Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.9

- S.3

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Amtsblatt Nr. 9
magnete" einzustellen, weil eben das Theater als „Geschäst" der Genutz und die Freude des Zuhörers. Das Geheimnis
geführt werden mußte, wie jedes andere, und die Einnahmen einer jeden guten Aufführung ist nebst einem guten Personal
die Ausgaben Zu decken hatten. Nebenbei wurde wohl auch vor allem die intensive Probenarbeit. Diese ist nur dann zu
dem Schauspiel ein entsprechender Raum gelassen; aber das erreichen, wenn einem Theater ein im voraus bestimmter
„Geschäft" verlangte einen raschen Wechsel der Darbietungen, Zeitraum für die Einstudierung eines Werkes zur Verfügung
unter dem jedoch die Qualität der Ausführungen unbedingt steht. Mit einem überanstrengten Künstlerpersonal, das aus
g e s c h ä f t l i c h e r N o t w e n d i g k e i t so und so viele
leiden mutzte.
Ein Theater, das eine kulturelle. Aufgabe erfüllen foil, Stücke in kurzer Zeit darstellen soll und daher kaum den
mutz deshalb auf anderen, als auf rein geschäftlichen Grund- Text beherrscht, werden sich niemals gute Theateraufführunlagen aufgebaut werden. Es mutz in erster Linie seinen gen erzielen lassen.
Um nun diese unbedingt notwendige Vorbereitungszeit zu
K u n s t w i l l e n bezeugen, und Zwar durch die Pflege guter
Musik und eines wertvollen Schauspiels. I n unserem musi- gewinnen, bedarf jedes Theater der Mithilfe der Bevölkekalischen Österreich, — mit Ausnahme von Wien und Graz, — rung; es mutz m i t e i n e m b e s t i m m t e n S t a m m
wurde aber gerade die schönste und beste Musik bis jetzt mehr v o n B e s u c h e r n r e c h n e n k ö n n e n ( A b o n n e n t e n ) ,
als stiefmütterlich behandelt und insbesondere die Kunstgat- d e r sich z u e i n e m r e g e l m ä t z i g e n T h e a t e r tung O p e r ist ganz in den Hintergrund gedrängt worden. b e s u ch v e r p f l i c h t e t. überall, im Deutschen Reich, in
Die neue Spielzeit unseres Stadttheaters wird darum vor der Schweiz, an allen Staats- und Stadttheatern, auch an
allem d e r g u t e n M u s i k, also der Oper, den ihr gebühren- den Bundestheatern in Wien, ist das A b o n n e m e n t die
den Raum geben und erlesene Meisterwerke zur Aufführung eigentliche und einzige Stütze und Basis für einen geordneten
Theaterbetrieb. Und was in anderen deutschen Ländern und
bringen.
Städten seit vielen Jahrzehnten besteht, wird sich auch bei
, Es sind bis jetzt vorgesehen:
uns in Österreich ermöglichen lassen, wenn Kunst und Kultur
— vor allem deutsche K u n s t u n d K u l t u r — uns tatM o z a r t : Die Zauberflöte.
sächlich ein inneres Bedürfnis sind und wir anderen Ländern
Die Hochzeit des Figaro.
gegenüber in dieser Hinsicht weiterhin noch als gleichwertig
W a g n e r : Die Meistersinger von Nürnberg.
gelten wollen.
Die Walküre.
Es ist selbstverständlich, datz dem Stammpublikum eines
V e r d i : Die Macht des Schicksals.
Theaters das weitestgehende Entgegenkommen erwiesen
Aida.
wird und datz es Vorteile erhält, die gelegentlichen TheaterL o r t z i n g : Der Wildschütz.
besuchern nicht gewährt werden können. Insofern ist hier das
S m e t a n a : Die verkaufte Braut,
Theater ein „Geschäft", weil es hinsichtlich der Preise der
d " A I d e r t : Die toten Augen.
Eintrittskarten den „Großabnehmern" gegenüber eine bedeuP u c c i n i : Tosca.
tende Verbilligung eintreten lätzt, und zwar b i s z u 35"/»
Für die Wiedergabe dieser Werke wurde ein vollstantng d e r n o r m a l e n t ä g l i c h e n K a s s e n p r e i s e. Dadurch
