Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.7

- S.23

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Offene Fragen um das Maximiliangrab
Man muß nicht unbedingt Historiker oder Kunsthistoriker sein,
um zu erkennen, daß das (leere)
Grabdenkmal Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche das bedeutendste, weil absolut singuläre
Monument unserer Stadt ist. Gotische Prunkerker gibt es anderswo auch, dasselbe gilt für Renaissanceschlösser und für barocke
Imperialbauten. Das monumentale Kaisergrabdenkmal in der
Hofkirche aber findet auf unserer ganzen Erdkugel kein Gegenstück.
Der geistige Urheber dieses Werkes, der nachmalige Kaiser Maximilian I., hat vor genau 500 Jahren, im Frühjahr 1490, als frischernannter Adoptivsohn und
Nachfolger Sigmunds des MünzVon Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

reichen, die Regierung Tirols und
der Vorlande als selbständiger
Landesfürst angetreten.
Die Erinnerung an dieses sowohl
für die Geschichte Tirols als auch
Innsbrucks außerordentlich wichtige Ereignis nimmt das Stadtarchiv gegenwärtig zum Anlaß,
um einerseits die weltweite Bedeutung des Grabdenkmales Maximilians in der Hofkirche ins Bewußtsein unserer Mitbürger zu

rücken, andererseits aber auch,
um auf leicht behebbare Fehler
hinzuweisen, die sich bei der Aufstellung der Grabmals-Figuren
um
1563/84 eingeschlichen
haben: Es geht dabei insbesondere um einige Wappenschilde,
die damals wohl aus Unkenntnis
nicht jenen Figuren zugeordnet
worden sind, zu denen sie richtigerweise gehörten. So z. B. steht
der Wappenschild von Maximilians Großmutter, Zimburgis von
Masovien, nicht bei der Statue
dieser Fürstin, sondern bei jener
Sigmunds von Tirol!
Ebenso wartet Maximilians
Tochter Margarete bzw. ihr
Standbild seit mehr als 400 Jahren darauf, daß ihr endlich zu ihrem Wappenschild verholfen
werde, welcher unsinnigerweise
bei der Statue ihrer Mutter Maria
von Burgund steht.
Die Statue von Maximilians
Großvater, Herzog Ernsts des Eisernen, wird durch den irrig dorthin gestellten, für diese Figur
deutlich zu hohen Schild seines
Bruders, Herzog Friedrich IV.
von Österreich-Tirol, beeinträchtigt, während der für Ernsts Figur
bestimmte, etwas niedrigere herzogliche Wappenschild der majestätischen Identität der Kaiserin
Maria Bianca, der zweiten

Gemahlin Kaiser Maximilians,
Abbruch tut. Kaiser Friedrich
III. muß sich in der Hofkirche
bisher mit dem Wappen seines
Vorgängers Albrecht II. zufrieden geben, der jedoch nur die
römisch-deutsche Königswürde
und daher nicht den Doppeladler
erlangt hat.
Bei Albrechts Figur hingegen
steht das Wappen seiner Gattin.
Besonders störend — vor allem in
den Proportionen — wirkt, daß
der Schild Herzog Albrechts II.
des Weisen nicht bei dessen Statue, sondern beim langbeinigen
Standbild Herzog Leopolds III.
plaziert worden ist, dessen hochgestellter Wappenschild sich hinter der Statue seines Sohnes, Herzog Friedrich IV. von ÖsterreichTirol, geradezu versteckt.
Diese und einige weitere Ungereimtheiten sollen durch diese
Ausstellung endlich auch einer
breiten Öffentlichkeit bewußt gemacht und zur Diskussion gestellt werden.
Dem gelegentlich hörbaren Argument, wonach die jetzige, irrige
Aufstellung nun schon rund 400
Jahre besteht und daher nicht
verändert werden sollte, kann dabei entgegengehalten werden,
daß man in Innsbruck genau vor
hundert Jahren, als man die

ersten Fehlaufstellungen bei den
Grabmalsfiguren erkannt hat,
diese Irrtümer sehr wohl behoben
hat.
Die Ausstellung des Stadtarchivs
bemüht sich nun, das Interesse für
Kaiser Maximilians Grabdenkmal
neu zu wecken und zeigt zu diesem
Zwecke hier erstmals drei Serien
von graphischen Darstellungen aller 28 großen Grabmals-Plastiken
von Jakob Jezl d. J. (1677—1748),
von Johann Georg Schedler
(1777—1816) und C. Schleich, sowie von Anton Falger (1791—
1876), — verbunden mit alten
Innen-Ansichten der Hofkirche:
Bei den genannten Figuren-Serien
fällt übrigens besonders auf, daß
sich alle genannten Künstler bei
ihren Darstellungen allein auf die
Bronzefiguren und ihre Postamente beschränkt, auf die Darstellung der Wappenschilde hingegen vollständig verzichtet haben,
worin sich möglicherweise ein
schon um 1700/1800 vorhandenes Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf das Verhältnis der Figuren
zu den Wappen manifestiert.
Der zweite Teil der Ausstellung gilt
namentlich diesem Themenkreis
und soll sowohl das bestehende,
weitgehend unnötige Durcheinander als auch die Korrekturen von
1889/90 dokumentieren, wozu
das Stadtarchiv auf eine Reihe eindrucksvoller, großer, historischer
Photographien seiner Sammlung
zurückgreifen kann.

1 8 9 0 VOR HUNDERT JAHREN

Die Statue der
Kaiserin Maria
Bianca Sforza,
der zweiten
Gemahlin
Kaiser Maximilians L, mit
dem Wappenschild von
Maximilians
Großvater,
Herzog Ernsts
des Eisernen.
(Foto:
Margarete HyeWeinhart)

21. Juli: „Professor Adolf Pichler
hat in diesem Semester seinen Abschied von der Universität genommen, um sich nach langjähriger,
ruhmreicher Thätigkeit als Mann
der Wissenschaft und als Dichter
in den Ruhestand zurückzuziehen.
Bei diesem Anlasse veranstalteten
die Studenten unserer Hochschule
eine Auffahrt zu der Wohnung des
Herrn Prof. Pichler, um durch
Überreichung einer künstlerischen
Adresse ihren Gefühlen der Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen."
23. Juli: „ ,Die Wasserversorgung
der Stadt Innsbruck, projectiert
und ausgeführt von Ingenieur
Ph. Altmann", so betitelt sich die
dritte Vereinsgabe, welche der
volkswirtschaftliche Verein in
Innsbruck an seine Mitglieder
soeben gratis abgibt."
29. Juli: „Wir können berichten,
daß der mit dem größten Erfolg in

Wien, Linz usw. demonstrierte
Original - Edison - Phonograph
(= Schallplatte) auch in unserer
Stadt dem Publicum vorgeführt
werden wird. Wir sind überzeugt,
daß auch hier, wie überall, das
regste Interesse für dieses Wunderwerk modernster Technik
wachgerufen werden wird."
13. August: „Gestern vormittags
fand die Begehung der Trambahntrace in Wilten statt. Seitens der
Gemeinde wurde hiebei Protest
eingelegt gegen den Dampfbetrieb,
weil insbesondere in der Leopoldstraße ein reger Verkehr ist und
dann sich leicht ein Unglück ereignen könnte; namentlich an den
zwei Straßenengen wären besonders durch Scheu werden der Pferde, vor allem der das Dampfroß
selten sehenden von Landfuhrwerken Unglücksfälle leicht möglich."
W.