Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.1

- S.39

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Erttschuldigungskarte der Cernei ride Jiötting für 1912

Die „neue" Hattinger Pfarrkirche bei ihrer Segnung am dritten Adventsonntag 1911.

80 JAHRE „NEUE
HÖTTINGER PFARRKIRCHE"
Von Pfarrer W e r n e r Seifert O. Praem.
Am 1. Jänner 1888 wurde unter dem Vorsi tz
des damaligen Pfarrers von Hötting, Philipp
Matzgeller, der „Papst-Leo-Kirchenbauverein" gegründet. Der Verein hatte zum
Ziel, das notwendige Kapital zu beschaffen,
daß entweder die alte Höttinger Pfarrkirche
erweitert oder eine neue, größere Kirche
erbaut werden konnte.
Man entschloß sich zu einem Neubau. Es
sollte - ähnlich der benachbarten St. Nikolaus-Kirche - ein Gotteshaus im neugotischen Stil werden. Den Bauauftrag
erhielt die Innsbrucker Firma Johann Huter
& Söhne. Die Bauarbeiten begannen 1909,
und schon am 4. Juli 1911 konnte der damalige Stiftsprior von Wüten und spätere
Abt Heinrich Schuler den Schlußstein
setzen.
Am dritten Adventsonntag desselben Jahres wurde die Kirche gesegnet (nicht geweiht) und in der Heiligen Nacht 1911 der
erste feierliche Gottesdienst zelebriert. Am
Weihnachtsabend wurde das Allerheiligste
in einer feierlichen Prozession von der alten
Pfarrkirche in die neue Kirche übertragen.
Damit hatte die uralte Höttinger Pfarrkirche
- wie man damals dachte - „ausgedient". Sie
wurde entsakralisiert, d. h. zu profanen
Zwecken freigegeben und diente über
Jahrzehnte als Lagerraum.
Ihre Einrichtung - drei Altäre und die wunderschöne Barockkanzel - wurde der Pfarre

Zams im Oberinntal verkauft, da in dieser
Gemeinde die Pfarrkirche kurz zuvor einem
Brand zum Opfer gefallen war.
Die neue Pfarrkirche war also 1911 dem
Bau nach fertiggestellt, es fehlte aber noch
größtenteils die Innenausstattung. Erst
nach und nach wurden die bunten Glasfenster, hergestellt von der Tiroler Glasmalerei in Innsbruck, eingesetzt.
Es sind Darstellungen aus der Heilsgeschichte, die sieben Sakramente, die Werke
der Barmherzigkeit, die betende, die
lobende und die gesetzgebende Kirche,
die drei evangelischen Räte und die vier
Evangelisten.
Im Laufe der Jahre konnten drei der vier
Seitenaltäre fertiggestellt werden, nur der
Hochaltar blieb unvollendet. Der erste
Weltkrieg und die darauf folgende Notzeit
setzten weiteren Aktivitäten ein rasches
Ende.
Dennoch wurde am 6. April 1924 die Kirche
vom damaligen Bischof Dr. Sigismund
Waitz konsekriert. Vier Stunden dauerte
der Weiheakt und die anschließende
Eucharistiefeier.
„Bürgermeister Dr. Graßmaier (von
Hötting) begrüßte den Bischof, der darauf
erwiderte, der Schüler Josef Koller trug in
Alt-Höttinger Tracht ein Gedicht vor. Es
folgte der Zug zur Kapelle im Kindergarten
zu den Heiligen Reliquien, dann der Rück-

STADTNACHRICHTEN -JÄNNER 1992

zug zur Kirche." („Tiroler Anzeiger", Montag, 7. April 1924). Als nach dem zweiten
Weltkrieg eine vier Meter hohe Christkönigsstatue von Josef Stand an der Stirnwand im Presbyterium angebracht wurde anstelle des vorgesehenen Hochaltars gingen die Meinungen der Höttinger stark
auseinander. Nur bei wenigen fand die Figur Gefallen. Um 1960 entfernte man die
nazarenischen Seitenaltäre und teilweise
auch die bunten Kirchenfenster und meinte,
damit die Kirche modernisiert zu haben.
Zusätzlich wurde das Presbyterium durch
einen Vorhang vom Kirchenschiff getrennt.
Dadurch war die Einheit und Harmonie im
Inneren der Kirche vollständig zerstört.
Im Herbst 1988 entschloß man sich in der
Pfarre, das Gotteshaus zu renovieren und
ihm wieder die ursprüngliche Gestalt zu
geben. Die Gesamtleitung wurde Architekt
Jörg Streli übertragen. Professor Rudolf
Millonig erhielt den Auftrag, einen neuen
Hochaltar und zwei Seitenaltäre zu schaffen. Auch die Orgel wurde überholt.
Schon ein halbes Jahr später waren diese
Arbeiten beendet und der neue Altar konnte
konsekriert werden.
Mit der Aufstellung des Marienaltars und
des Kirchenparon-Altars am dritten
Adventsonntag 1991 wurde die Renovierung der „Neuen Höttinger Pfarrkirche"
abgeschlossen.


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