Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.9

- S.5

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der Landeshauptstadt
hat. ^v"eu» ma» dann cinc», der co uno >o vorrechne!,
fragt, n"arm» cr niä"i Vc-brcr gcu"orden ist, streckt er
beide Hände abu"ebrend vor: Um Gotteowillen, ick
könnt" eo nnl den ^ral>en nickt a n f a l l e n ; nein, dazu
balle ick nickt die?1?erveil,
Der Velner, den wir in der ^olkoscknle batten, ist ofl
eine nnvergeßlicke Fignr unsereo Veleno. Daulil er
aber da? sein kann, ist co notwendig, das; er (^el^g^>
heit hat, seine Pcrsönlickkci! "^» entfalle»,
DcrNationalsozialiomno n"ar ans de» Vebre, »ckleclu
zu sprechen
Hitlers üble Ersabrungen in der Schnle!
, für ihn war er ein farbloser Staatoangestellter mit
dem Übernamen „Steißtrommler" nnd erst dann einigermaßen ernst zn nehmen, wenn Haar der Partei verschrieb nnd ihre Doktrinen in der
Scknle klaglos an den M a n n brachte. W i r haben cine
völlig entgegengesetzte Aufsassnng vom Lehrer. Er
sollte viel mehr vom freien Künstler an sich haben alo
vom lxbördenfrommen ^amm; er sollte nickt in einer
Partcidoktrin erstarren, sondern dem Vebcn
nnd damit ist anck das Geistesleben gemeint
aufgeschlossen
bleiben, er sollte in ständiger Weiterbildung begriffen
sein, die unterrichtsfreie Zeit zum ^esen, Beobachten,
Diokntieren benützen, damit er i"edeo Jahr crsabrener,
rcicker nnd lebendiger vor die fugend trete. Solange
er jedoch die gleiche Freizeit dazu verwenden musi,
Fragebogen auszufüllen, Gesuche um die alljährliche
Anstellung zu sckreiben, nachzuweisen, daß er kein
Kriegoverbrceber und Parteibonze war, fo lange ist
ihm die Atmosphäre entzogen, in der ano einem jungen
nnd begeisternngofähigcn Lehrer cine Persönlichkeit
werden kann, dir einer Klasse nnvergeßsick wird.
Dic SchnlaussichtSbehörden
Vandcoschnlrat,
Stadt- und Bezirksschulräte
haben sich seit M a i
1l)45 weitaus am intensivsten mit den personalpolitischen Nachwehen des zusammengekrachten Regimes
abgeben müssen, statt sick mit der beruflichen nnd außerberuflichen Fortbildnng der Lehrerschaft zn beschäftigen, womit eine ihrer wichtigeren Aufgaben bestünde.
Aber auch hier fchlt es an materiellen Voranofctzungen :
die Lchrerbibliothcken sind zum Teil vernichtet oder in
alle Winde zerstreut, das gegenseitige Verhältnis der
Vehrcr und vielleicht auch jenes der Lehrerschaft zur
vorgesetzten Behörde bat noch nicht den Charakter dcö
vollen Vertrauens zurückgewonnen, der vor 1 9 ^ in
dieser Bcrnfsgrnppc weitgehend herrschte. Die demokratischen Einrichtungen des Stadt- und Landcsschulrateo, der Dio^ipliuar- nnd Dienstbeschreibungotom^
inissionen, der Vebrerkonseren^en sind durch die Wieder
einführnng des Vandeoschnlgesctzes vom Jahre l".»::."
zwar gegeben, haben aber den Geist bchördlichcr Antokratic lein Überbleibsel des „Fübrerpriuzips") nock
nicht völlig verscheucht und ans der anderen Seite den
Geist der Ängstlichkeit, der l l i n r e i b m , das Gefühl deo

