Innsbruck Informiert

Jg.1998

/ Nr.2

- S.42

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Dem Innsbrucker Pestarzt Dr. Paul
Weinhart zum 350. Todestag
aus heutiger Sicht - landesfürstlicher
Amtsarzt. In diese Phase seiner Biographie fiel die sogenannte „Pest-"
bzw. Typhus-Epidemie des Jahres
1611 - das Jahr seiner selbstlosen Bewährung. Während wer immer konnte,
angesichts dieser im Frühjahr in
Schwaz ausgebrochenen Seuche aus
Innsbruck floh, ließ er sich „in Gottes
Namen als Contagionsarzt gebrauchen
... und des Völkls allhie, das allzeit ain
trewlich guets Vertrauen zum Ime gehabt erbarmen." Wie wenig er rein medizinisch gegen die damalige fürchterliche Epidemie ausrichten konnte, zeigt
schon allein die Tatsache, daß er hilflos mitansehen mußte, wie sowohl

den Monaten Juni bis November nicht
weniger als 205 Todesopfer gefordert,
das waren nicht ganz 5 Prozent der gesamten damaligen Stadtbevölkerung!
Angesichts der menschlichen Ohnmacht suchten Weinhart und Köstlan
die Hilfe bei Gott und empfahlen dem
Stadtrat die Stiftung und den Bau einer
Kirche zu Ehren der Schutzpatrone geVon Stadtarchivdirektor
gen die Pest, nämlich der drei Heiligen
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
Sebastian, Pirmin und Rochus, und
zwar in der unmittelbaren Nachbarlebendig zu erhalten. Zuvor hatte dieschaft des Pestlazarettes (Anm.: Dem
se Straße die Bezeichnung „Fabriksdamaligen Holzbau folgte 1700 das noch
gasse" - nach der ehemaligen Textilfabestehende ehemalige städtische Lazabrik Ganahl und Rhomberg an ihrem
rettgebäude, Weinhartstraße Nr. 2).
Südende. - Wer nun war dieser
Ihrer Eingabe vom 19. September folgDr. Weinhart? Er stammte aus Augste bereits am 21. September der
burg, wo er im Jahre 1570 zur
betreffende Beschluß des StadtWelt kam. Das Studium der Merates unter Bürgermeister Georg
dizin absolvierte er vermutlich an
Fellengibel: Bis dahin zählte man
einer Universität in Oberitalien
bereits rund 140 „Pest-Tote".
und tritt 1598 erstmals als Arzt in
Das letzte Opfer, ein Kind, starb
seiner Heimatstadt in Erscheiam 30. November. Rund ein halnung. Schon zwei Jahre später
bes Jahr später erfolgte die
führte ihn sein Lebensweg nach
Grundsteinlegung für die „DreiInnsbruck, wo er zunächst Leibheiligenkirche" am 24. Mai 1612.
arzt des Markgrafen Karl von
Ihre Weihe konnte bereits am
Burgau, des jüngeren Sohnes
13.Oktober 1613 durch den
Erzherzog Ferdinands II. und der
Brixner Weihbischof vorgenomPhilippine Welser, wurde. Eben
men werden. Fünf Tage danach
diese Anstellung läßt auch vergestattete der Stadtrat seinem
muten, daß Pauls Kontakte zum
verdienten Pestarzt, sich in der
Markgrafen über die bekannte
Kirche eine - noch erhaltene Augsburger Unternehmerfamilie
bronzene Gedenktafel zu setzen
der Welser angebahnt worden
und sich dort eine Familiengrabsind. Hier in Innsbruck - und nicht
stätte zu errichten. Weinhart fand
im burgauischen Günzburg in
so, als er 1648 in seinem Wohnder östlichen Nachbarschaft seihause (Dreiheiligenstraße Nr. 1)
ner Geburtsstadt - war Weinhart
starb, schräg gegenüber auch
nun sechs Jahre lang markgräfliPort ml Dr. Paul Wcinhüits ((/c,/ IMtl) von unbekanntem
cher Leibarzt und zugleich Bi- Meister.
Privatbesitz, Foto: M.Hye-Wcmhart seine letzte Ruhestätte. So erinnern noch heute Kirche, Wohnbliothekar in Schloß Ambras, wo
haus und Straßenname an diesen
wir seinen Namen auch in den berühmseine eigene Gattin als auch dor Innsselbstlosen Innsbrucker Arzt, dessen
ten Trinkbüchern antreffen. Als der
brucker Jesuitenpater Caspar MelchiMarkgraf seinen Hof im Jahre 1606 or von Köstlan, der dc-n Kranken an der Andenken mit diesen Zeilen oin wenig
nach Günzburg verlegt hat, blieb Wein- Seite des Arztes als Priester zu helfen aufgefrischt werden soll (vgl. dazu
hart in Innsbruck, wo er unterdessen bemüht war, von der Seuche hinweg- auch F. H. Hye, Die Dreiheiligonkir1604 Juliane Hiltprant aus Landsborg gerafft worden sind. Wie Bernhard che. = Veröff. aus dorn Innsbrucker
Stadtarohiv Nr. 25, Innsbruck 1963;
geheiratet hatte und so seßhaft geSchretter „Die Pest in Inol 1611 sowie von demselben, Dio Innsworden war. Angebote der Fürstenhö1612"( = Veröff. d.InnsbruckcM Stadtbrucker Familie Weinhart 1600 1833.
fe in München, Salzburg und Graz lehnarchivs NF. Bd. 12/13, Innsbruck
= Schlern-Schnfton, Bd. 258, Innste er ab, nahm hingegen das der hiesi1982, S. 385) feststellen konnte;, hat
gen Regierung an und wurde somit die Epidemie damals in Innsbruck in bruck 1970).
Jene Straße, die von der Dreiheiligenstraße südwärts zur König-LaurinStraße führt, hat der Gemeinderat im
Jahre 1930 in „Weinhartstraße" umbenannt, um damit das Gedenken an eine verdiente Persönlichkeit unserer
Stadt, den Arzt Dr. Paul Weinhart d.Ä.,


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