Innsbruck Informiert
Jg.2021
/ Nr.9
- S.7
Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Elisabeth Meze, Leiterin der Geschäftsstelle Bürgerinnenund Bürgerbeteiligung, und Bürgermeister Georg Willi setzen
voll auf die Beteiligung - und damit auf das „Ohr bei den
BürgerInnen".
man am Ende einen Kompromiss finden
muss. Wir versuchen natürlich, Wünsche
zu berücksichtigen, aber manches geht
einfach nicht. Es gibt zum Beispiel Normen, die einzuhalten sind. Und wenn etwas nicht so umgesetzt werden kann,
dann verstehen das die Leute auch.
MEZE: Gut moderierte Beteiligungsprozesse führen oft schon im Verlauf weniger Besprechungen bzw. Veranstaltungen
zu konkreten Resultaten. Verzögerungen
bei der Umsetzung haben erfahrungsgemäß andere Gründe, als BürgerInnen, die
in Planungen miteinbezogen werden.
Welche Möglichkeiten der Mitsprache haben Kinder und Jugendliche in Innsbruck?
WILLI: Es gibt einen Jugendlandtag, ein
Jugendparlament und zahlreiche Formate, bei denen Kinder und Jugendliche mitreden können. Letztlich ist die Wahl einer
Klassensprecherin oder eines Obmanns
im Sportverein nichts anderes als ein de-
mokratischer Prozess, bei dem sich Leute
für ein Amt bewerben und diskutiert wird,
wer sie gut vertreten kann. Demokratie beginnt also schon sehr früh.
MEZE: Die Stadt versucht, Kinder und Jugendliche anlassbezogen einzubinden.
Das heißt, sobald ein Kinder- oder Jugendthema auftaucht, wie die Sanierung oder
der Neubau eines Sportplatzes, wird mit
allen interessierten AkteurInnen nach Lösungen gesucht – etwa wenn es um geeignete Partyplätze geht, die für Jugendliche besonders in der Corona-Pandemie
wichtig sind.
Was ist eigentlich aus dem Beteiligungsprozess Pradl geworden?
WILLI: In Pradl ist schon einiges weitergegangen, vieles soll noch folgen. Wir müssen auch die Leute mitnehmen, die Widerstände gegen bestimmte Projekte haben.
Oft ist die Erwartungshaltung einfach zu
hoch. Viele meinen, wenn das Ergebnis einer BürgerInnenbeteiligung vorliegt, dann
fahren morgen die Bagger auf. So funktioniert das aber in der Praxis nicht. Weil
die Projekte erst im Detail geplant werden
müssen, ein Budget zu erstellen ist und es
dafür politische Beschlüsse braucht. Erst
dann heißt es in der Regel: Das können
wir machen, aber bitte Schritt für Schritt.
MEZE: Pradl hat seinen eigenen Stadtteilkoordinator bekommen, der BürgerInnen, Vereine und städtische Ämter vernetzt und sich für lokale Anliegen engagiert. Auch das Urban Gardening hinter der
Pradler Kirche ist ein spannendes Vorzeigeergebnis aus dem Beteiligungsprozess.
Andere Wünsche und Ideen mögen zwar
auf den ersten Blick einfach in der Umsetzung wirken. Aber da viele verschiedene Bereiche wie Grünraum, Verkehr, Stadtplanung oder Tiefbau und unterschiedliche AkteurInnen wie Schule, Kirche und
AnrainerInnen involviert sind, braucht es
komplexe Abstimmungen.
Das Interview führte Michaela Darmann
INNSBRUCK INFORMIERT
MD
7