Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.6

- S.1

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Nr. 6

51 .
15. Juni 1938

4. Jahrgang

Vas neue Verwaltungsgebäude des Siadlmagistraies
Als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Räume
der Stadtverwaltung im sogenannten Stamserhaus am
Pfarrplatz zu eng geworden waren, tauchten Neubauprojekte für ein neues Rathaus auf, welche ein gütiges
Geschick nicht Wirklichkeit werden ließ. Diefe hätten das
heute so gut erhaltene und viel bewunderte Bild der Altstadt vollkommen vernichtet, ohne dem Raumbedarf der
Stadtverwaltung auf längere Sicht gu genügen. Dem
Stadtturm, dem alten Wächter des Gemeinwesens, wollten sie die ihm 1560 aufgesetzten eigenartigen und gemütlichen Hauben nehmen und ihn wieder mit Spitzdächern
versehen und gotische Hausfronten gur Seite stellen.
Das der Stadtgemeinde von Leonhard Lang 1897 in
hochherziger Weise gur Verfügung gestellte Anwesen Maria-Theresien-Straße Nr. 18 war freilich in seinem bescheidenen Aeußern kein Rathaus, konnte sich als im Jahre
1848 entstandenes Hotel mit den Barockbauten der
Maria-Theresien-Straße nicht messen, bot aber reichlich
Platz für die Kanzleien der Stadtverwaltung und außerdem noch für deren spätere Erweiterung.
Nun ist es im Laufe von vier Jahrzehnten wieder zu
klein geworden, fo daß an den fchon immer geplanten
Neubau auf dem noch unverdauten Platze Ecke Fallmerayerstraße — Adolf-Pichler-Platz geschritten werden
muß.
An die bestehenden zwei Höfe des Rathausanwesens
wird sich ein dritter Hof anschließen. Das Hauptgebäude
folgt dem Zuge der Straße und der Platzwand. Ein Flügelbau an der Südfeite des Bauplatzes wird die Gestaltung des dritten Hofes ergeben.
Das Kellergeschoß des neuen Gebäudes birgt neben
den notwendigen Kellerräumen die Zentral-Warmwasserversorgungsanlage und die notwendigen Luftschutzräume,
im Erdgeschoß sorgt eine breite Durchfahrt mit seitlichen
Gängen für die Fußgänger für einen klaglosen Verkehr.
Anschließend ist das breite Treppenhaus zu erreichen.
Der größte Teil der übrigen Räume im Erdgeschoß soll
für Kanzleien mit besonders starkem Parteienverkehr
vorgesehen sein, während der Rest gegen den Hof gu für
die Feuerwehrgeräte, für Kraftwagen und für Fahrräder zur Verfügung steht. I n den oberen Stockwerken
sind an breiten Gängen im ganzen etwa 140 Kanzleien
untergebracht, die je nach Bedarf durch Verschieben der
Zwischenwände in kleinere und größere Räume ange-

ordnet werden können. Eine Hauswartwohnung, Abortanlagen mit Wüschgelegenheit in jedem Geschoß ergänzen den notwendigen Bedarf des Verwaltungsgebäudes.
Bei der Grundrißgestaltung wurde auf leichte Zurechtfindung innerhalb des Gebäudes, Übersichtlichkeit durch
breite, belichtete Gänge besonders Wert gelegt. Eine gediegene, wenn auch einfache Gestaltung soll dem Innern
einen freundlichen Eindruck sichern. Die moderne Fernsprechanlage ergänzt die übrigen technischen Einrichtungen.
Bei einer Frontlänge von 83 Metern umschließt der
Bau einen Hof im Ausmaß von 400 Quadratmetern. Die
verbaute Fläche wird 1200 Quadratmeter, der umbaute
Raum 25.000 Kubikmeter umschließen und so einem
Bauwerk in der Größe und im Umfang des heute bestehenden Hauptbaues an der Maria-Theresien-Straße
entsprechen.
Ohne Prunk und Aufwand in der Außengestaltung ist
das Gebäude an die Platzecke gestellt und den bestehenden Wohnhäusern an der Straße angeschmiegt. Die gleichmäßige Anordnung der Fenster in guten Verhältnissen
läßt den Bau neben den übrigen Wohnhäusern ohne weiteres als öffentlichen Bau erkennen. Eine weitere Betonung dieses Charakters erfolgt durch die Verwendung
von Haustein bei der Haupteinfahrt und bei den Zugängen. Eine leichte Tönung des Fassadenverputzes bei
sparsamer Ausbildung von Gesimsen und Fensterumrahmungen wird die Baumasse in das Straßenbild einfügen. Das mit dunkeln Ziegeln eingedeckte Dach schließt
sich in der Form demjenigen der benachbarten Häuser
an. Für eine wirksame Beflaggung ist Bedacht genommen.
So soll mit einem schlichten Kanzleigebäude, aus dem
gegebenen Zweck entstanden, mit ehrlicher Sachlichkeit
durchgeführt, zweckmäßig, wenn auch einfach, fo doch
schön und freundlich, einladend gur Arbeit, der Neubau
eines Verwaltungsgebäudes begonnen werden, der seinerzeit gegen Osten nach Entfernung der alten Bauten
fortgesetzt, an der Maria-Theresien-Straße den Neubau
eines Rathauses ergeben wird, das dann in seiner äußeren Gestaltung dem weltberühmten Straßenbild eingefügt, mit feinen berühmten Nachbarn aus der Barockzeit wetteifern soll.