Innsbruck Informiert

Jg.1997

/ Nr.11

- S.33

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INNSBR

Mit Information gegen das
Sektenunwesen
Der Einstieg in die Esoterikund Sektenszone „passiert"
über unverfängliche Angebote. Rat und Unterstützung in
Notsituationen wird angeboten
- dem Mann/der Frau in der
Ehekrise, dem Schüler und Studenten bei der Prüfungsangst.
Vor allem wenn es um Gesundheit und schnelle Heilung
geht, sind sehr viele Menschen
empfänglich für alternative Methoden. „Gegen den Grundgedanken wäre nichts einzuwenden", meint Mag. Willi Thaler,
Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche: „Problematisch wird es, wenn diese Angebote zur Geschäftemacherei
und Abhängigkeit ausarten."
Denn: Nach Kursende kostet jede weitere Beratung vom „Meister" und „Guru" meistens teures Geld. Bedenklich auch die
Erfahrung des Kinderpsychologen Dr. Heinz Zangerl: „65 Prozent der Kinder haben eine esoterische Vorbehandlung, ehe
die Eltern einen Arzt oder Psychologen aufsuchen."

Die Motive der
Sekten
Geld, Macht, Schwächung
wirtschaftlicher, staatlicher
Strukturen sind meistens die
wahren Motive der Sekten und
obskuren Kulte. Das diffuse Angebot an Sekten ist groß und
reicht von den Gurubewegungen bis zur Neuen Akropolis
und den Scientologen - „Ein
Containerbegriff, in dem es genaue Grenzen zu den anerkannten Religionen zu ziehen
gilt", betont Mag. Wolfgang Mischit/, Woltan:;r.hauungsrefe-

Mit raffinierten und nur schwer durchschaubaren Werbemethoden drängen Sekten und esoterische Gruppierungen auf den Markt der Religionen. Entwurzelte junge Menschen, zerstörte Familien, psychischer und finanzieller Ruin sind oft die dramatischen Folgen.
rent der Diözese Innsbruck.
Österreichweit sind immerhin
50.000 Menschen aktive Mitglieder einer Sekte, 200.000
sind von dem Sektenphänomen
betroffen, rund 50 Prozent der
Jugendlichen interessieren sich
für Sekten, Okkultismus und
Satanismus. In Tirol werben
rund 50 pseudoreligiöse Gruppierungen.
Vor allem Jugendliche in einer
Pubertäts- und Orientierungskrise sind gefährdet und suchen
Vor- und Leitbilder, Ideale und
Ideologien. „Eine ,Checkliste"
zu erstellen, wann ein Kind gefährdet ist, ist schwer", warnt
Tirols Jugendanwalt Mag. Franz
Preishuber: „Bei Absinken der
Schulleistungen, Aufgabe von
alten Freunden oder undurchsichtigen plötzlichen Verpflichtungen muß jedenfalls die
Alarmglocke klingeln." Helfen
kann eine starke Persönlichkeitsbildung des Jugendlichen.
Schulratspräsident Dr. Leopold
Wagner: „Eltern und Schule gemeinsam müssen helfen, die
Kinder in ihrer Persönlichkeit zu
entwickeln."
Im Kampf gegen die Sekten
setzen Experten und Politik auf
Information und strengere Gesetze. Die vom Unterrichtsministerium an die Schulen verteilte Broschüre „Sekten-Wissen
schützt" wurde mit einer Auflage von 400.000 ein Bestseller.

Das pädagogische Referat der
Bezirksbildstelle bietet Schulen, Eltern und Elternvereinigungen Videos, Filme und Broschüren an.

