Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.1

- S.4

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Amtsblatt der Vandcol"auptstadt ^

dervercinigung geführt worden, Hieher haben unsere
unterdrückten Südtiroler Brüder hoffnungsvoll geblickt, Innsbruck war die Eingangspforte für die von
den Italienern aus ihrer Heimat vertriebenen ^cmdslcute. W i r waren Zeuge ihrer Not und die I n n s bruckcr fühlen mit ihnen zusammen das Heimweh
nach dem schönen ^andcstcil südlich des Brenners. I n
der Zeit der nationalsozialistischen Unterdrückung
haben hier die Nordtiroler mit den Südtirolern gemeinsam für die Befreiung gearbeitet und gemeinsam
mit unseren Südtiroler Brüdern haben wir dann

wieder das Banner der Alttiroler Freiheit entfaltet.
Zusammen mit ihnen hoffen wir auf dao Wiedererstehen Österreichs. Aber ein Wiedererstehen ist nur
möglich, wenn T i r o l wieder vereinigt wird, seit Jahrhunderten der Eckpfeiler unseres geliebten Vaterlandeo.
Nach der einstimmigen Annahme dieser Neiolniion
schloß nach dreistündiger Dauer dic erste Sitzung des
Gemeinderates der Vandeshanptstadt Innsbruck.
(Fortsetzung folgt.)

Erfreulicher Erfolg der Wiederaufdautätigkeit in Innsbruck
Von Baudirektor D i p l . I n g . Reiter.
Schon bald nach den Schreckensmonatcn, die dem
wahnsinnigen Völkerringen im Frühjahr 1915 das
schon lange vorher ersehnte Ende bereiteten, ist der
überwiegende Teil der in der Stadt verbliebenen Bevölkerung, froh, endlich die Nerven von der immerwährenden Alarmbereitschaft frei zu wissen, mit neuem Willen und ncner Kraft darangegangen, das fürchterliche Erbe der verflossenen Jahre aus dem Wege
zu räumen. Dieser Rückblick ist notwendig, um sich
daran zu erinnern, daß die Menschen nnserer schönen
Alpcnstadt schon damals am Rande des Erträglichen
angelangt waren, weil sie eine lange Reihe von Jahren hindnrch nur auf das Kuappeste mit deu Urbcdürfnifscn deo Gebens versorgt, zn einem sehr großen Teil
von schweren Schicksalsschlägen uud Torgeu heimgesucht waren uud wertvolle seelische und leibliche Güter verloren hatten, um die Größe der Leistung zu ermefseu, die seither von denselben Menschen vollbracht
wurde und die in nachstehenden amtlichen Zahlen die
Vcrechtignng erbringt, in die heute uoch immer sehr
schwere Zeit ein frenndliches Zeichen neuer Hoffnung
zu tragen.
Auch die Stadtverwaltung, und von derselben in
erster Viuic die städt. Arbeiterschaft, hat den Ruf des
wiedergewonnenen östcrreichifchen Vaterlandes sofort
verstanden uud ohne Unterbrechung und ohne Zaudern
sich den Menschen gntcn Willens angeschlossen, um
mit ihnen gemeinsam für den Neubau des Vaterlandes tatk."ä"tiast zuzupacken. Dieselbe Arbeiterschaft, die
während des Krieges ohne Zweifel die größten tasten
aufgebürdet erhielt, ist ohne Ruhepause darangegangen, zunächst einmal die große Wohnung „Stadt"
von den unacheueren Mengen Schutt uud sonstigen
Zeichen d?r Zerstörung zu säubern, nm so die Arbeitsplätze für deu Wiederaufbau zugänglich zn machen.
Die vordringlichste Sorge der Gesunderhaltung der
Bevölkerung, aber auch die lebensnotwendige rasche
Wiederaufnahme des Verkehrs und die Versorgung
der Bevölkerung mit Wasser, Strom nnd Gas erzwang b"s beute die Eutferuung vou 121.000 m-^
Schutt, und zwar 71.000 rr^ von öffentlichen Vcrlebrsfläcben, 19.500 m^ aus privaten und städt.
Grundstücken und 3.500 m"^ Anshubmatcrial von
Krie^sbanten. Hand in Hand mit dieser Tätigkeit
mußten 2 150 m Strasienkanäle nnd 520 m Hanskanalanschlüsse freigelegt und ihrem Zwecke zugeführt
werden Gerade d"e Entfernung dieser großen Scbuttmassen zeiate so deutlich den Willen aller Gutaessuuten, sich möglichst rasch den Weg in eine glücklichere

Zukuuft freizulegen, denn diese Leistung war nur
durch deu Vevölteruugscinfatz möglich nnd es muß
heute auch als ein Verdienst einer beachtlichen Zahl
freiwilliger Helfer bezeichnet werden, wenn die Stadt
trotz aller Schwierigkeiten wieder weitgehend fauber
geworden ist. Ebenso ist es ein Verdienst der Gutgesinnten, durch ihren Einsatz in weitgehendstem Maße
znr eigenen, sowie zur Gesundcrhaltnng der ganzen
Bevölkerung beigetragen zn haben. Es muß für alle
Zeiten festgehalten werden, daß im Jahre 1915 und
1946 in mehrmaligem Einsätze sich 36.834 Personen
um die Erreichung dieses Erfolges verdient gemacht
haben.
Während diefer vordringlichen Reinigungoarbeiten haben alle Baufchaffendeu sowie auch die Bauindustrie die Gelegenheit benutzt, ihre Betriebe zu restaurieren, "Arbcitokräfte, soweit dieselben im Vande
oder ans der Gefangenschaft in allen Teilen der Welt
heimgekehrt waren, an sich zu ziehen und sick für den
Wiederaufbau des so dringend notwendig gewordenen
Wohnraumes vorzubereiten. Die Stadtverwaltung
hat anschließend, dem zu erwartenden starken Verkehr
Rechnung tragend, unter restloser Ausnutzung der im
^ande leider nnr sehr beschränkt verfügbaren Bindemittel dafür Sorge getragen, daß die Instandsetzung
der Straßendecken vorangetrieben werden konnte. B i s
heute wurden 5.36 l t Mischgut eingebaut und damit
rund 420.000 m^ Straßendecken ausgeflickt. Für die
Eiuebnung der Bombentrichter in den Straßen wurden nach Auffüllen derselben 2.500 m"^ (^robschottcr
nnd Sand als Deckenunterlage eingewalzt. Der "Aufwand für alle diese Arbeiten betrug bis heute insgesamt Schilling 1,387.000.—, es entfielen davon
chilling 479.000.— auf Straßeninstandsetzungen,
Schilling 598 000.— auf Schuttränmnna,
288 000.— auf die Instandsetzung des städt. Kanalnctzes samt den Hauoanschlüsscn und Schilling
22 000,— auf die Instandsetzung der Gehwege.
Glücklicherweise sind die brücken der Stadt nicht in
jenem Maße durch kriegerische Ereignisse mitgenommen worden, als die Stadt selbst. Durch Bombenvolltreffer wnrden lediglich die Gaswerfbrücke beschädigt und als Folge einer Brückensprengung in Z i r l
die bestehende Hol^brücke über den I n n in der Rcichenau zur -Hälfte weaaerissm. Splitterbomben verursachteu zudem leichtere Beschädigungen an den Gebwegen und am Traqwerl der alteu Iuubrücke. Für dic
Instandsetzung dieser Brücken, von welchen die Gaswerlbrncke bereits dem Verleb»" übergeben werden