Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.3

- S.34

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Das Staatswappen von Kroatien
und seine Anfänge in Innsbruck
Von Stadtarchivdirektor SR. Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

nannten vier Königreiche gebrauchten, treffen wir noch
bei Matthias Corvinus (gest.
1490) nur für die Königreiche Ungarn, Dalmatien und
Bosnien eigene Wappen an.
Daran scheint sich auch unter
seinem regierenden Nachfolger Wladislaw Jagiello (gest.
1516) nichts geändert zu haben. Im Gegensatz dazu hat
der Titularkönig Maximilian
bald nach 1491 ein eigenes
Wappen auch für Kroatien
eingeführt: Es ist der meist in
fünf mal sechs Feldern Silber
und Rot g e s c h a c h t e ( s c h a c h b r e t t a r t i g e ) Schild.
Erstmals nun begegnet dieses
Wappen im eingangs erwähnten R a h m e n - W a p p e n p r o gramm des Innsbrucker Quaternionenadlers von 1495/96.
Es folgt seine Darstellung am
ehemaligen
Innsbrucker
Wappenturm
von
1499
( - S ü d t u r m der H o f b u r g ) ,
w e i t e r s am M a n t e l d e r
g r o ß e n , von M a x i m i l i a n
1503 gestifteten Glocke "Maria Maximiliana" in Schwaz, sowie um 1508 im dortigen Kreuzgang der Franziskaner. Auch die
unter Mitwirkung des Innsbrucker Hofmalers Jörg Kölderer entstandene "Ehrenpforte" von 1515 enthält das Wappen von
Kroatien, welches sich spätestens seit
1525 auch in Ungarn selbst durchgesetzt
hat und dort auf einer damals geprägten
Schaumünze König Ludwigs II. angetroffen wird. Mit dem frühen Tode dieses Königs im Jahre 1526 bei Mohac kam der
Herrschaftsanspruch auf Ungarn, Kroatien, Bosnien und Dalmatien auf Grund der
Heiratsverträge von 1515 an das Haus
Österreich, welches den betreffenden Territorialwappen stets den gebührenden Respekt erwies. Daß unter diesen das Wappen der heutigen Republik Kroatien seinen
nachvollziehbaren Werdengang in Innsbruck begonnen hat, ist längst in Vergessenheit geraten.


L o k a l e Kunst- und G e s c h i c h t s d e n k m a l e in ihrer
vollen Wertigkeit und überregionalen, ja europaweiten Bedeutung zu erkennen, ist oft
nicht leicht und setzt jahrelange Forschungen und Beobachtungen voraus. Ein konkretes
Beispiel dieser Art in Innsbruck stellt das um 1495/96
gemalte und ! 885 wieder entdeckte heraldische Gewölbefresko in den L a u b e n des
W o h n h a u s e s des e i n s t i g e n
Stadtrichters Walther Zeller d.
Ä. dar (heute: Kohleggerhaus,
Herzog-Friedrich-Straße 35),
dessen Quaternionenadler von
der Fachwelt immer schon als
ein historisches Denkmal von
außerordentlichem Wert gewürdigt worden ist. Seit 1969
wissen wir, daß es sich dabei
um die älteste öffentliche Darstellung dieses alten Reichssymbols handelt. Das einzige
ältere Gegenstück dazu bildet Blick auf das Wappenfresco von 1495/96 unter den Lauben des Hauses Hereine Handschrift in Köln von Zog-Friedrich-Straße 35- links oben das in Silber und Rot geschachte Wappen
von Kroatien.
(Foto: Frischauf)
1471/72.
Im Laufe der Zeit entpuppte sich dann
aber auch das diesen zentralen Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches umgebende Wappenprogramm zusehends als
historisches Denkmal von europäischer
Dimension. Es begann - abgesehen von
den Wappen von Portugal, Burgund, Flandern und Ungarn-Böhmen - im Jahre 1973
mit der E r k l ä r u n g der vier ü b e r den
Schwingen des Doppeladlers angeordneten Wappen von Frankreich, Sizilien,
Schottland und England als die Wappen
jener Königreiche, deren Könige bei der
Krönung ebenso wie der Römische Kaiser
gesalbt worden sind.
Für die Gäste aus dem Norden erwies sich
der erst 1969 als Wappen von Dänemark
identifizierte Wappenschild als eine der ältesterhaltenen öffentlichen Freskodarstellungen desselben. Die dortigen Wappenschilde von Galicien und Sevilla konnten
als die früheste Reflexion der Spanisch-

Österreichischen Heiratsverträge von 1495
in Österreich erkannt werden. Sie werden
im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen Stadtarchiv-Ausstellung "SpanienTirol-Innsbruck" ausführlich gewürdigt
werden.
Bisher nur am Rande beachtet wurde die
vierteilige Wappengruppe von Ungarn,
Dalmatien, Bosnien und Kroatien. Den Titel dieser Königreiche zu führen, war der
nachmalige Kaiser Maximilian I. seit 1491
berechtigt. Er trat damit die Nachfolge bezüglich der ihm von seinem Vater, Kaiser
Friedrich III., cedierten Erb- und Titelansprüche nach König Ladislaus Posthumus
(gest. 1457) an, dem er aus diesem Grunde
auch ein Erinnerungswappen am Goldenen Dachl gewidmet hat. Während nun
spätestens seit Kaiser Sigmund (gest.
1437) sowohl die regierenden, als auch die
nur titelmäßigen Könige von Ungarn in
feierlichen Urkunden die Titel aller ge-

STADTNACHRICHTEN - MÄRZ 1992

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