Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.7

- S.32

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1993_Innsbrucker_Stadtnachrichten_07
Ausgaben dieses Jahres – 1993
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Die Stadt dankte ihren älteren Bürgern:
Fast tausend Menschen kamen ins Kongreßhaus
Flotte Weisen der Militärmusik unter Oberstleutnant Eibl, gekonnte Darbietungen
der Musikhauptschule Olympisches D o r f , Austausch von Erinnerungen bei angeregten
Gesprächen und einer guten Jause: Fast eintausend Menschen füllten die Dogana des
Kongreßhauses am 2. Juni bei der bereits I I. Altbürgerfeier der Stadt Innsbruck.
Unter den Besuchern auch A l t - A b t Alois Stöger von W i l t e n : Eingeladen waren die
Geburtsjahrgänge 1920 und 1921.

(Eiz) "In den Jahren 1920 und 1921 hatte
unser Land wirtschaftlich die Folgen des
ersten Weltkrieges zu verkraften", führte
Bürgermeister Romuald Niescher in seiner

Um das Maß vollzumachen, herrschte
in diesen Jahren auch noch eine
große Wohnungsnot. Zwischen November
1919 und Mai 1922 zählte Innsbruck

"Innsbruck dankt seinen älteren Bürgern", stand groß auf dem Transparent über dem Podium mit
der Militärmusik, vor dem auch die Mitglieder des Stadt- und Gemeinderates Platz genommen hatten. Die Dogana war fast bis auf den letzten Platz besetzt bei der 11. Altbürgerfeier am 2. Juni
(Fotos: Frischauf)
1993.
Ansprache aus. "Nicht nur in Innsbruck,
im ganzen Land herrschte eine große Hungersnot. Besonderer Mangel bestand an
Milch; die Säuglinge und Kinder dieser
Jahre mußten mit einem Viertelliter täglich
auskommen ..."
Zeitungsmeldungen beleuchten, was die
Menschen damals bewegte: Am 14. Jänner
1920 meldet die Chronik das Eintreffen eines Hilfszuges mit zwei Waggons Mehl in
Innsbruck, gespendet von der Bevölkerung
Berlins. Es gab eine "amerikanische Kinderausspeisung" und Lebensmittel in
Form von "Liebesgabenpaketen" aus den
USA. Es gab sieben "Schweizer Suppenküchen" in Innsbruck, in denen nicht weniger als 70 Waggons Lebensmittel verwendet wurden. Ein William Hutchinson
aus England schenkte der Stadt 25 Milchkühe zur Versorgung von Kindern und
Kranken mit Milch. Die Stadt Augsburg
übernahm 60 Innsbrucker Kinder zu längerer Verpflegung.

20

rols ab. Die Südtiroler Abgeordneten nahmen Abschied und verließen am 18. November die Stadt.
Das wohl denkwürdigste Geschehen in jener Zeit war die gegen den Willen der
Bundesregierung durchgeführte Volksabstimmung am 24. April 1921 über den Anschluß Tirols an das Deutsche Reich, ein
Unternehmen, das hauptsächlich wirtschaftlich motiviert war. Breite Schichten
der Bevölkerung waren der Überzeugung,
daß Österreich allein nicht überlebensfähig
sei. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Bei
einer Wahlbeteiligung von 147.471 Menschen - das waren 87 Prozent der Stimmberechtigten in Tirol - stimmten 145.302
mit "Ja" für den Anschluß - das waren
98,53 Prozent. Doch die Entente-Mächte
verweigerten die Anerkennung.
Auch andere Sorgen, die uns heute noch
plagen, gab es bereits damals. Am 29.
April 1921 mußte der Gemeinderat Jahresunterstützungen für die Lokalbahn Innsbruck-Hall bewilligen, um deren drohenden Zusammenbruch zu verhindern.
"Zwei Kriege miterlebt zu haben, ist das
tragische Schicksal Ihrer Generation. Auf
Ihren Entbehrungen, Ihrer Wiederaufbauarbeit beruht der heutige Wohlstand", sagte der Bürgermeister. "Darum darf ich Ihnen auch im Namen der Mitglieder des
Innsbrucker Gemeinderates und der Stadtregierung versichern, daß wir alles tun
werden, um jene Einrichtungen zu sichern,
die das Leben doch etwas angenehmer
machen - die Aktion "Essen auf Rädern"
ebenso wie die Hauskrankenpflege, die
ambulante Altenhilfe mit dem Haushaltshilfsdienst, die Altenstuben und die Erholungswochen in Westendorf."
B

6.256 vorgemerkte Wohnungsuchende.
Am 16. Juli 1920 zog die italienische
Besatzung endgültig aus Innsbruck ab,
nachdem der Vertrag von St. Germain
ratifiziert
worden war. Diese
Ratifizierung
des
"Gewaltfriedens"
war
Anlaß
für
Massendemonstrationen am 8. und 9.
Oktober 1920; die
Häuser
wurden
schwarz beflaggt,
es gab Trauergottesdienste in allen
Kirchen. Am 16.
November
1920
hielt der Landtag
eine Trauerkundgebung wegen der Nach dem "offiziellen" Teil der Feier plauderten die Mitglieder der StadtAbtretung
Südti- führung - hier: Bürgermeister Romuald Niescher - mit den Eingeladenen.

STADTNACHRICHTEN - JULI 1993