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öcite

GesnhrtN"erdenlnüfseno noch nicht ganz überwunden.
Was die Schule also braucht, ist die Verbreiterung und
Vertiefung deo ^cwnßtseino, in einem demokratischen
-^taat zn leben, in welchem die Grundrechte des Menschen nickt bloß auf dein Papier stchcn.
(5o muß zur (5hre der Lehrerschaft gefagt werden,
daß sie sick trotz des Druckes, der von der Partei gerade
ans diese "^crufsgruppe anogeübt wnrde, zu einem verbältnioinäßig boben Pro^"iusal> ge»veigert hat, ibr
beizutreten; iveitcro aber anck, daß sick ein mindestens
ebenso hoher Prozentsatz trotz Parteizugehörigkeit mnerlick gegen den Nationalsozialismus gestellt hat und
sick tren geblieben ist. Um so verwunderlicker mntet es
an, daß man solcken Männer» nnd Kranen, die lvä!)rend dco tansendjäbrigen Reicheo in der Scknle das
Ärgste zu verhüten wnßten, hcnte die Fähigkeit aberkennt, eine Schule zn leiten. W i r können nur hoffen
und wünscken, daß eo mit der Verwirrung nnd Beunruhigung, die ano solchen Maßnahmen entstehen, auch
einmal zu (5nde geht, nnd daß unser Schulwesen wieder das wird, was es einmal w a r : eine dem Wesen
dco Österreichers angepaßte, vom Geist wahrer Demokratie erfüllte (5inricktnng, die anck dem Ausland Respekt abnötigt.
Für weite Kreise, die mit der Scknle nickto zu tun
haben, ist co vielleicht wissenowcrt, in kurzer Übersicht
zu erfahren, was für Vcstimmungcn auf dcm Gebiete
der Pflicktsckule von besonderer Bedeutung sind.
1. Schuleintritt: Der ^andcofchnlrat hat verfügt,
daß im Hinblick auf den außerordentlichen Mangel an
Scknlräumen bis auf weiteres der erste Schnleintritt
an die Vollendung deo feckstcn Lebensjahres gebunden
bleibt, d. h. also, nnr Kinder, die am Tagc des Schulbeginncs bereits sechs Jahre alt sind, werden eingeschrieben. Anonahmen genehmigt der Stadtschulrat in
befondcro berüeksichtigungswürdigen Fällen.
2. Der normale Besuch der Volksschule dauert vier
Jahre; nack der vierten Klasse crfolgt der Übertritt in
die Hanptscknlc für alle diejenigen, die nicht in eine
Mittelschule eintreten oder bei denen die Lehrerkonferen^ feststellt, daß sie nicht hauptfchulreif sind. Die
Hauptfckulc ist alfo genan fo eine Pflichtschule wie die
Volksschule. Die nicht Hauptscbulrcifcn besuchen die
sogenannten Abschlußklassen (-">., l;., ?., X ) . Für K i n der, die in der allgemeinen Volkoscbnle nicht mitkommen, ist die Hilfsschnle da; an ihr unterrichten besonders geprüfte Lehrkräfte, die Schülerzahl ist pro Klasse
auf zwanzig verringert, fo daß cs möglieb ist, sich mit
jedem Kind in individueller Weife ;u befassen. l.5s
kommt oft vor, daß Hilfoscküler nack ;wei, drei Jabren
wieder in die Vollosckule ^nrücktebren lömn"n und dort
dann normal mitkommen.
!l. Die Volfsschulllasse n"ird von einem Vebrer unterrichtet, an der Hauptscknlc ist der sogenannte Fackunterrickt eingeführt: Vebrcr mit Fachprüfnngcu — z.
B. auo Rcchnen, Natnrlehre, Naturgeschichte odcr aus
^enlsck, Erdkunde, Gesckickttc
unterrichten nur ihre
Fäcker
einer der Vebrcr, die in dcr Klasse zu tnn
babell, ist Klassenvorstand nnd für die Erziehung der
ihm anvertrauten Sckar hanptvcrantwortlich. Er gibt
den Eltern Auskünfte und betreut die Kindcr in allem,
wao nicbt unmittelbar mit dem Unterricht zn tun hat.
^ie Hauptschule bat vier Klassen. Das Gesetz schreibt