Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.9

- S.31

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Marktgraben wieder frei von Boutiquen
Das heurige Jahr brachte den Abschluß
einer Aktion, die angesichts der Bombenschäden nach dem 2. Weltkrieg begonnen
worden ist: Die weitgehende Freilegung
des Burg- und Marktgrabens von den
nach 1765 errichteten Boutiquen.
Dort, wo sich bis vor kurzem diese eben-

gen Kaisers Leopold II. (1790 - 1792) in
Innsbruck zelebrieren zu wollen. Bürgermeister und Rat der Stadt wurden von
dieser Entscheidung am 14. September
1764 in Kenntnis gesetzt und erhielten
gleichzeitig eine Liste jener Maßnahmen,
die als Vorbereitung für diese Festivitäten

Die ehemaligen Boutiquen am Marktgraben auf einer Ansichtskarte Karl Redlichs von
1910. Alle Originale im Stadtarchiv.
erdigen Verkaufsläden befunden haben
bzw. am nördlichen Ende des Burggrabens noch erhalten sind, befanden sich

als notwendig erachtet worden sind. Eine
dieser Maßnahmen nun betraf die Zu-

und wird bereits im Februar 1765 als abgeschlossen erwähnt: Die Stadt hatte dadurch ein "besseres Ansehen" erhalten
und für die Abhaltung der Jahr- und Wochenmärkte mehr Platz gewonnen.
Gerade diese letztere Funktion war es
dann auch, die in den folgenden Jahren
und Jahrzehnten dazu geführt hat, auf
dem Areal des zugeschütteten Stadtgrabens ebenerdige Verkaufsläden zu erbauen. Dabei verstanden es die Besitzer der
H ä u s e r an der S t a d t m a u e r - S e i t e der
Schlossergasse, nach und nach die Bauplätze bzw. Läden vor ihren Häusern am
ehemaligen Graben zu erwerben. Die Bewilligung zum Bau der "Boutiquen", wie
diese Laden-Vorbauten dem Modestil der
Zeit entsprechend, französisch tituliert
worden sind, erteilte der Stadtmagistrat.
Mit diesen Vorbauten allerdings wurde
das im Februar 1765 besonders hervorgehobene "bessere Ansehen" bereits wieder
stark beeinträchtigt bzw. der Freiraum
zwischen der Altstadt und der Neustadt z.
T. verhüttelt, wie man heute sagen würde.
Einige dieser erst später in Ziegelbau stabilisierten und manchmal mit Dachgärten
versehenen Läden wurden dann im 2.
Weltkrieg durch Bombentreffer beschädigt. Dies und der namentlich im Bereich
des westlichen Burggrabens stark eingeengte Verkehr ließen dann den Gedanken
entstehen, den ursprünglichen Freiraum
wiederherzustellen, welche Aktion nun -

Von Stadtarchivdirektor
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
bis zum Jahre 1765 Zwinger und Graben
der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Mit anderen Worten, außerhalb vor der
mittelalterlichen Stadt- oder Ringmauer,
welche in Innsbruck nur die Altstadt umgeben hat, befand sich der sogenannte
Zwinger und vor diesem der Graben. Die
Breite des Zwingers betrug ca. 2 bis 3
Meter, er war durch die Zwingermauer
gegen den Graben hin abgetrennt. Der
Stadtgraben selbst war in Innsbruck mit
Wasser gefüllt. Da dieses nur eine geringe Strömung aufwies und sich darin allmählich Unrat angesammelt hatte, ger e i c h t e der I n n s b r u c k e r S t a d t g r a b e n
unserer Stadt nicht gerade zu höherem
Ansehen.
Seine Stunde hatte geschlagen, als Kaiser
Franz I. Stephan von Lothringen und Maria Theresia, seine Gattin bzw. die regierende Fürstin der österreichischen Erblande, den Beschluß faßten, die Hochzeit
ihres Zweitältesten Sohnes, des nachmaß-

Beginn der Boutiquen-Abbruch-Aktion am Burggraben nach 1945.
schüttung und E i n e b n u n g des unnütz
("ohnnutzbar") gewordenen Stadtgrabens. Diese Arbeit wurde auch gleich im
Dezember 1764 in Angriff genommen

STADTNACHRICHTEN - SEPTEMBER 1992

abgesehen von einigen Boutiquen am
nördlichen, durch die Durchfahrt bei der
Hofkirche ohnedies eingeengten Burggraben - als abgeschlossen gelten kann.

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