Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.11

- S.3

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Neue Innsbrucker Kläranlage wird
zu den modernsten in Europa zählen
16 Umlandgemeinden werden an das „neue" Innsbrucker Klärwerk angeschlossen.

Liebe Mitbürger!
Eines der wichtigsten Gesetze ist
der sogenannte Finanzausgleich
zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Dieses Gesetz gilt immer
mehrere Jahre, der nächste Finanzausgleich beginnt am 1. Jänner 1993, in den kommenden 13
Monaten muß verhandelt werden.
Laut Finanzverfassung soll jede
Gebietskörperschaft soviel Geldmittel erhalten, wie sie zur Erfüllung der ihr vom Gesetz zugewiesenen Aufgaben benötigt.
Die österreichischen Gemeinden
stehen vor einer der größten Herausforderungen in ihrer Geschichte. Verkehr, Lärm und schlechte
Luft haben in vielen Städten das
Leben zur Hölle gemacht, die Belastungen des menschlichen Organismus werden immer stärker und
nicht jeder kann diesen Streß ohne
Gesundheitsschäden überstehen.
Die Rückgewinnung des herrlichen urbanen Lebensraumes ist
die große Aufgabe unserer Zeit.
Guter Wille genügt nicht, gewaltige Beträge sind erforderlich. Auf
dem Land regelt der Staat mit
Bahn und Bus den Verkehr, in den
Städten sind die Gemeinden auf
sich gestellt. Deshalb die klare Forderung an Bund und Länder, auf
dieses gewaltige Problem unserer
Zeit nicht nur in Enquenten hinzuweisen und von Umweltkonzepten
zu sprechen, sondern endlich Taten setzen. Sollten in dieser Frage
keine Fortschritte erzielt werden,
dann könnte es erstmals in unserer
Republik dazu kommen, daß die
Gemeindeparlamente die Bürger
mobilisieren, anscheinend wird —
was ich sehr bedauere — nur diese
Sprache verstanden, obwohl jeder
Bescheid weiß und mehr als die
Hälfte aller Österreicher diese
Minderung ihrer Lebensqualität
derzeit in Kauf nehmen muß

(We) Mit einem offizillcn Spatenstich, ausgeführt von Bürgermeister Romuald Niescher und seinen Stellvertretern I)ipl.-Vw. Michael Passer und Rudolf Krebs
erfolgte am 22. Oktober offiziell
der „Startschuß" für den Neubau
des Klärwerkes in der Roßau.
Grußworte des Landes „...nicht
nur Innsbruck, sondern auch die
umliegenden Gemeinden sind
Nutznießer dieser Kläranlage"
sprach Landtagspräsident Dr.
Carl Reissigl. Zu der von einem
Bläserquintett der Musikkapelle
Amras umrahmten Feier waren
auch Bürgermeister der Umlandgemeinden, weitere Mitglieder
des Innsbrucker Stadtsenates
und des Gemeinderates, Repräsentanten der Firmen sowie Magistratsdirektor OSR Dr. August
Wammes mit den leitenden Beamten der für die Errichtung der
Kläranlage zuständigen Abteilungen gekommen.
Diese mit einem Kostenvolumen
von 575 Millionen Schilling größte Investition der Landeshauptstadt in diesem Jahrhundert tritt
damit nach jahrelanger planerischer Vorbereitung ins Stadium
der Verwirklichung. Jeweils zehn
Prozent der Summe müssen
Stadt und Land sofort aufbringen, der Rest wird durch ein kostengünstiges Darlehen des Wasserwirtschaftsfonds
vorfinanziert.
Der mechanische Teil des derzeitigen Klärwerkes wurde 1969 in
Betrieb genommen. Fünf Jahre
später efolgte mit der Errichtung
der biologischen Reinigungsstufe
die Erweiterung auf 230.000
EGW (Einwohnergleichwerte).
Die Kosten für beide Baustufen
beliefen sich damals auf 135 Mio.
Schilling.
Bürgermeister Romuald Niescher in seiner Ansprache: „Wenn
auch heute, rund 15 Jahre später,
diese Kläranlage immmer wieder
im Kreuzfeuer der öffentlichen
Kritik steht, so dürfen wir doch
mit Stolz feststellen, daß Innsbruck die erste Landeshauptstadt
Österreichs war, die ihre Abwässer biologisch klärte".
Das starke Wachstum der Stadt
und der Wunsch mehrerer Umlandgemeinden, an die Kläranla-

ge angeschlossen zu werden, ben der Errichtung eines Pufferbrachte diese einst top-moderne und Regenrückhaltebeckens den
Anlage trotz zahlreicher Maß- Aus- bzw. Neubau der Schlammlinahmen zur Leistungssteigerung nie vor. Im dritten und letzten Aban die Grenze ihrer Belastbarkeit. schnitt werden die biologische Rei1983 wurde ein internationaler nigungsstufe, die Faultürme sowie
Ideenwettbewerb durchgeführt, das Betriebsgebäude samt Steueum ein optimales Verfahren für rungseinrichtungen erstellt.
einen Um- bzw. Ausbau der Kläranlage zu erhalten. Eine interna- Innsbruck „hilft"
tionale Prüfungskommission un- Umlandgemeinden
ter Vorsitz von Univ.-Prof. Dr.
Kurt Ingerle und weitere Fachleu- Die neue Kläranlage wird dem
te prüften 1985 die Verfahrensva- neuesten Stand der Technik entrianten und erarbeiteten einen sprechen. Sie verfügt über zwei
grundsätzlichen
Ausbauvor- biologische Stufen und ist für
schlag, der die Grundlage für die 400.000
Einwohnergleichwerte
1987 begonnene Detailplanung konzipiert. Die Fläche der Becken
bildete. Heute liegt die Gesamt- wird bedeutend größer, zu den
verantwortune über dieses Groß- zwei bestehenden Faultürmen

Innsbrucks Stadtväter (v.l. Vizebgm. üpL-Vw. Passer, Bgm. Niescher
und Vizebgm. Krebs) „mit vereinten Kräften" beim Spatenstich für das
neue Klärwerk.
(Foto: Eliskases)
Projekt bei der Innsbrucker Inge- kommen zwei weitere hinzu. Die
nieurgemeinschaft Lässer-Feizl- Anlage wird den Abwässern auch
mayr.
Phosphor und Stickstoff entziehen und damit die Wassergüte des
Inn weiter verbessern. Der AbwasKapazität wird nun
serreinigungsgrad wird bei 98 Prostark vergrößert
zent liegen.
Die Bauzeit wird fünf Jahre betra- Zu den bereits bisher angeschlosgen. Im ersten Bauabschnitt, wäh- senen Gemeinden Rum, Völs, Alrend der Niederwasserzeit 1991/92, drans, Lans, Sistrans, Patsch
sollen — wie Baureferent Vzbgm. kommen Ellbogen, Mutters, NatKrebs in seiner Rede erläuterte — ters, Götzens, Birgitz, Axams,
die baulichen Maßnahmen zur Grinzens, Keniaten (Ortsteil AfGrundwasserhaltung
getroffen ling) und voraussichtlich auch
werden, um dann im Laufe des Schönberg hinzu. Auch Zirl
Jahres 1992 mit dem Umbau des möchte
sich
künftig
am
Einlaufbereiches bzw. mit der me- „Schlammverbund" der Innschanischen Reinigungsstufe und brucker Anlage beteiligen.
der Werkstätte beginnen zu kön- Innsbruck verfügt übrigens über
nen.
ein Kanalnetz von 250 km
Der zweite Bauabschnitt sieht ne- Länge.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1991, Nr. 11

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