. Schutzbauten zu sichern. Der dauernStraße, der Holzgasse, des WurmSie verlor ihren gesamten Besitz. Am de Geldmangel verzögerte die rasche bachweges und des Schloßfeldes zum
4. Februar, einem Sonntag, so meldeUmsetzung. Erst 1939 wurde das Ge- Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
ten die Innsbrucker Nachrichten, war
biet mit betonierten Abweisspornen, Von den betroffenen 361 Bewohnern
Mühlau das „Ziel tausender von SpaFangnetzen und schließlich mit zwei kamen aber nur 1 18 dieser Auffordeziergängern, von denen wohl viele hier
rung nach. Sie wurden, sofern sie nicht
neun Meter hohen Dämmen geschützt.
zum erstenmal Macht und Wirkung eiDie Innsbrucker Nachrichten sprechen privat unterkommen konnten, in vernes solchen Naturereignisses aus ei- am 12. Jänner 1940 davon, daß
schiedenen Gasthäusern untergegener Anschauung kennen lernten".
bracht.
„Mühlau von der Lawinengefahr beFür die Witwe wurde eine Spenden- freit" ist.
Durch den systematischen Bau von
kasse aufgestellt.
Schutzsystemen werden bedrohte StriDie Realität holte Mühlau am 21. JänIm Jahr 1935 brach gegen 16 Uhr ei- ner 1951 ein, als sich nach mehreren che besser gesichert, sodaß sich die
ne mächtige Fließlawine los, deren am kleineren Schneebrettern gegen 2 l unmittelbare Gefahr für Leben und EiUhr eine enorme Lawine unterhalb der gentum wesentlich vermindert, jedoch
weitesten vorgedrungene Ausläufer anRumer Spitze löste und durch die beweisen die aktuellen Ereignisse diegeblich eine Mächtigkeit von 20 Meter
Mühlauer Klamm talwärts stürzte. Sie ses Winters, daß ein endgültiger
erreichten. Die Lawine schloß das DiSchutz nicht erreicht werden kann.
kam wenige Meter vor dem Schweinbiasi-Haus zur Gänze ein und reichte

Im Bereich der Landeshauptstadt
Innsbruck ist Mühlau von schweren Lawinenabgängen durch die Mühlauer
Klamm bedroht. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts blieben die Lawinen meist
unter der Arzler Alm liegen. Nach einer
Pause von etwa 35 Jahren brach je-

bis in den Garten der Villa Haslwandter. Wegen der Schäden an ihren Häusern mußten 24 Menschen evakuiert
werden.
Noch am gleichen Tag brachen an
den Hängen der Nordkette über Innsbruck mehrere Lawinen los, die in
Summe etwa 17 Hektar Wald beschädigten oder vernichteten.
Unter dem Eindruck dieser Verwüstungen wurden von der Wildbachund Lawinenverbauung unter ihrem
Leiter Ing. Arthur Pokorny Pläne erstellt, das Einzugsgebiet dieser Lawine, nämlich das Brunnen-, das Alm-,
das Ochsen- und das Taubental bzw.

INNSBRUCK INI;()RMIHRT-APRIL 1999