Innsbruck Informiert

Jg.2018

/ Nr.6

- S.58

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Rathausmitteilungen

© ÖNB

NS-Machtübernahme
am Abend des 11. März 1938

Solidarität und Ausschluss
in Innsbruck 1938
Aufmärsche, Appelle und Eintopfsonntage riefen eine emotionale Hochstimmung
hervor. Teil der NS-Erlebnisgemeinschaft zu sein, hieß auch, Mittellosen zu helfen.
Das stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl, gerade weil die Mitarbeit an der
„großen Sache“ auf rassistischer Ausgrenzung beruhte.
Univ. Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber (erinnern.at)

© LA BADEN-WÜRTTEMBERG

I

Spendensammlung für Volk,
Führer und Nation

58

INNSBRUCK INFORMIERT

n regelmäßigen Abständen sammelten nationalsozialistische Organisationen Spenden für Bedürftige und arme
Familien. Wer mitmachte – und es mussten alle mitmachen –, erfuhr die NS-Volksgemeinschaft in der Praxis und sich selbst
als Teil kollektiver Opferbereitschaft. Das
Sammeln und das Verteilen von Kleidung,
Lebensmitteln und Geld versinnbildlichten
die neue Zeit: das Zusammenrücken der
Nation und die symbolische Überwindung
der Klassengegensätze. Das NS-Regime inszenierte Spendenaktionen wie Volksfeste, um die Verbundenheit von Führer, Partei
und Volk zu beschwören. Spielmannszüge
der Hitler-Jugend und Musikkapellen sorgten für Aufsehen und Stimmung. Menschenaufläufe waren die Folge, Hunderte
standen in Innsbruck, Tausende in ganz Ti-

rol mit ihren Spendenbüchsen bereit. Die
NS-Presse stellte in Aussicht, Teil eines
gemeinnützigen Ganzen zu sein: „Liebe
Hausfrau, du möchtest einmal aus eigener
Kraft deinem weniger gut gestellten Volksgenossen helfen. Das kannst du, wenn
du hier und da etwas einsparst. Du hilfst
dem deutschen Volk in seiner Gesamtheit.“

Bekenntnis zur
NS-Volksgemeinschaft
Weitaus stärker als die Freude betonte die
Presse das Gebot und die Pflichterfüllung.
Sie schrieb von der ersten Pflicht, der doppelten Pflicht, der selbstverständlichen
Pflicht, von der Notwendigkeit, sich in den
Dienst der Sache zu stellen. Die Rede von
der Freude, dem Gebot und der Pflicht
schloss Drohungen mit ein: „Ein fanati-