Innsbruck Informiert

Jg.2011

/ Nr.2

- S.59

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s ta dtg e s c h i c h t e

A u s d e m S ta d ta r c h i v/ S ta d t m u s e u m

Edle Damen in Pradl –
fleißig, klug, literarisch gebildet und werktätig
Zwei schöne Frauen personifizieren seit 1910 im Stadtteil Pradl das Gewerbe und den Handel, rezitieren Gedichte von
Friedrich von Schiller, fordern Fleiß und empfehlen „kluges“ wirtschaftliches Vorgehen. Der Pradler Maler Rafael Thaler
hat die Wirtschafts-Göttinnen auf die Fassade des Hauses Pradler Straße Nr. 38 gemalt.
vo n D r . H e l m u t h O e h l e r

I

n der Pradler Straße vermitteln um
1910 erbaute Heimatstilhäuser mit ihren Erkern und Giebeln den Eindruck
behaglicher Bürgerlichkeit in der Vorstadt.

Zwei Damen mit Gewerbe
und Handel beschäftigt
Am Haus Pradler Straße Nr. 38 wird der
Betrachter jedoch mit zwei edlen, in antikisierende Gewänder gehüllten Damen konfrontiert, die sich keineswegs dem süßen
Nichtstun hingeben. Im Gegenteil! 1910
von Rafael Thaler auf die Fassade gemalt,
sind sie seit über 100 Jahren wirtschaftlich
tätig! Die überlebensgroßen Frauengestalten verbildlichen Gewerbe und Handel.

Die Arbeit ist des Bürgers Zierde
Die Personifikation des Gewerbes sitzt
in einer Nische, blickt forsch und reicht
dem Fleißigen einen Lorbeerzweig als
Lohn für seine Arbeitsmühen. Gleichzeitig ist die Heldin des Gewerbes mit
Schmiedearbeiten beschäftigt, wenn
auch nicht ganz konzentriert.

Segen ist der Mühe Preis: Die Personifikation des Gewerbes reicht dem fleißigen Bürger
den Lorbeerzweig. Rafael Thaler, Das Gewerbe, 1910, Innsbruck, Haus Pradler Straße
Nr. 38 (Ecke Defreggerstraße).

Der Kluge überholt sie alle: Die Personifikation des Handels denkt daher gründlich
über eine Transaktion nach. Rafael Thaler,
Der Handel, 1910, Innsbruck, Haus Pradler
Straße Nr. 38 (Ecke Defreggerstraße).

Der Hände Fleiß
Gegenstände zu Füßen der Schönen
deuten verschiedene Gewerbe an: Der
Amboss weist auf das Schmiedehandwerk hin. Der Plan eines Monumentalgebäudes symbolisiert das Baugewerbe.
Hobel und Zunft-Truhe, Malerpalette
mit Pinsel vertreten das Kunstgewerbe.

© Dr. H. Oehler (4)

Ein Loblied auf die Arbeit

Arbeit ist des Bürgers Zierde: Mit Worten
Friedrich von Schillers appelliert das „Gewerbe“ an die Arbeitsmoral der Passanten.

Was die Gewerbe-Dame dem Betrachter
zu sagen hat, kann er unter ihr lesen:
Verse aus dem Gedicht „Das Lied von
der Glocke“ von Friedrich von Schiller
sprechen den Passanten als Bürger an,
bezeichnen Arbeit als Mühe, aber auch
„Zierde“, die Segen und Ehre bringt.
Der arbeitende Mensch bleibt hier – wie
auch im Gemälde – ausgeklammert.
Fortsetzung auf Seite 62

Ein jeglicher versucht sein Glück, doch
schmal nur ist die Bahn zum Rennen:
Die Handels-Göttin klärt mit Gedanken
Schillers den Betrachter über die Gefahren
des Wirtschaftslebens auf.

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