Innsbruck Informiert

Jg.1996

/ Nr.11

- S.55

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INNSBR
Kulturgüter einer Stadt und Visitenkarten. Das gilt auch für große Friedhöfe.
Wer hat nicht schon nachdenklich die
Gräberreihen durchschritten und nach
den Namen Verstorbener gesucht.
Die Kirche sanktioniert nun auch die
Urnenbestattung. Es gibt Menschen,
die aus verschiedenen Gründen eine
Einäscherung wünschen. Aus städtischer Sicht hätte es u. a. den Vorteil,
weniger Platz zu benötigen, für Innsbruck durchaus überlegenswert. Es
fehlt aber bis jetzt immer noch das
schon lange geplante Krematorium,
wodurch umständliche Transporte
nach Salzburg erforderlich werden. Da/Am Igler Friedhof ist ein neues Friedhofsgebäude mit einer Aufbahrungshalle in Bau.
her ist es Zeit, ernst zu machen, mit ei(Foto: B. Habicher)
nem solchen Bau in Innsbruck, der für
das
nächste Jahr vorgesehen ist.
ein Problem für den Ausbau sind. In ei- blick der Tod eintritt. Die Einsamkeit, die
nem Europa ohne Grenzen sind wir auch
GR Helmut Kritzinger
unpersönliche Behandlung setzen schon
aufgerufen, die Ehrfurcht vor der Tradiein, wenn der Kranke aus der gewohnten
tion der verschiedenen Religionen zu erUmgebung herausgerissen und hastig in
möglichen. Wir Freiheitliche wollen das
ein Krankenhaus geschafft wird. (...) Der
von „Innsbruck informiert" gestellte TheTransport ist der Beginn einer langen LeiDer
Volksmund
ma nicht auf eine Auflistung der funktiodenszeit. Schon der Gesunde erträgt
sagt:
„Im
Alter wird
nierenden Infrastruktur begrenzen. Diekaum die Geräusche, das Licht, die Pumman
fromm."
Diese
se Orte und Momente des Gedenkens
pen, die vielen Stimmen, die den Kranken
r
Erkenntnis
soll
sagen,
sollten vor allem für die Politik ein Anstoß
im Notaufnahmeraum überfallen. Vielleicht
für Grundsatzfragen sein. Für den Philo1 ~~ _
ab einem gewissen
sollten wir mehr an den Patienten unter seisophen Jaspers ist der Tod die Grenze
Alter wird die Auseinnen Decken und Laken denken, sollten
Überales Forum andersetzung mit der
der Freiheit. Damit die undurchschauunsere gutgemeinte Tüchtigkeit und Hast
baren Weltmärkte und Geldströme, die
Frage, woher komme ich, wohin gehe ich,
einen Augenblick vergessen, dem Kranweltweiten Vernetzungen nicht zu Greneine zunehmend wichtige.
ken die Hand halten, ihm zulächeln und
zen der Freiheit für den einzelnen BürWir alle beginnen unser Leben mit einer
seine Frage beantworten. In vielen Fällen
ger werden, dafür hat eine verantworSchuld. Wir schulden dem Leben den
ist der Transport ins Krankenhaus schlicht
tungsvolle Politik mit moralischer Kraft,
Tod. Unabhängig ob bekennend gläubig
die erste Phase des Sterbens.
Offenheit und Toleranz einzutreten!
oder nicht, befaßt sich jeder Mensch irGRin Doris Linser
gendwann
mit der Frage, was dem Tode
STR Rudi Federspiel
GRin Anuschka Samsinger
folgt. Für die meisten von uns steht fest,
daß noch etwas kommt, wenngleich dieses „etwas" sehr oft nicht mit dem von der
Amtskirche vermittelten Gottesbild übereinstimmt. Aber auch deklarierte Atheihaben wir
Ein Begräbnis kostet in Innsbruck minsten oder gar Agnostiker befassen sich mit
dem
Buch
destens S 30.000,-. Die privatwirtdieser zentralen Frage der menschlichen
von Elisabeth
schaftlich geführten BestattungsunterExistenz. Laut Freud kann sich überhaupt
Kübler-Ross
nehmen bieten gutes Service, und viele
DIE GRÜNEN
niemand diesem Rätsel entziehen, denn
„Interviews
trauernde Angehörige, oft seelisch und
auch jene, die nicht glauben, verdrängen
DIE INNSBRUCKER GRÜNEN m j t Sterbenphysisch handlungsunfähig, anerkennen
in Wirklichkeit nur „ihren" Glauben. Für
den" entnommen, denn nach Ansicht der
die Leistungen dieser Einrichtungen.
uns Liberale ist aber die Voraussetzung für
INNSBRUCKER GRÜNEN kann niemand
Innsbruck besitzt ein knappes Duteine wirklich wertfreie Auseinandersetüber dieses Thema besser schreiben als
zend Friedhöfe; sie sind gepflegt und
zung mit diesem Thema die klare Trensie:
es gab nie Diskussionen im Gemeinnung von Kirche und Staat. Religion ist
„Sicher gibt es mehrere Motive für die
derat bei geplanten
Privatsache und darf keinesfalls von
Flucht vor der Realität des Todes, doch
Ausgaben.
Viele
„oben" angeordnet werden. Nehmen wir
das wichtigste liegt vielleicht in der TatsaMenschen, besondoch das katholische Allerheiligenfest zum
che, daß Sterben heute grausamer als
ders Ältere, besuAnlaß, um für mehr Toleranz gegenüber
früher ist, so einsam, so mechanisiert und
chen den Friedhof
Andersdenkenden aufzurufen!
unpersönlich, daß man zuweilen nicht
statt einer ParkanlaGR Günter Hämmerle
Tiroler
Seniorenbund
mehr angeben kann, in welchem Augenge. Friedhöfe sind

Allerheiligen,
ein Fest der Toleranz

Gedanken zum
Sterben ...

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INNSBRUCK INFORMIERT - NOVEMBER 1996

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