Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.11

- S.5

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Amtsblatt Nr. N
schöne, bewußte musikalische Singen gefördert, der Mißbrauch
der Singstimme bekämpft werden, in einem Maße, wie es der
Volksschule nicht möglich sein kann. Diese Erziehung muß
natürlich einer ganz breiten Masse zugute kommen.
Auch das instrumentale Musizieren ist mehr zu pflegen. I n
jedes Haus ein Musikinstrument! Nicht nur an die sogenannten Volksinstrumente soll sich das Kind heranwagen. Wir
streben darnach, vielen Kindern die Möglichkeit Zur und die
Freude an der Erlernung von Violine und anderen Streiche
Instrumenten, von Blas- und von Tastinstrumenten zu geben.
Das Unterrichtshonorar muß auch hier sehr niedrig sein.
I n dieser musischen und musikalischen Ausbildung haben
auch der Landesschulrat und die Stadt Innsbruck größtes
Interesse. Innsbruck hat deshalb und um dem Wunsche breitester Volksschichten gerecht zu werden, neben der Abteilung
Konservatorium eine M u s i k s c h u l e f ü r J u g e n d u n d
V o l k (Singschule, Instrumentalschule, Abteilung Rhythmik
und Tanz) ins Leben gerufen.
Die in ihr verkörperte volkstümliche künstlerische Bewegung
verdient das Augenmerk der gesamten Bevölkerung.
Durch diese Gründung soll also die Erfassung der breiten
Masse des Volkes, der es bisher — besonders auch infolge
der hohen Unterrichtshonorare — nicht möglich war, PrivatMusikunterricht zu nehmen, erfolgen.
„Ein singendes, musizierendes Volk" sollen wir nach den
Worten des Führers werden. Die Musikschule für Jugend und
Volk stellt für die Jugend und schaffenden Volksgenossen eine
musikalische Erlebnis- und Schulungsstätte dar. Sie sieht ihre
besondere Aufgabe darin, durch lebendige, verantwortungsbewußte Musikerziehung die Freude am eigenen Musizieren
zu wecken, das Musikverständnis zu heben, das Musikverständnis weitester Kreise zu vertiefen und die gemeinschaftbildenden Kräfte der deutschen Musik zum Wohle aller ausZuwerten. Als Ergebnis nationalsozialistischen Kulturwollens
ist sie durch die besondere Art ihrer Lehrplangestaltung, ihrer
Unterrichtsweise und durch den Einsatz persönlich und fachlich wertvoller Lehrkräfte die gegebene Schulungsstätte für
Jugend und Volk.
I n diesem Zusammenhange sind einige Überlegungen über
Musikerziehung überhaupt am Platze. „Musikerziehung ist der
der Tonkunst zugewandte Teil der allgemeinen Pädagogik und
zeigt sich daher im Grundsätzlichen den gleichen Gesetzen wie
diese unterworfen. Es wird also, da sie sich vor allem mit
jugendlichen Schülern beschäftigt, wesentlich fein, die Lehrstoffauswahl und ihre Darbietungsart möglichst jugendgemäß zu
gestalten, immer jedoch mit dem klaren Ziel, den Zu Unterrichtenden nicht bloß zu unterhalten, sondern ihn zu wirklicher
Leistung zu erziehen) scheinbares Spiel und genußreiches Erleben müssen planvoll Zu kunsthaftem Können hinführen. Ebenso ist Zu beachten, daß nur ein Teil der Schüler dermaleinst
Zu den Fachmusikern gehören wird, und gemäß ein von vornherein fachlich eingestelltes Interesse für die Kunsttechnik nur
selten mitbringt) daß vielmehr der Großteil selbst bei guter
Anlage Zur Musik, an diese doch aus einem viel allgemeiner
gehaltenen Interessenkreis herangebracht werden muß. Es ist
daher der Fehler vieler Musiker, die ihnen selbst vordem gewordene Fachunterweisung auch an die Laienschülerschaft unverändert oder höchstens auf das technisch Erreichbare notgedrungen verkürzt weiterzugeben. Sie sind dann meist enttäuscht, daß dieser Rumpf einer Konzertausbildung die Kinder
nicht interessiert, so daß sie die Lust am Musikunterricht verlieren.
Wir wollen deshalb eine fesselnde LaienmusikerZiehung zur
Norm erheben und nur Ausnahmebegabungen von dort aus
Zur speziellen Berufsausbildung (dann aber höchst persönlich,
wie es der werdenden Künstlerindividualität gebührt!) emporführen. Abgesehen von den Sonderaufgaben der Schulmusik

