Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.9

- S.3

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Überzogene Erwartungen ans VKZ:

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ÜJ

TN

Die Grenzen
der Verkehrsberuhigung

Wenige Tage im August machten es allen klar: Es gibt Grenzen der Verkehrsbelastbarkeit der Stadt, bei deren Überschreitung gar nichts mehr "läuft".
Verkehrsberuhigung durch Verkehrsinfarkt ist nicht das Ziel des Innsbrucker
Verkehrskonzeptes, das im Herbst mit der ersten Stufe der Beruhigung der Innenstadt
beginnt (Bericht auf den folgenden Seiten). Auch Unpopuläres muß gesagt werden:
Das Verkehrskonzept kann nicht allen Erwartungen gerecht werden. Aber es w i r d die
Stadt insgesamt wieder lebenswerter, "menschengerechter" machen.

(Eiz) Der Zwiespalt scheidet nicht nur Bewohner verschiedener Straßen, Bürgerinitiativen, Berufs- und Interessengruppen, der Widerspruch steckt sehr oft in
ein- und derselben Person. Sind wir
Fußgänger, ärgern wir uns über zu viele
Autos. Fahren wir selbst mit dem Auto,
ärgert es uns, daß wir nicht überall können, wo und wie wir möchten.
Erlebtes Beispiel auf einer Bürgerversammlung: Ein Redner beklagt den unzumutbar gewordenen Verkehr in "seiner"
Straße. Zwei Sätze später fordert er, daß
seine Kunden aber auch künftig vor seinem Geschäft parken können müssen.

Preis dafür, daß (angenommen) 80 Prozent der Straßen beruhigt werden, ist, daß
in (angenommen) 20 Prozent der Straßen
der Verkehr nicht abnimmt - es muß viel
dafür getan werden, daß er nicht noch zunimmt.

Die Mobilität
wird sich verlagern
Mobilität ist unverzichtbar in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft: Wohnung und
Arbeitsplatz liegen nur noch im Ausnahmefall an ein- und demselben Ort. Wir
dürfen bei aller Notwendigkeit der Ver-

Verkehrsberuhigung
nicht überall
möglich
Unerfüllbar, weil unrealistisch,
sind Wünsche, den Verkehr in jeder Straße zu "beruhigen". Die
Forderung nach einer "verkehrsberuhigten Zone" wurde auch in
der Egger-Lienz-Straße laut. Und
in der Maximilianstraße protestierten Anrainer gegen die im
VKZ geplante (und 1993 zu realisierende) Aufhebung der Einbahn. Weder die Egger-LienzStraße noch die Salurner- oder
die Maximilianstraße können zu
"FußgängerStraßen" werden.
"Überall Verkehrsberuhigung"
wäre nur möglich, würde man
Autos gänzlich verbieten. Es
muß klar gesagt werden: Der

kehrsberuhigung nicht außer acht lassen,
daß wir mobil bleiben wollen und müssen.
Der Ruf nach Verkehrsberuhigung birgt
deshalb noch keinen Widerspruch in sich:
Das Verkehrsberuhigungskonzept (VKZ)
will sein Ziel erreichen durch
* Reduktion des motorisierten IndividuaiVerkehrs (MIV). Der verbleibende, unumgänglich notwendige MIV soll "stadtverträglich" geführt werden.
* Attraktiviert werden soll der öffentliche
Personen-Nahverkehr (ÖPNV), also Buslinien und Straßenbahn.
* Besonders gefordert werden sollen auch
Fußgänger- und Radverkehr.
Die Konsequenz: Wir müssen Abschied
nehmen von "eingefahrenen" Gewohnheiten. Der Pkw wird in der Stadt nur
noch für unumgänglich notwendige
Fahrten gestartet. Wann immer es geht,
benützt man öffentliche Verkehrsmittel.
Die dafür notwendige Verhaltensänderung wird auch die Parkraumbewirtschaftung mit bewirken, die nach und
nach auf die ganze Stadt ausgedehnt
werden soll.
Doch auch wer mit dem Bus oder Fahrrad
fährt oder zu Fuß geht, ist "mobil"!

Radfahren wird
sicherer
Nicht weniger als 3.060 Meter neuer Radwege wurden im heurigen Sommer neu
markiert (Foto): In der Andechsstraße, der
Erzherzog-Eugen-, der Prinz-EugenStraße und in der Blasius-Hueber-Straße
über die Universitätsbrücke. Weitere 400
Meter kommen in der Erzherzog-EugenStraße (zwischen Sennstraße und dem
"Panorama") dazu, wenn die laufenden
Arbeiten am Gasrohrnetz beendet sind.
Der immer wieder gehörte Ruf nach Radwegen im Stadtzentrum sollte
sich selbst erledigen, wenn diese Straßen verkehrsberuhigt und
die Radfahrer nicht mehr so gefährdet sein werden wie heute
noch in der Museumstraße.

Verkehrsregeln
gelten auch für
Radfahrer!
Leider berechtigt sind beständige Klagen über rücksichtslose
Radfahrer, die verbotenerweise
auf Gehwegen und Gehsteigen,
gegen Einbahnen und in der
Mehr Sicherheit für Radfahrer: 3.060 Meter neuer Radwege wur-Fußgängerzone fahren: Auch
den heuer markiert. Bild: Die Kreuzung Andechs-ZReichenauer wenn das neue Verkehrskonzept
Straße. Wichtig für Autofahrer, die beim Abbiegen den Radweg
kreuzen: Die Radwegmarkierung schützt nach dem Gesetz die das Radfahren besonders fördert,
Radler in gleichem Maße wie der Zebrastreifen die Fußgänger! Eshaben Radler die Verkehrsregeln
haben also die geradeaus fahrenden Radfahrer Vorrang vor den einzuhalten. Dies ist ein Appell

abbiegenden Autos!
(Foto: Murauer)an die Vernunft!

STADTNACHRICHTEN - SEPTEMBER 1992

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