Strengere Gesetze
Im neuen Anerkennungsgesetz für religiöse Weltanschauungen werden die Bestimmungen strenger, und noch im November-Landtag wird ein Antrag
eingebracht, auf Landesebene
ein Beratungszentrum zu errichten.
In Innsbruck wurde die aggressive Werbung von Scientology, ebenso wie in der Schweiz
und Deutschland als staatsgefährdend eingestuft, bereits vor
zwei Jahren auf öffentlichen
Flächen untersagt. Ende "96
wurde der Arbeitskreis Sekten/destruktive Kulte mit Vertretern des Landes, der Stadt, der
Kirchen und der Schulen gegründet. Initiator StR. Lothar
Müller: „Die Stadt ist bereit, Partei zu ergreifen." Bürgermeister
Dr. Herwig van Staa: „Anhänger
von Gruppierungen, deren Ziel
der Umsturz des Staates ist, sind
für eine Position in der Verwaltung untragbar." Bereit, Stellung
zu beziehen, ist man auch auf
Bundesebene. Familienminister
Dr. Martin Bartenbach: „Gruppierungen, die die Freiheit des
einzelnen einschränken, müssen
bekämpft werden."

Wer sich informieren will, kann sich an folgende
Beratungsstellen wenden:
Refeiat fui Wdtansr.hauuMijNli.KjiMi. Mai). Woltgancj Mischit/, Rindgasse 9, Toi. 2230-557
oktrnlxNiufliaijtiM d(M ovan(|olisc.hori Kirche, Mag. Willi Thaler: Gutshofwog 8, Toi. 344-411
Kindor und Juyundanwalt Im Inol, Mag. Fiarv Proishubor, Sillgasse 8, Tel. 17 08
Bezirksbildstelle Tirol; Medionpäda(j Erziehungsberatung des Landes, Anichstraße 40, Tel. 57 20 93 oder 57 57 77
Schulpsychologischer Beratungsdienst, Tempistraße 4, Tel. 57 70 46
Caritas-Familienberatung, Wilhelm-Greil-Straße 5, Tel. 58 88 75
Zentrum für Ehe- und Familienberatungsfragen, Anichstr. 24, Tel. 58 00 7 I

INNSBRUCK INIORMII K I

SI-RVIChBl-ILAGH - NOVl-MBI-K

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Sozialamt
arbeitet korrekt
„Das Sozialhilfegesetz wurde im letzten Jahr korrekt vollzogen." Klare Position bezieht
Vizebürgermeister DI Eugen
Sprenger zur Arbeit des Sozialamtes und seiner zwölf Mitarbeiter: „Beim Vollzug des
Gesetzes gibt es keinen Anlaß
zur Kritik." Die Attacken des
Sozialpolitischen Arbeitskreises (SPAK) sind für Innsbrucks Sozialreferenten unverständlich, ebenso die vor
kurzem in einer Postwurfsendung ausgesandte Information über die Sozialhilfe: „Hier
werden Bürger in unvertretbarer Weise aufgefordert, Sozialhilfe zu beziehen."
Am
„unausgewogenen
Desinformationsblatt" (Sprenger) gilt es, falsche Aussagen
zu korrigieren oder fehlende
zu ergänzen (etwa, daß sofort
ein Anspruch auf Unterstützung und Auszahlung bestehe). „Durch das Flugblatt wird
eine Erwartungshaltung geschaffen, die nicht erfüllt werden kann", kritisiert Dr. Peter
Brühwasser (Leiter des Sozialamtes): „Das bringt Verwirrung und trägt nicht bei zu einem geordneten Vollzug des
Sozialhilfegesetzes."
Die Arbeit am Haydnplatz 5
ist intensiv: Zwischen 6000
und 8000 Bescheiden werden im Sozialamt jährlich bearbeitet und in kürzester Zeit
erlassen.
Den Vorwurf schikanöser
Behandlung der Antragssteiler weist der Leiter des Sozialamtes, Dr. Brühwasser,
ebenso dezidiert zurück wie
den Vorwurf, Informationen
über die Sozialhilfe zurückzuhalten: „Wir schikanieren nicht
Parteien, wenn man Unterlagen verlangt, die im Gesetz
vorgeschrieben sind." Und:
„Für jeden sichtbar angeschlagen ist das Informationsblatt über die Sozialhilfe, übrigens einmalig in Tirol."
Insgesamt 109,6 Millionen
öS sind heuer in Innsbruck für
die Sozialhilfe vorgesehen. Tirolweit zahlt Innsbruck 80 Prozent dor Gemeindeanteile, nur
20 Prozent zahlen die acht
restlichen Bezirke Tirols.

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