Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.3

- S.5

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Diese Ausgabe – 1993_Innsbrucker_Stadtnachrichten_03
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Im Ahrental weht seit Jahresbeginn ein
neuer Wind: Es hat sich "ausgestunken"!
Zeitungs-Horrormeldungen über das Ahrental, lanciert wohl in der Absicht, die Stadt
Innsbruck unter Druck zu setzen, um finanzielle Vorteile daraus zu ziehen, beunruhigten in letzter Zeit die Bürger. Fest steht: Seit Beginn dieses Jahres weht im Ahrental ein
"neuer W i n d " (selbst der Gestank hat sich merkbar verringert). Und seit I. März
besorgt für die Stadt Dipl.-Ing. Peter Ernst die Geschäftsführung der IRAB: Seine
fachliche Qualifikation sollte ausschließen, daß in Zukunft Mißstände auftreten.

(Eiz) Lokalaugenschein an Ort und Stelle
mit der Presse am 10. Februar: "Wir streben hier eine zukunftsweisende Lösung
an", betonte Bgm.-Stv. Univ.-Prof. Dr.
Norbert Wimmer, ressortzuständig auch
für diesen Bereich. Konkret: "Aus der
Kombination Privat und Stadt hoffen wir
auf eine sinnvolle, wenn auch nicht friktionsfreie Zusammenarbeit."

Müllbehandlung nach
dem "Stand der Technik"
Die Vorgeschichte ist bekannt: Der bisherige Ahrental-Betreiber besorgte seine Arbeit nicht zur vollen Zufriedenheit der
Stadt. Der Vertrag mit ihm wurde gekündigt; mit der "AMG Abfall und Müllentsorgung GmbH", die aus zwei kompetenten Firmen besteht, gründete die Stadt die
"IRAB - Innsbrucker Recycling und Abfall Betriebe GmbH". Die Firmen bringen
das Know-how für eine Abfallentsorgung
nach dem letzten Stand der Technik ein;
die Stadt hält 51 Prozent in der IRAB und
hat somit das "Sagen". Die IRAB hat am
1. Jänner 1993 ihre Arbeit im Ahrental
aufgenommen.
Stadtrat Dr. Bruno Wallnöfer unterstrich
den "Glücksfall", den keine vergleichbare
Großstadt aufweist: "Mit dem Ahrental
verfügen wir über eine stadtnahe und leistungsfähige Deponie. Durch die Standortverordnung der Landesregierung ist sie
ausschließlich für das Einzugsgebiet Innsbruck-Stadt gewidmet; ein Zugriff von
außen ist nicht möglich." Die Besorgnis
über eine nicht angemessene Gewinn-Maximierung der privaten Gesellschafter zerstreute der Finanz-Stadtrat: "Die Tarife
sind durch die Landesregierung genehmigungspflichtig." Im übrigen kann die
Stadt auch durch ihren Geschäftsführer
und die Mehrheit in der Gesellschaft darauf Einfluß nehmen.
Was sicher notwendig sein wird - denn im
Ahrental scheinen in der Vergangenheit
Unzukömmlichkeiten passiert zu sein, die
nun abgestellt werden. So wunderten sich
Anlieferer von Gewerbe- und sogar Sondermüll über die Zurückweisung ihrer
Fuhren: "Das wurde bisher anstandslos angenommen." Die Fälle sind protokolliert.

Solche Vorkommnisse nähren die Befürchtung, im Ahrental müßte in Zukunft
einiges "saniert" werden. Die Mängelliste
zum Zeitpunkt der Übernahme der Deponie durch die IRAB zu Jahresbeginn ist
lang. So wurden seit Jahren bekannte Seitenwasser-Eintritte nicht entsprechend abgewehrt. Es sei zur Ableitung kontaminierter (= verseuchter) Wässer zur Sili
gekommen. Schlamm sei ohne Abdichtung an Dämmen und Flanken eingebracht worden. Aus undichten Silos sei
Sickerwasser ausgetreten. Selbst in den
Abschlußdamm seien "gefährliche Abfälle" eingebracht worden. Und vieles mehr.

Erhobene Mängel müssen
nun saniert werden
"Die IRAB hat auf die Altlasten mit "vorläufigen Maßnahmen" provisorisch reagiert", hielt StR. Dr. Wallnöfer fest. "Nun
eingeleitete fachliche
Untersuchungen
werden in ein Sanierungs- und Modernisierungsprojekt münden." Ein Gesellschafter-Ausschuß, dem von der Stadt
Bgm.-Stv. Dr. Wimmer und StR. Dr.
Wallnöfer angehören (die AMG ist durch
Ernst Schöffel vertreten), wird die
"begleitende Kontrolle" wahrnehmen und

sicherstellen, daß nicht "wild durch die
Gegend saniert werden wird" (Wallnöfer).
Grundbesitzer im Ahrental ist die Agrargemeinschaft Vili. Der Deponievertrag
mit ihr läuft noch acht Jahre. Die Stadt ist
an einer Verlängerung der Laufzeit und
Vergrößerung der Deponiefläche interessiert, die Agrargemeinschaft will einen
höheren Pachtschilling. Beides sollte
möglich sein.

Tritium-Belastung ging
auffällig zurück
Detail, keineswegs nur "am Rande": Beim
Presse-Lokalaugenschein kam natürlich
auch die Tritium-Belastung des Ahrentals
zur Sprache. Dr. Brunner von der Universität, der dies untersucht: "Das Sickerwasser weist eine Belastung von weniger als
einem Prozent des zulässigen Grenzwertes auf... Seit der Einstellung der Oberflächenbefeuchtung des Mülls mit Sickerwasser sind im Schnee der Umgebung
keine meßbaren Werte mehr nachzuweisen." Warum das so ist, muß Dr. Brunner
erst herausfinden; es könnte sich ja noch
ändern.
Seit das Sickerwasser nicht mehr gleichmäßig über den Müll verteilt wird (was
nicht dem Stand der Technik entsprach),
gibt es auch keinen Gestank mehr. Das
bestätigen selbst die heftigsten Kritiker
dieses bisherigen Mißstandes. Jetzt wird
das Sickerwasser durch eine (vorerst probeweise aufgestellte) Umkehr-OsmoseAnlage gereinigt.


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Òc" o sah die
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ponie Ahrental
bis Jahresende
aus. Schon heute
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Eingebrachter
Müll wird durch
ein 28-TonnenSpezialfahrzeug
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verdichtet und
mit "inertem Material" (Aushub, Erde) abgedeckt. In Bildmitte ein etwa 400 m2 großer Schlammsee, bis zu vier Meter tief, der keinesfalls dem "Stand der Technik" für eine geordnete Deponie
entsprach. Im Hintergrund die (jetzt überdeckten) "Piller Ballen ".
(Eoto: IRAB)
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STADTNACHRICHTEN - MÄRZ 1993

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