hat unser Musikunterricht die Hauptaufgabe, Zur Hausmusik
vorzubereiten und ein hochstehendes Zukunftspublikum zum
Verständnis von Opern- und Konzertmusik heranzuziehen. So
gewinnt die Jugend damit noch mehr als bloßes Musizierenkönnen: seelische Aufgeschlossenheit, Wegfall allgemeiner physischer Hemmungen, Bereicherung des Gemütslebens und
innere Haltung." (Moser.)
Die"5eütschen Volksmusikschulen sind Stätten zur Pflege
volkstümlicher Sanges- und Musizierkunst. Als musikalische
Arbeits- und Lernschule ergänzen und überholen sie die gesanglichen Ziele anderer Schulen und legen über Ohr und
Kehle frühzeitig den Grund zu jeglicher Musikpflege, führen
das Kind zu dem ihm zutunlichsten Instrument und lehren ihm
dessen Beherrschung auf frohe und natürliche Art. Sie fördem und üben auch das Gemeinschaftsmusizieren, pflegen besonders unser völkisches Musikgut, machen nicht nur mit dem
Musikwerk selbst, sondern auch mit dessen Schöpfer bekannt.
Die Arbeit innerhalb der deutschen Musikschulen für Jugend
und Volk dient also der gesamten außerschulischen Musikerziehung der Jugend. Die Schüler sollen nach Verlassen der
Schule auf allen Gebieten des musikalischen Lebens aktiven
Anteil haben. Eine diesem Erziehungsziel dienende Lehrplangestaltung soll durch einen organischen und methodischen Aufbau zur Höchstleistung führen. Aus der Vreitenarbeit in unserer Musikschule für Jugend und Volk auf allen Gebieten musikalischer Betätigung, fließen dann der musikalischen Fachausbildung in unserer Schwesterabteilung Konservatorium neue
Kräfte zu, die auch die höchste künstlerische Wertarbeit lebensnah erhalten und so dem großen Ziele dienen, Wesen und Art
unserer Zeit in ihrer ganzen Musik wiedererklingen zu lassen.
Die städtische Musikschule ist, da durch das Deutsche
Volksbildungswerk ihr auch die musikalische Schulung der Erwachsenen übertragen wurde, auch eine Einrichtung des Amtes
Deutsches Volksbildungswerk. Für ihre Führung gelten die
Richtlinien, die von der Neichsarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbilduna herausgegeben werden. Die Leitung der
Musikschule für Jugend und Volk wird deshalb nach einiger
Zeit auch Singeklassen für Erwachsene (Einzelstimmbildung,
Notenlehre und Chorgesang) eröffnen und Gruppenkurse zur
Erlernung von Instrumenten einrichten.
Unsere durch den Herrn Oberbürgermeister dem hiesigen
Konservatorium nebengeordnete neue Musikschule für Jugend
und Volk gliedert sich in
1. Abteilung Singschule,
.
.
2. Abteilung Instrumentalschule,
3. Musizierabteilung der Staatsjugend,
4. Abteilung Rhythmik und Tanz (diese wird später eröffnet).
M i t der Errichtung der Anstalt ist, von der musikerzieherischen Seite aus gesehen, wiederum eine einheitliche Ausricktung der Jugend garantiert.
Beim Kinde beginnt die völkische Musikerziehung, die sich
in den Einrichtungen des deutschen Volksbildungswerkes fortsetzt. Das Volk muß seine wahre, echte deutsche Musik ersahren und es muß bereitgemacht werden, sie nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu pflegen. Die Arbeit beginnt von
unten — gründlich und innerlich — bei den Kindern und mit
den ältesten Instrumenten, dem natürlichsten und echtesten,
dem alle Musik ihr Dasein verdankt, der menschlichen Stimme.
1. Abteilung S i n g schu l e
Die Singschulen erscheinen heute berechtigter und notwendiger denn je als Sammelbecken für die Kinder, welche die
Anlage zum Singen in Kehle und Ohr, die Sangeslust im
Herzen haben, als Pflegestätte des deutschen Volksliedes, als
Hüter musikalischer Güter und Volkskultur. Das Lied ist eine