Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.3

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1992_Innsbrucker_Stadtnachrichten_03
Ausgaben dieses Jahres – 1992
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Nordkettenschutzwald
wird für das nächste
Jahrtausend gestärkt
Unser Schutzwald ist nicht mehr intakt. Auch nicht auf der Nordkette.
Daher drohen im Sommer Murenabgänge, im W i n t e r Lawinen.
Ein "Schutzwald-Sanierungsprogramm N o r d k e t t e " , das bis ins Jahr 2005 dauern wird,
soll seine Funktionsfähigkeit wieder herstellen.
23 Millionen Schilling umfaßt der finanzielle Gesamtrahmen für dieses Projekt.

(bp) Einheimische wie Besucher unserer
Stadt begeistert immer wieder beim
Blick von der Maria-Theresien-Straße
in Richtung Goldenes Vachi das herrliche P a n o r a m a der Nordkette. Der Kontrast zwischen blauem Himmel und
s c h n e e b e d e c k t e n Gipfeln, ü b e r g e h e n d
in das saftige G r ü n der Almen bis zum
Dunkel seiner Wälder, macht diesen Gebirgszug zu einem Juwel unserer Stadt.
Doch die atemberaubende Naturschönheit t r ü g t . Besonders d e r notwendige
S c h u t z w a l d d e r N o r d k e t t e m a c h t den
Verantwortlichen große Sorge.
Am 4. Februar informierten StR. Dipl.Ing. Eugen Sprenger, politisch veranwortlich für das Agrar-, Forst- und Gartenamt,
SR Dipl.-Ing. Leonhard Steiger, Leiter der
Bezirksforstinspektion und der städtischen Grün-Abteilung, sowie der Obmann
des neu gegründeten "Waldpflegevereines
Innsbruck", Dr. Bernhard Liphart, die Medien über den Ist-Zustand des Nordkettenwaldes und das Sanierungsprogramm der
Stadt.
Laut Aussage von StR. Eugen Sprenger
sind etwa 20 bis 25 Prozent des Gesamtbestandes des Nordkettenwaldes geschädigt. Die größte Gefahr droht aus der hohen Belastung durch Luftschadstoffe, die
der Wald filtert, aber auch die Überalterung der Bäume in den höher gelegenen
Zonen gibt Grund zur Besorgnis. Mit dem
Schutzwaldsanierungsprojekt Nordkette,
das bis zum Jahre 2005 läuft, und dessen
Gesamtkosten von 23,5 Millionen betragen werden, will man den Zustand des
Nordkettenwaldes nun verbessern. Die
gegebene Besitzstruktur ist kleinflächig
(rund 500 Kleinwaldbesitzer teilen sich
den Nordkettenwald, viele von ihnen haben gar keinen Bezug zur Forstwirtschaft
und stehen zum Teil hilflos den Problemen eines Waldbesitzers gegenüber), sodaß Maßnahmen eines einzelnen Eigentümers oft nicht greifen.

4

Der neue "Waldpflegeverein" mit seinem
Obmann Dr. Bernhard Liphart wird helfen.
Unterstützt von Bund, Land und Stadt sollen großflächige Gemeinschaftsaktionen
gestartet werden, die den Waldbesitzern bei
der Beschaffung von Holzarbeitertrupps
helfen, steuerliche Vorteile bringen und finanzielle Unterstützung bieten. Konkrete
Förderungsmaßnahmen für die Erhaltung
des Schutzwaldes beinhalten vor allem
Strukturverbesserungen, Erschließungsmaßnahmen, wie Wegsanierung und (wo
unbedingt notwendig) Wegneuschaffung.
Als förderungswürdig gelten auch Schneeberuhigungsmaßnahmen, Neuaufforstung
und die Förderung des Seilkraneinsatzes,
der Forstwege, so gut es geht, ersetzt.

Die kurzfristigen Ziele dieser Maßnahmen
beinhalten die Verbesserung der Bearbeitbarkeit der Wälder, die Verjüngung der
überalterten und zum Teil schwer geschädigten Bestände. Eine Hebung der Waldgesinnung wird angestrebt, was bedeutet,
daß sich jeder Erholungssuchende vor
Augen führen soll, daß dieser Wald ihm
als Wanderer zwar zur Verfügung steht,
daß ihm dieser Wald aber nicht gehört.
Ein "reifer" Wald muß "geerntet", also
genutzt werden. Wer schimpft, daß ein alter Baum aus dem Bestand geschlägert
wird, sollte bedenken, daß dieser keine
Schutzfunktion mehr hatte. Nur ein nicht
zu alter Bestand bietet die notwendige Sicherheit.
Langfristig gesehen sollen n a t u r n a h e
Schutzwälder geschaffen und erhalten
werden, die mit einer natürlichen Baumartenzusammensetzung gut gestuft sind. Dadurch wird die Schutzfähigkeit der Wälder gesteigert, was den pflanzlichen und
tierischen Artenreichtum fordert. Naturschutz also, der sich nicht als politisches
Programm oder theoretische Diskussionsg r u n d l a g e versteht, sondern der, von
Fachleuten praktiziert, unseren Lebensraum erhält. Wir müssen den Schutzwald
vor schädlichen Umwelteinflüssen der
Gegenwart und der Zukunft stärken, damit der Lebens- und Wirtschaftsraum in
Innsbruck erhalten bleibt.
Nordkettenwaldbesitzer, die an dieser
Z u k u n f t m i t a r b e i t e n wollen, m e l d e n
sich b i t t e b e i m F o r s t a m t , A m r a s e r s t r a ß e 5 , Tel. 41114.


Blick von der Arzler Alm zur Herzwiese (markiertes Gelände), wo ein Teil der beschriebenen
Schutzwaldsanierung stattfindet.
(Foto: Kurt Praller)

STADTNACHRICHTEN - MÄRZ 1992