neues Opernpersonal nach sorgfältigster Prüfung verpflich- kann ein Abonnent Z. B. eine Ausführung von „Die Meistertet, und zwar Künstler, die bereits an grotzen Bühnen tätig singer" bereits zu dem niedrigen Preis von 3 1.— bis 3 3.35
gewesen sind und junge Talente, die von hier aus ihren Weg zu sehen bekommen, je nachdem er sich einen Platz ausgemachen sollen. Das Chorpersonal wurde entsprechend ver- wählt hat. Diese, wohl erstaunlich billigen Preise wurden im
stärkt und im Hinblick auf die Anforderungen einer Oper Einvernehmen von Stadtverwaltung und Theaterleitung festqualitativ verbessert.
V o r a l l e m aber
k o n n t e gesetzt, und zwar i m V e r t r a u e n a u f d e n K u n stM u s i k d i r e k t o r Fritz Weidlich m i t seinem rei- s i n n der B e v ö l k e r u n g I n n s b r u c k s und Tichen K ö n n e n z u r M i t a r b e i t a n d e m A u f b a u - r o l s und auch in der Erwartung, datz a l l e Kreise nach
werk gewonnen werden!
bester Möglichkeit dazu beitragen werden, unser StadttheaEine ebenso sorgsame Pflege wird selbstverständlich auch ter als wirkliche Kunststätte erhalten zu helfen.
dem S c h a u s p i e l zuteil werden; denn dieses wichtige
Es soll noch darauf hingewiesen werden, datz ein TheaterKunstgebiet soll und darf in keiner Weise vernachlässigt wer- betried auch von wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung ist.
den. Der neue Spielplan sieht klassische Werke sowie Schau- Wirtschaftlich, weil die gesamten Einnahmen aus Eintrittsund Lustspiele vor, und zwar:
karten, die Subventionen von Stadt, Land und Bund wieder
G r in Innsbruck umgesetzt werden, also in die Stadt zurückflieS h a K e s pe a r e : Macbeth.
hen. Sämtliche Angestellten des Theaters geben Hre Gehälter
H a u p t m a n n : Der arme Heinrich (Gerhart-Haupt- in der Stadt wieder aus, alle Materialien, die für die Ausmann-Feier).
tattung von Bühnenwerken gebraucht werden, werden grundsätzlich in hiesigen Geschäften eingekauft. Wenn man berückNe s t r o y : Einen Jux will er sich machen.
sichtigt, daß unser Stadttheater einen Ausgabe-Etat von
B i r a b e a u : Mein Sohn, der Herr Minister.
8 284.000.— besitzt, dann darf das wohl als eine nicht unbeS h a w : Helden.
trächtliche Summe bezeichnet werden, die dadurch in InnsW e n t e r : Der Sechste Heinrich.
Mit einigen österreichischen Autoren schweben zur Zeit noch bruck in Umlauf gebracht wird.
Verhandlungen wegen der Aufführung ihrer Werke.
Das Stadttheater beschäftigt insgesamt etwas mehr als 150
Einige der g u t e n Operetten sind ebenfalls zur Auffüh- Künstler und Angestellte, gibt ihnen Brot und Arbeit und
rung vorgesehen, so z. B. von J o h a n n S t r a u t z „Eine erfüllt dadurch auch eine soziale und vaterländische Pflicht.
Nacht in Venedig", von P e v ö k - W e n t e r „Hofdall in
Wenn nun das Innsbrucker Stadttheater auf ein höheres
Schönbrunn" und musikalische Lustspiele wie N i ck „Das künstlerisches Niveau gebracht werden und seine kulturelle
kleine Hofkonzert" und M ä r k e r „Warum lügst du, E I M i " . und soziale Aufgabe erfüllen soll, dann mutz vor allem die
Künstlerisch
s s c h anspruchsvolle
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Werke müssen
ss jjedoch
c h ch ^ G r u n d l a g e dafür geschaffen werden, damit es gedeihen
sorgfältigster
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Weise
W i s vorbereitet
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werden
d «können,

wenn man kann. Und diese Grundlage wird stets die verständnisvolle
sich nicht an dem Kunstwerk und seinem Schöpfer verfündigen Unterstützung der Bevölkerung sein, die sich in einem häufiwill. Je schöner und würdiger eine Aufführung, um so höher gen, möglichst regelmätzigen Besuche zeigt.