Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.5

- S.2

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Amtsblatt Nr. 6
len Gründen nicht möglich. Nun aber besitzt Innsbruck
in der sogenannten D o g a n a ein Gebäude, das für
diese Zwecke errichtet wurde und nur einer gründlichen
Neuerstellung bedarf.
Die geschichtliche und bauliche Bedeutung der ..Dogana"
1628 lieh F e r d i n a n d I I . durch seinen Baumeister
G u m p p die große Schaubühne am Rennweg errichten,
sowohl in den Ausmaßen wie in der Bauanlage ein für
die damalige Zeit e i n z i g a r t i g e s Gebäude. Tirol
war das Einzugsland südlicher Kunst, die besonders am
Hofe der tirolischen Fürsten gepflegt wurde. Innsbruck
hat für die Pflege der Theaterkunst in Oesterreich besondere Bedeutung, schon im 16. Jahrhundert waren
hier Schauspieler im Solde der Fürsten. Der Theaterbau
am Rennweg aber ist d e r ä l t e s t e T h e a t e r b a u
a u f d e u t s c h e m B o d e n . Unter anderem wurde in
dieser großen Festhalle der Uebertritt Christines von
Schweden zum Katholizismus festlich begangen. Freilich erwies sich diese Schaubühne, die hauptsächlich Turmerspielen diente, aber auch eine großangelegte Bühne
besaß, bald als zu groß, weshalb Ferdinand 1655 ein
zweites kleineres Theater am Rennweg bauen ließ, das
1845 abgebrochen und durch das jetzige Theater ersetzt
wurde. Von den Bayern wurde die leerstehende Halle
1810 als Zollgebäude verwertet und erhielt dadurch den
Namen Dogana. Als ältester Theaterzweckbau von besonderer Bauart und Größe stellt dieses Gebäude an sich
eine b e d e u t e n d e S e h e n s w ü r d i g k e i t dar,
die längst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
Fest- und Kongretzsaal
Dieses große Theatergebäude aus dem Jahre 1628
könnte nach entsprechender Herstellung für die Durchführung der Festspiele dienen. Es würde mit der Erneuerung der Halle aber auch einem dringenden Bedürfnis unserer Hauptstadt abgeholfen werden: I n
früheren Jahren konnten viele K o n g r e s s e in Innsbruck tagen; ihre weitere Durchführung scheiterte aber
an dem Mangel eines großen Veratungs- und Festraumes. Die Aufführung von großen m u s i k a l i s c h e n
W e r k e n , die Veranstaltung von A u s s t e l l u n g e n ,
aber auch die würdige Abhaltung einer Messe bedingt
einen so großen Raum, wie ihn die Dogana-Halle aufweist. Innsbruck brauchte kein eigenes Saalgebäude
mehr zu erstellen, der Saal ist vorhanden, er steht wie
ein ungenützter Schatz zur Verfügung und dient heute
ganz zweckwidrig als ein Aktendepot.
Die Finanzierung des Ausbaues
Das Gebäude ist Eigentum des Bundes, würde aber
zum Ausbau der Stadtgemeinde sür 6 0 Jahre überlassen werden. Für den Ausbau liegen Pläne des Herrn
Professor Dr. Clemens H o l z m e i s t e r , sowie Pläne
des städtischen Bauamtes, des Architekten Oberbaurat
A l b e r t vor. Die Kostenvoranschläge stammen aus dem
Jahre 1932. Damals konnte aber auch bereits für die
Aufbringung der nötigen Mittel — rund 600.000 8 die Sicherung erreicht werden. Durch einem Vollversammlungsbeschluß der Innsbrucker G a s t w i r t e g e -

n o s s e n s c h a f t war bereits im Frühjahre 1933 die
Verzinsung und Tilgung des Anlagegeldes durch Einführung eines F r e m d e n g u s chlages — von 10
bis 30 ß für die Nächtigung — gesichert. Diese geringe
Auflage hätte bei normalem Fremdenverkehr die Durchführung des Baues und die rasche Tilgung des Anlagegeldes ermöglicht. Leider aber hat die 1000-Marksperre
auch die Verwirklichung dieses Planes unmöglich gemacht.
Der Stand der Verhandlungen
Es liegt aus dem Jänner 1933 ein Vertragsentwurf
vor, dem das H a n d e l s - u n d F i n a n g m i n i s t e r i u m die grundsätzliche Zustimmung gegeben hat. Auch
die Tiroler L a n d e s r e g i e r u n g hat in einer Regierungssitzung die vorliegenden Pläne gutgeheißen. Es
bleibt nur noch die Unterbringung der in der Halle der
Dogana befindlichen Akten durchzuführen, wofür aber
ebenfalls bereits in einer der städtischen ehemaligen
Trainremisen ein geeigneter Raum gefunden wurde.
Der Plan ist daher seit dem Frühjahr 1933 reif zur
Durchführung; wenn Tirol noch den Fremdenverkehr
des Jahres 1932 hätte, wäre auch das nötige Geld aufgebracht worden. So aber handelt es sich nur darum,
daß ein Darlehen vom Bund erreicht wird, das die Ausführung ermöglicht.
Die fruchtbarste Geldanlage
Der Ausbau des ältesten bestehenden deutschen Theaterbaues ist eine kulturelle Tat! Aber darüber hinaus
ist die Verwendung des nötigen Geldbetrages eine sehr
nutzbringende Anlage. Vor allem muß hervorgehoben
werden, daß der B u n d das Leihgeld nicht in ein fremdes Objekt hineinsteckt, sondern in sein eigenes, da ihm
ja das Gebäude und damit alle Einbauten a l s E i g e n t u m v e r b l e i b t . Die Innsbrucker FremdenverkehrsInteressenten haben sich 1933 bereit erklärt, die aufgenommene Summe zu verzinsen und zu tilgen. Der
Bund bekäme also den Ausbau des ihm gehörigen Gebäudes k o s t e n l o s ! Es würde weiter durch den Ausbau dem Innsbrucker Handwerk wertvollste A r b e i t s g e l e g e n h e i t geschaffen und schließlich für Tirol eine
Sehenswürdigkeit erschlossen; was aber den größten
Wert darstellt: es könnte damit endlich die Möglichkeit
gegeben werden, eine besondere A n z i e h u n g f ü r
d e n F r e m d e n v e r k e h r durch Veranstaltung der
längst geplanten Tiroler Festspiele zu schaffen. Gewiß
ist nichts gegen die Straßenbauten einzuwenden,
wenn sie auch zum Teil nur den raschen Durchreiseverkehr heben,- als viel nutzbringender aber muß die Ver
wirklichung eines Planes bezeichnet werden, der i m m e r w i e d e r n e u e E i n n a h m s q u e l l e n erschließen wird.
Was hätte eine andere Stadt aus dem Besitz des ältesten Theaterbaues gemacht! Was müßte der Bund, der
für kulturelle Ziele keineswegs verschlossen, zur Erneuerung einer der ältesten und bedeutendsten Kulturstätte des Bundesgebietes übrig haben! Da obendrein
auch der geldliche Nutzen des Planes außer Frage steht,
ist zu hoffen, daß aus den großen Investitionssummen
des Bundes auch e i n m a l nach T i r o l e i n entsprechender B e t r a g f l i e ß t !