Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.7

- S.39

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SPANIEN - TIROL - INNSBRUCK
Zur Ausstellung im Innsbrucker Stadtarchiv
Das Jahr 1992 bringt durch die große Ausstellung im Schoß Ambras "Hispania - Aust r i a " auch für Innsbruck eine intensivere Zuwendung zu den historischen Bezügen des
T i r o l e r Raumes zu Spanien. Diese Ausstellung kann nur Originale zeigen und muß sich
auf die Epoche der Katholischen Könige und Kaiser Maximilians I. beschränken. Deshalb zeigt das Stadtarchiv in Absprache mit den Veranstaltern von Ambras
eine Dokumentation, die möglichst alle beiderseitigen Bezüge v o m 12. bis
zum Beginn des 20. Jahrhunderts illustrieren soll.

Am Beginn stehen Bildspuren der in Tirol bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts einsetzenden Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela zum Grab des hl.
Apostels Jakob d. Ä., dem dort damals
der bestehende große romanische Dom
erbaut worden ist, während man um die
selbe Zeit die bald nach 1 180 erbaute
Innsbrucker Stadtkirche eben diesem
Heiligen geweiht hat.
Der Beteiligung von Tiroler Adeligen an
der Reconquista und ihre Auszeichnung
mit dem Aragonesischen Ritterorden von
den Randein, der Stola und dem Greifen,
auch Mäßigkeitsorden genannt, gilt der
zweite Abschnitt. Diesen Orden haben
auch die Kaiser Friedrich III. und Maxi-

Von Stadtarchivdirektor
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
milian I. getragen. Auch Maximilians
Wahlspruch "Halt Maß" hatte seinen Ursprung in diesem Ritterorden.
Die Beziehungen zwischen den Tiroler
Landesfürsten und den spanischen Dynastien bilden ein weiteres Thema. Dabei
wird daran erinnert, daß diesbezüglich
nicht erst mit der Doppelhochzeit der
Kinder Kaiser Maximilians I. diese Bezüge beginnen, sondern bereits im Jahre
1323 mit der Eheschließung von Elisabeth von Tirol-Görz, einer Enkelin Meinhard s IL, mit König Pedro II. von Sizilien-Aragon.
Bezüglich der Doppelhochzeit von
1495/96 wird hier übrigens aufgezeigt,
daß dieselbe in Innsbruck ihren ersten
künstlerischen Niederschlag gefunden
hat. Neben dem monumentalen Fresko
des Habsburg-Stammbaums in Schloß
Tratzberg von 1506 (Vergleiche die Abbildung) nimmt dabei die einzigartige
Schwazer Glocke, die "Maria Maximiliana" von 1503, eine besondere Rolle ein.
Auffallend ist auch die ambivalente Haltung Maximilians zu den spanischen Arabern, den Mauren. Einerseits gebrauchte
er bis zu seinem Lebensende den Granatapfel als Symbol der Reife und Sieg der

christlichen Herrschaft über Granada,
dem letzten maurischen Territorium in
Spanien im Jahre 1492. Andererseits
empfand er für den maurischen Volkstanz
so viel Sympathie, daß er sich und seine
Gemahlinnen am Goldenen Dachl um
1494/96 beiderseits von maurischen Tänzern umgeben ließ.
Selbstverständlich wird auch jener arme
Elefant in Erinnerung gebracht, der mit
dem nachmaligen Kaiser Maximilian IL
im Winter 1551/52 aus Spanien nach
Wien geführt wurde, wo er 1553 verendet
ist: Er lebt sowohl im "Brixner Elefanten" als auch in einem fast einzigartigen
Knochenstuhl in Kremsmünster fort.
Weniger erbauend waren spanische Truppendurchzüge zu den Türkenkriegen: Einer der mitziehenden Adeligen aus dem
damals spanischen Mailand ist dabei
1684 in Innsbruck ums Leben gekommen. Sein Grab befindet sich bei der
Dreiheiligenkirche. Andererseits hatte bei
den Innsbrucker Schützen im 16. Jahrhundert der spanische Einfluß den Wechsel vom breiten Barett zum schmalen hohen Hut bewirkt.
Vom ersten regierenden König von Spa-

nien aus dem Hause Habsburg, Kaiser
Karl V., kann hier - als Dauerleihgabe
des Landeshauptschießstandes - ein holzgeschnitztes und polychromiertes Wappen gezeigt werden. Es ist das einzige
derartige Denkmal in Tirol. Karl war von
1519 bis 1523/25 auch Landesfürst von
Tirol. Stand somit der Beginn des Hauses
Habsburg in Spanien in engster Verflechtung mit Tirol, so galt dies auch für das
Ende der Dynastie in Spanien, woran das
ehemalige Kapuzinerkloster in Klausen
(gegr. 1699/1701) erinnert hat. Die Enkelkinder der um das spanische Erbe
kriegenden Monarchen, Karl VI. und Philipp V., ließen an die Stelle der Feindseligkeiten von einst im Jahre 1765 eheliche Zuneigung treten, woran unsere
Triumphpforte erinnert: Gerade durch
diese Ehrenpforte aber wird Innsbruck
zum ebenbürtigen Gegenstück von Toledo, wo noch heute der Doppeladler Kaiser Karls V. als Stadtwappen fungiert.
Mit den hier aufgezählten und vielen anderen, umfaßt die Ausstellung im Stadtarchiv Zeugen von rund 750 Jahren gemeinsamer Geschichte (vgl. den Katalog
in Buchform).
Die Ausstellung im Stadtarchiv, Badgasse, ist bis 18. September bei freiem
Eintritt zu sehen: Mo. bis Do. von 8.00
bis 12.00 und 14.00 bis 18.00 Uhr, Fr.
von 8.00 bis 13.00 Uhr. Anmeldungen
für Sonderführungen: Tel. 58 73 80.

Philipp der Schöne und Juana la Loca ("die Wahnsinnige") - Ausschnitt aus dem Habshurger
Stammbaum von 1506 auf Schloß Tratzberg. Die blaue Wolke symbolisiert die Stellung des Paares als Stammhalter der habsburgischen Dynastie, der durchlaufende grüne Ast deren männliche
Linie über Kaiser Maximilian und Philipp zu Karl V. und Ferdinand /., der braune Ast die Verbindung zu den damals drei der vier Töchter des Paares.
(Foto: Richard Frischauf)

STADTNACHRICHTEN - JULI 1992

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