Innsbruck Informiert

Jg.2010

/ Nr.1

- S.45

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STADTGESCHICHTE
Frauen in der barocken Stadt:
Die tugendsamen „Ehehauswirtinnen“ Anna Barbara Lechleitner (gest. 1748) und Anna Maria Moll (1681—1768) in Innsbruck
Anna Barbara Lechleitner, Anna Maria Moll? Noch nie gehört? Nun, die beiden Damen waren die Ehefrauen jener bedeutenden Bildhauer, die im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in Innsbruck der hochbarocken Skulptur zum Durchbruch verhalfen:
Für das StadtarchivStadtmuseum Innsbruck von Dr. Helmuth Ohler
Der Hofbildhauer Ingenuin Lechleitner (1676—1731) stattete das Tiroler Landhaus und die Johannes-von-Nepomuk-Kirche mit Skulpturen aus, vom bürgerlichen Bildhauer Nikolaus Moll (1677—1754) stammt die Kanzel im Dom zu St. jakob.
Nur dadurch, dass Lechleitner und Moll sich mit den genannten Innsbru
Versteckte Porträts der Bildhouergattinnen Anna Borbaro Lechleitner und Anna Moria Moll? Die etwas herb formulierten Gesichtszüge der Jogdgöttin Diana schuf Ingenuin Lechleitner um 1706/10 für dos Palais Tannenberg-Enzenberg in Schwoz.
cker Bürgerstöchtern im Jahre 1708 vermählten (Anna B. Lechleitner war die Tochter des Hof-Fassmachers Hans Obermayr, und Anna M. Molls Vater, Ferdinand Fries, war in Inns
bruck als Bildhauer tätig), konnten die beiden von außerhalb der Stadt kommenden Männer das Inwohnerrecht erwerben, dadurch innerhalb der Stadt ihre Werkstätten eröffnen und dort ihre Skulpturen produzieren. So gesehen haben beide Innsbruckerinnen die Entwicklung der barocken Kunst in Innsbruck und Tirol — wenn auch indirekt — beeinflusst.
Man kann davon ausgehen, dass beide Frauen zwischen 1710 und 1740 durch die Werke ihrer Ehemänner in Innsbruck bekannt waren und miteinander Kontakt hatten. Inwieweit sie sich an der Kunstproduktion ihrer Ehegatten beteiligten, ist jedoch nicht dokumentiert. Bei Anna M. Moll kann eine Mithilfe in der Werkstatt ihres Ehemannes vermutet werden, da sie selbst aus einer
Bildhauerfamilie stammte. Unbekannt ist auch, ob die Gattinnen ihre Ehemänner zu Kunstwerken inspirierten oder als Modelle zu weiblichen Figuren fungierten.
Beide Frauen brachten zahlreiche Kinder zur Welt (Anna B. Lechleitner sechs Kinder, Anna M. Moll sogar neun Kinder), mussten eine vielköpfige Familie versorgen und ernähren, was bei den schwierigen finanziellen Verhältnissen ihrer Künstler-Ehemänner sicherlich nicht immer einfach war.
Anna B. Lechleitners Wohnverhältnisse sind in einem Gerichtsakt notiert: Sie wohnte mit ihrem Mann in einem von ihrem Vater ererbten Haus in der Nähe des jesuitenkollegs. Die Wohnung bestand aus „ainer Stuben, Stuben-Camer, sambt den Stübele hintenaus, auch aier Kuchl und SpeisGwölnb, ainer Camer auf den Ossterich rechter Hanndt, auch ain clains fünsters Comerl doselbst“.
Im Garten befanden sich „Waschkuchl und Holzleg“. In der Hauswirtschaft unterstürzte zumindest im Jjahre 1718 ein „Dienstmensch“ die „Ehehauswirthin“. Etwas vornehmer logierte Anna M. Moll: Sie wohnte mit ihrer Familie in einem
1717/19 errichteten Haus am Innrain in Nachbarschaft von Hofhandwerkern, -künstlern und -beamten.
Nach dem Hinscheiden ihrer Männer mussten beide Frauen selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen und zunächst noch ausständige Honorare ihrer Ehemänner eintreiben. Später konnten sie nur mit Hilfe ihrer Kinder überleben.
Interessant ist, dass beide Frauen
Nikolaus Moll gestaltete hingegen die Figur der Diana wesentlich weiblicher und weicher (Innsbruck, Tiroler Londhaus, Treppenhaus, 1728). (Fotos: Dr. Helruch Ohler, Innsbruck)
ihre Ehemänner um viele Jahre überlebten. Anna B. Lechleitner starb 1748 nach dem Empfang der heiligen Sakramente, 17 Jahre nach dem Tod des Hofbildhauers. Anna Maria Moll wurde 1768 „zu dem geweichten Erdreich bestattet“. Sie harte für damalige Verhältnisse ein sehr hohes Alter, nämlich das 87. Lebensjahr erreicht, damit ihren Mann um 14 Jahre überlebt.
Beide Frauen haben Anteil an der Kunst ihrer Ehemänner, die sie durch ihr Sein erst ermöglichten, und leben daher in den äußerst qualitätsvollen Skulpturen Ingenuin Lechleiters und Nikolaus Molls weiter.
INNSBRUCK INFORMIERT -JANNER 2010
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