Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.5

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1947_Amtsblatt_05
Ausgaben dieses Jahres – 1947
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite

"Amtsblatt der Vandeohallptftadt Iuuobruck

welche wiederum einer hohen Auffassung der Staatsaufgabcn und der Ttaatobürgerpflichtcn entspringt.
Es genießt ja jeder einzelne Mensch, so anck in
Österreich, vom Tage der Geburt an bis zu seinem Ableben, sogar noch darüber hinaus, z. B. in (örbschafts-

^lunnurr ."»

Tcstamcnts- und Familienreckts-Angelegenheiten, den
Sckutz des Staates. Daher hat auch der Staat das
Recht, dem einzelnen die Pflicht zur Benrknndnng seiner PersonenstandSmerkmale bei der cingesemen Standeöamtobchördc aufzuerlcgeu.
<^ortse>>ung solgt. )

von D r . Karl 5

Vor hundert Jahren
Mai —
wird der Jahrestag der Wiederherstellung der Universität mit einer akademischen Feier begangen,
findet im Rodoutensaal ein großer Konzertabend des
Musikvercines zu Ehren des Landtages statt,
wird das Lchramt der Tierheilkunde an der Universität dem Korrepetitor am Wiener Tierarznei-Institut,
Dr. Gustau Sivoboda, verliehen,
wird die Verleihung der Lehrkanzel für Geburtshilfe
an der Universität an den Doz. Dr. Wilhelm Lange in
Prag bekannt gegeben.
<5 hält der gcognostisch-montanistische Verein für Tirol
und Vorarlberg seine Generalversammlung im Ferdinand"cum.
lhält der Muscums-Vcrcin seine Generalversammlung
in Anwesenheit des LandeSgouvcrncurs Klcmcns Graf
VrandiS ab.

ltt. hält die k. k. Landwirtschafts-Gcscllfchast ihre Generalversammlung ab.
l9. beendigt der großeständischeAusschußkongreß seine Beratungen.
25. stirbt 94jährig die Er,klosterfrau Ioscpha Salesia v. Löffler, die letzte Insassin des erzherz. Regclhauscs.
27. Benefizvorstellung im Theater für Hr. Borger: „Gokdtcufel" oder „Ein Abenteuer in Amerika" von Karl
Ebner mit Musik vou Emil T i t l .
— findet dir feierliche Installation der Matbilde Gräfin
v. Stadcl-Kornbcrg als wirkliche Stiftsdame im adeligen Damenstift statt.
: l l . kommt Medizinal-NatDr. E. Scbmalz ans Dresden, seit
20 Jahren Spezialist für Krankheiten des Gchörs und
der Sprache, iu Innsbruck an, um einige Tage zu ordinieren.

Die Wehen der Nachkriegszeit
Innsbruck im Winter
Trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage wurden
am Silversterabeird in zahlreichen Gastbetrieben fröhliche
Feiern abgehalten. Die Stadtsäle, in denen die Arbeiterschaft ihre Silvesterfeicr veranstaltete, waren derart überfüllt, daß wunderte keinen Einlaß mehr finden konnten.
Ein beredtes Zeichen der Zeit ist das Glückwunschtelegramm
der Innsbruckcr Postbeamten an die Wiener Kollegen, das
lautete:
Ums alte Jahr ist uns nicht leid,
Es war mit allen Teufeln,
Brächt nns das neue keine bessere Zeit,
Dann war es zum Verzweifeln.
W i r hungern, werden niemals satt,
W i r werden auch im neuen Jahr es spüren.
Denn unser liebes Geld,
Das tat den ganzen Wert verlieren.
So sind wir wirklich übel dran
Bei nnserm Stand von heute,
Begreifen muß das jedermann.
Doch wir Tiroler halten drauf,
Daß wir von gutem Stamme,
W i r schwimmen immer obenauf,
Versinken nicht im Schlamme.
I m Jänner des Jahres 1920 dauerten die Sorgen des
abgelaufenen Jahres an. Am 2. und : l . wurde ein beschränkter Perfoncnzugsverkehr durchgeführt, dann blieb er wieder bis zum 7. eingestellt. Von den Schulen konnten nur
jene, die für Holzheizuug eingerichtet waren, am 7. Jänner eröffnet werden. Der Gastwirtestrcik wurde am 2. in^
soweit beigelegt, als sich die Wirte bereit erklärten, die in
Innsbruck wohnhaften Personen zu dem neuen Höcbstprcistarif ausspeisen zu wollen. Die Versorgung mit Südfrüchten, wie Orangen, Feigen und Edelkastanien, die so-

gar zu Futterzweckcn angeboten wurden, war infolge der
italienischen Besatzung günstig.
Die wohlgemeinte schwedische Mchlspendc führte zu gehässigen Auseinandersetzungen, da das Mehl zu schwarz
gewesen sei. I n scharfen Worten erklärte der Ernährungsrefcrcnt der Stadt, Dbcrmagistratsrat Nicdcrwieser, daß
der Magistrat wahrlich nichts dafür könne, wenn das Mehl
dem „verwöhnten" Gaumen des Innsbrnckcr Publikums
nicht mundete, denn schwarzes Roggenmchl in blühweisies
Weizcnnullermchl zu verwandeln liege nun einmal nicht
in seiner Macht. Er für seine Person sckäme sich jedenfalls
vor dem Auolaudc städtischer Beamter in Innsbruck zu sein.
Zugleich ersuchte er »in seine Entbebung vom Referate der
städtischen Lebensmittelversorgung. Bürgermeister Greil
lehnte dieses Ansuche» jedoch mit dem Ausdrucke uneingeschränkten Vertrauens und der vollen Anerkennung für seine
bisherige Tätigkeit ab.
Die Lage Hstcrrcichs im Allgemeinen äbnclte ebenfalls
der heutigen. Der Oberste Rat der Alliierten beschließt
einen dringenden Appell an die Vereinigten Staaten von
Amerika um ciucn Kredit zum Ankauf vo» Lebensmitteln
für Österreich. Durch die Streichung des StaalS;uschusseS
wird eine McblpreiScrlwhnng notwendig, die wieder eine
Steigerung der Brotpreisc nach sich ;>ebt. Eine Vermögensabgabe wird vorbereitete der llmsang der Abgabe soll
5> bis Die Heuer aufgetreteuc Koblennot batte ebenfalls im
Jahre 1!»20 ihre Parallele. Durch den Streik der Eisenbahner uud Kobleuarbeitcr in Oberscklcsicn mußte der gesamte österreichische Bahnverkebr vom l!>. bis 25. Jänner
ruhen. Das Außerferucr Gebiet und Vorarlberg hatten unter orkanartige» Stürmen zn leiden. DaS fcnchtkalte Wetter begünstigte eine Grippeepidemie, die durch die mangel-