Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.2

- S.6

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 6

8

Nummer 2

!< li
von Di,

Vor hundert Ialircn
4847 — Februar:

.

1. Ein Pfund Rindfleisch vom Mastvieh ohne Zuwage
tostet 12 Kreuzer, ein großes Schwarzbrot zu 2 Pfund
24 Lot 0 Kreuzer.
Kaspar Stcrzinger, Färbermeistcr in der Höttingerau
(Nr. 624), eröffnet sein Färber-Gewölbe auf dem Ur
sulincnplatzc gegenüber der neuen Fleischbank.
2. Der Lichtmeßtag ist trüb nnd wolkig; mittags ^ <^
Reaumur.
5. Alois Gstrcin, W i r t zum Mohren, stirbt 5 4jährig.
<». Franz Frh. v. Eoreth, Leutnant im Kaiserjägerregiment, sinkt auf der Straße nach Berstung eines großen Gefäßes in der Brusthöhle tot zusammen; er war
36 Jahre alt.
l l . Dencfizuorstcllung: „Die Kinder deo Regiments", für
die Schauspielerin Amalic Vilius.
l l . Zweite Arincn-Redoute mit Losziehung der Lotterieabtcilung für Silbergewinnste; Los-Nnmmcr 422li zog
z. B. einen silbernen Ragontlöffel, Nr. 2472 ein Etui
mit einer Tafele>inrichtung für 12 Personen.

l l. Marchese Andrä und Marchese Eäsar von Pallavicini
steigen in der „Goldenen Tonne" ab.
>.",. Der Handelsgärtner Georg Ulrich Geißle» empfiehlt
Spargclpflanzcn, 100 Stück zu 1 Gulden 1"> Kreuzer.
lx. Bencfizvorstellnng für Fräulein Martini „Die schöne
"Atbenienscrin", Lustspiel von Heldmann.
l9. Der bayrische Außenminister S. Ere. Graf von Brau
weilt mit seiner Familie auf der Reise nach Neapel in
Innsbruck.
2 l . Bcnefizvorstcllung für den Regisseur und Schauspieler
Jos. Adolf Scotti: Raimunds „Verschwender". Scotti
war auch Dekorationsmaler deo Thcatero.
2."». Erstaufführung der romantifchcn Oper „Alessandro
Stradella" von Fr. Flotow. Der Direktor I . E. Korn
kündigt an, keine Kosten gescheut zu haben, um dieses
„anerkannte Meisterwerk Flotows möglichst brillant
in die Szene zu setzen".
I m Laufe des Monats Februar macht der Landarzt
Lantfchncr Versuche mit der neu entdeckten SchwefcläthcrNarkose.

