Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.12

- S.23

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das er alda prima vista gespielt,
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Woltgang A m a d e u s Mozart und Innsbruck I p°gr™waMbesorge
Gastgeber Graf Künigl. — EsdCT
war
Am 27. Jänner 1756 in Salzburg
als siebentes Kind des dortigen
Hofkapellmeisters Leopold Mozart und der Anna Maria Mozart
geb. Pertl geboren, ließ Wolfgang
Amadeus Mozart schon mit 3 bis
4 Jahren seine außergewöhnliche
musikalische Begabung erkennen — dies bedeutete aber zugleich das Ende seines Kindseins.
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

Sein Vater hielt es nämlich für das
Beste, sein „Wunderkind" bekannt zu machen. Bereits kurz
nach Wolfgangs sechstem Geburtstag begannen daher strenge
Jahre der Konzertreisen, bei denen auch Wolfgangs ältere
Schwester Anna („Nannerl")
mitgewirkt hat. Sie spielte — elfjährig — „glänzend Klavier". Ersten Reisen nach München und
Wien (1762 und 1763) folgte eine
große Europapatournee durch
Deutschland, Holland, nach
London und Paris, wobei es zur
Präsentation des „Wunderkindes" gehörte, daß ihm von den
Gastgebern Konzertstücke vorgelegt wurden, die Mozart „vom
Blatt" („prima vista") zu spielen
hatte.
Mit 13 Jahren zum Hof-Konzertmeister des Fürsterzbischofs von
Salzburg ernannt, trat er im Dezember 1769 mit seinem Vater seine erste von insgesamt drei Kon-

Z

eitgenössische Ansicht des
Gasthofes
„Goldener
Adler"
(Bildmitte)
von 1762, in
dem Mozart
1772 und
1773 abgestiegen ist.
(OriginalÖlbild im
Stadtarchiv;
Repro:
Frischauf)

zertreisen nach Italien an. Diese
Reisen führten die beiden stets
von Salzburg über Lofer, St. Johann, Wörgl, Innsbruck und Bozen nach dem italienischen Süden. In Tirol konzertierte Mozart
dabei nur bei der ersten Reise. Bei
der dritten hingegen spielte er gelegentlich eines Besuches von
Hall am 26. Oktober 1772 — außer Programm — auf der Orgel
der dortigen Damenstiftskirche;
sein Vater berichtete darüber
kurz in einem Brief an seine Gattin, Wolfgangs Mutter. Weitaus
besser unterrichtet sind wir über
sein Innsbrucker Konzert am
Sonntag, den 17. Dezember 1769,
wozu der Vizepräsident des Tiroler Gubernimus, Leopold Graf
Künigl, in das Palais seines Vaters, das heutige Palais Trapp
(Maria-Theresien-Straße 38) gelanden hatte. Die „Innsbrucker
Montägige
Ordinari-Zeitung"
vom 18. Dezember 1769 berichtet
darüber unter anderem: „Freytags ... ist hier bei dem Gasthaus
beim Weissen Kreuz (Anm. d.
Verf.: man beachte die dortige
Gedenktafel) angelangt Herr Leopold Mozart... mit seinem Sohne, Herrn Wolfgang Mozart, dermalen wirklicher hochfürstlicher
Salzburgischer Concertmeister,
welcher wegen seiner ausserordentlichen musikalischen Wissenschaft sich schon seit seinem
sechsten Jahre sowohl an dem allerhöchsten kaiserlichen Hofe,

als in Engelland, Frankreich,
Holland und durch das ganze
römische Reich berühmt gemacht hat. Gestern wurde derselbe zu einem Concerte, welches
der hohe Adel veranstaltet hatte,
eingeladen, in welchem er die
schönsten Proben seiner ganz besonderen Geschicklichkeit ablegte." Als diese besondere „Geschicklichkeit" galt auch bei diesem Konzert Mozarts Fähigkeit,
perfekt vom Blatt zu spielen. Dies
können wir jenem Brief entnehmen, den sein Vater noch am
Abend des 17. Dezember 1769 an
seine Gattin nach Salzburg geschrieben hat, worin er unter anderem ausführt: „Der Wolfgang
hat ein sehr schönes Concert,

1891

dies Mozarts einziges Konzert in
Innsbruck.
Von seiner zweiten Reise — im
August 1771 — durch Tirol nach
dem Süden wissen wir nur, daß sie
wieder über dieselbe Route verlaufen ist, während wir bezüglich
der dritten Reise immerhin dem
Brief seines Vaters entnehmen
können, daß die beiden Herren
sowohl auf der Reise nach Mailand als auch auf der Rückreise in
Innsbruck beim Goldenen Adler
abgestiegen sind (25. bis 27. Oktober 1772 und im Februar 1773).
Nach dieser Reise hat Mozart, der
am 5. Dezember 1791 verstorben
ist, nie wieder Tiroler Boden betreten. Seine Werke aber fanden
auch hier schon bald begeisterte
Aufnahme.

VOR HUNDERT JAHREN

17. Dezember: Trotz vielfacher
Mühe gelang es der „Freien Bürgervereinigung"
Innsbrucks
nicht, „ein passendes ebenerdiges
Local mit Küche behufs Errichtung einer Wärmestube ausfindig
zu machen. (In der Wärmestube
sollen täglich eine größere Anzahl
armer Personen Suppe und Brod
unentgeltlich erhalten.)" Es wird
daher vom Vereinsvorstand an die
Innsbrucker Bevölkerung appelliert, ein derartiges Lokal — auch
gegen Bezahlung — zur Verfü-

gung zu stellen.
19. Dezember: Die neue Orgel im
Stadtsaal wird mit einer freien
Phantasie über die Volkshymne
erstmals als Konzertinstrument
eingesetzt. „Dabei werden die
einzelnen Stimmen der Orgel in
der ganzen Mannichfaltigkeit ihrer Klangfarben besonders zur
Geltung gebracht", weiß der Bote
für Tirol zu berichten.
31. Dezember: Der Jahreswechsel vor hundert Jahren war in weiten Teilen des Landes von verheerenden Unwettern begleitet. Sowohl die Mühlauer wie auch die
Höttinger Wasserleitungen trugen Schäden davon, sodaß „das
Wasser entweder ganz stockt
oder trüb fließt". In Arzl trat der
Dorfbach über die Ufer.
11. Jänner: Nach den Unwettern
zu Silvester berichtet der Bote
heute über „einen Winter, wie er
im Buche steht. Eine mächtige
Schneedecke hüllt Berg und Thal
... ein." Nur der Straßenbahn
brachte die weiße Pracht nicht
viel Freude, da „man vor Hall
schon einmal zwei Pferde zu Hilfe
nehmen" mußte, „um den Zug in
die Stadt hineinschleifen zu lassen" . Diesmal mußte man schon
in Innsbruck mehrere Lokomotiven vor die Tramway kuppeln, um
sie „in zwei Stunden von hier
nach Hall zu bringen". Danach
wurde für diesen Tag jeglicher
Tramwaybetrieb eingestellt.