Die Wehen der Nachkriegszeit
Innsbruck im Winter >!>ll> 20
Die Nollage, in der sich Innsbruck in diesem Winter
1946/17, dem zweiten Winter nach der Beendigung des
zweiten Weltkrieges, befindet, drängt immer wieder zu
Vergleichen mit dem Winter 1919/20, dem zweiten nach
dem Zusammenbruch vom November 4948. Weil einerseits
öfters die Meinung geäußert w i r d , daß es damals doch
nicht so schlecht gegangen sei wie heute, andererseits seither
eine junge Generation herangewachsen ist, die sick nicht
mehr jener düsteren Notzeit nnscrco Vaterlandes entsinnen
kann, seien nnn die Zcitnngcn der Monate Dezember 1949
nnd Jänner 4920 durchgeblättert nnd Meldungen herausgegriffen, die heutigen Zuständen oder Ereignissen passend
an die Seite gestellt werden können. Viele der den gegenwärtigen Vcrbältnissen eigenen Schlagworts wie Wohnungsnot, Schleichhandel, Schwcizerbilfe, I n f l a t i o n , Hungcrdcinonstration, Heimkehrer, Vermögensabgabe, Donankonföderation usw. begegnen bereits damals von Seite zn
Seite. Überhaupt ähneln sich die Fnständc oft derart, daß
man heute rnhig einen Bericht von 1919 abdrucken könnte,
ohne das) es den Lcfern auffallen würde. Die Zeitung vom
1. Dezember 1949 meldet z. B . unter den Tiroler Begebenheiten allein folgende bunte Sannnlnng: das Eintreffen
von 9 Hcimtebrern aus Eugland, eine Heimkchrerfcier der
Universität, Einschränkungen im Zugsverkchr InnsbruckKufsteiu und die Verlängerung der Laufzeit deo I n n s brucker Stadtuotgcldes; die Beraubung einer Lebcnsmittclscndung für die amerikanische Kiuderhilfoaltion iu Kitzbühcl wird auoführlick geschildert; weitero wird eine
Schweizer Hilfsaktion f ü r Innsbruck angekündigt, die von
S t . Gallen ausgehen soll, eine amtliche Anfklärnng über
den Stand der Gctrcideaufbriuguug gegeben nnd ein A n griff gegen die Gendarmerie zurückgewiesen; i n Kufstein
war ein Schleichhändlcrnest auogehobeu worden; die Nickttselbstversorger von Arams, denen sich als Lcidensgcnossen
die Lchrpcrsoncn nnd Pensionisten anschlössen, beklagen sich
über ihre Notlage und nehmen gegen die verbreitete M e i nung Stellung, daß die Nicktsclbstversorgcr auf dem Lande
ja alles bekommen; Scefeld war mit einem Häntesebieber

beschäftigt, Scharnitz feierte ein Hcimkehrerfcst zu Gunsten
der Errichtung ciucs Kriegerdenkmales nnd i n Imst wurden ails einem plombierten Waggon 100 Kilogramm Mucker
entwendet.
Tckon diese Notizcnlesc einer einzigen Zeitung läßt die
damalige Lage T i r o l s als der heutigen sehr ähnlich erkennen.
Am 2. Dezember überreichen die Tiroler Industriellen
dem Landrohauptmann Schraffl angesichts der immer trostloser werdenden wirtschaftlichen Verhältnisse im Lande, wie
im Staate, ein Promemoria über die wirtschaftliche Lage
Tirols.
Die Osttiroler Abgeordneten beschweren sich im
Landtage über skandalöse Zustände bei einem Schlachtviehlransport, bei dem 60 Stück Rindvieh anö dein Iscltale
seckd Tage ungefüttert und ungetränkt bis Innobrnck geliefert wurden. Um die Bcbeizung der Universität zn ermöglichen, begibt sich eine größere Anzahl von Stndcnten
nach Krancbitteu, nm Holz vom Lagerplatz zur Straße zu
liefern, wo es anf Auto verladen wurde.
Am Nachmittag des l . Dezember versammelten sich etwa
.",00 Männer und Francn vor dem Landhaus und verlangten nngcstüm eine Verbesserung der in den letzten Wochen
geradezu armseligen Lei"ensmittelqnote. Etwa 1l)0 Demonstranten stürmten trotz Bürgerwchr und Polizei in das
zweite Stockwerk nnd verlangten den Landesbanptmann.
Da weder dieser, noch sonst ein Vertreter deö Ernäbrnngsrcssorts zugegen war, wartete die Menge, bissievon den
Landeobanptmannstellvertrctern, D r . Tttunpf und D r .
Stcidle, augebört wurde. Die Wortfübreriu, Frau Plattncr, machte in sehr erregtem Tone aus zahlreiche Mißslände
in der Versorgung der Stadtbevölkerung uuter Anfübrung
tatsächlicher Vorfälle aufmerksam. Die Fraueu verlaugten
von der Landeoregiernng eheste Maßnahmen zur Behebung
der Wobnnngsnot nud Holzversorgung, ferner eine genügende nnd gerechte Verteilung der wichtigsten Lebensmittel
Schieberlokale, dao Verbot der aufreizenden Ausstellung von