Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.10

- S.27

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Das Höttinger Peterlspiel
Man möchte fast sagen in der guten alten — auf jeden Fall fernsehlosen — Zeit wurde im damaligen Dorf Hötting ein inzwischen fast vergessener Brauch
hochgehalten: Das Höttinger Peterlspiel.
Es war dies ein Puppentheater,
teils mit Hand-, teils mit Stockpuppen vorgeführt, das allseits

Von Josefine Justic
und nicht nur bei Kindern beliebt
war. Zurückgehend zumindest in
die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es zuerst von der Höttinger Familie Heiss — hier besonders von Johann Heiss — und
ab 1894 von Peter Vögele betreut
und gespielt.
Anfangs in privaten Stuben im
kleinen Kreis aufgeführt, fand es
aber bald Eingang in Höttinger
und sogar — sozusagen als Gastspiel — in Innsbrucker Wirtshäuser, dies vermutlich nicht zuletzt,
„weil der Peterl... vom vielen Reden und Streiten meist sehr durstig" wurde und die Gage der
Puppenspieler umso höher wurde, je zahlreicher das Publikum
erschien.
Damit ist auch schon die Hauptperson und zugleich der Namensgeber dieses alten Höttinger Spieles genannt: Es ist der „Peter" —
vergleichbar, doch nicht indentisch mit dem Kasperl. Denn liest
man die Titel des Repertoires des
Puppenspieles (siehe: A. Rudolf
Jenewein, Das Höttinger Peterl-

„Peterl",
doppelköpfiger „Höllenfürst" und
„Götzenpfaffe". Drei der
im Stadtarchiv gezeigten OriginalPuppen des
Höttinger
Peterlspieles.
Originale in
Privatbesitz.
(Foto:
Murauer)

spiel, Innsbruck 1903), so sind sie
gänzlich verschieden zu den Themen des Kasperltheaters. Inhaltlich stand moralisierende, mehr
oder weniger religiöse Stoffe stehen im Vordergrund. Wenn damals Stücke wie „Die Enthauptung des hl. Johannes", „Der
Don Juan", „Der Peterl beim Dr.
Faust", „St. Romedi und der
Bär" u. ä. vorgeführt wurden, so
läßt dies schließen, daß das Höttinger Peterlspiel zwar auch, aber
nicht in erster Linie für Kinder gedacht war, sondern gewiß ob
mancher Blutrünstigkeit und
Derbheit das erwachsene Publikum eher ansprach. Selbst dieses
erschrak, wenn der doppelgesichtige Höllenfürst mit seinen Spießgesellen unter Flammenerscheinungen und Colofoni-Gestank
auftauchte, seinen Hals bis auf 15
cm ausdehnte und vorschnellen
ließ. In einem Brief vom 13. Jänner 1886 an das Wochenblatt
„Andreas Hofer" wurde sogar
Beschwerde geführt und „Überschreitungen des Anstandes" beklagt und in der Folge auch der
Höttinger
Gemeindeausschuß
mit dieser Sache befaßt. Doch zur
Einstellung des Peterlspieles kam
es nicht; es erfreute sein Publikum noch bis in die Dreißiger
Jahre an Winterabenden zwischen Dreikönig und Faschingsdienstag. Erst nach dem Tode von
Peter Vögele (gest. 1936) fanden
sich kaum mehr Puppenspieler
zusammen, um diese Tradition
fortzusetzen.

Die 32 erhaltenen Puppen befinden sich heute in Höttinger Privatbesitz.
Der Innsbrucker Maler Prof. Toni Hock nahm sich nun nach langen Jahren ihrer an und setzte sich

1891

mit ihnen künstlerisch auseinander. Er skizzierte und portraitierte
sie und malte sie schließlich „szenisch im — soweit als möglich —
ursprünglichen Sinn bzw. in übertragener Bedeutung".
Diese Werke Prof. Toni Höcks
sowie 10 der Original-Puppen des
Höttinger Peterlspiels werden
derzeit in einer Ausstellung im
Innsbrucker Stadtarchiv gezeigt.

J

VOR HUNDERT JAHREN

17. Oktober: „Gestern abends
1/2 8 Uhr gaben sich die Freunde
des Naturheilverfahrens im Andreas Hofer-Saale des Hotels
zum gold. Stern ein Stelldichein,
bei dem der berühmte Pfarrer
Kneipp von Wörishofen einen
mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag hielt."
19. Oktober: „Am Sonntag früh
um 5 Uhr wurde hier neuerlich ein
nur wenige Secunden andauerndes Schwanken der Erde in der
Richtung Süd - Nord verspürt;
auch arn Samstag nachmittags
und heute früh gegen 8 Uhr wollen viele ein leichtes Erdbeben bemerkt haben."

mermarktes in die Fallmerayerstraße als der mit dem Marktplatze in Verbindung stehenden, an
und für sich aber wenig frequentirten Straße."
24. Oktober: „Durch Stiftung des
Herrn Hauser, Widmung der
Sparcasse und durch Sammlungen ist hier ein Fond zusammengekommen, der es nun ermöglicht, eine Lehrlingsanstalt ins Leben zu rufen, durch welche die
großartige Waisenhausstiftung
des Herrn von Sieberer gewissermaßen ihre weitere Ausgestaltung findet. Es ist eine Anstalt, in
der arme elternlose Knaben der
Stadt Innsbruck, welche der Pflege des Waisenhauses entwachsen
sind und sich der Erlernung eines
Handwerkes widmen, ihre Heimatstätte finden sollen."

20. Oktober: Ein Gegenstand in
der Sitzung des Gemeinderates
betrifft die „Waarenbuden" in
der Maria-Theresienstraße, welche „ein klägliches Bild eines 5. November: Aufgrund eines BeJahrmarktes in der Landeshaupt- schlusses des Gemeinderates der
stadt bieten und überhaupt seit Landeshauptstadt
Innsbruck
der Eröffnung der Trambahn zu vom Februar 1891 tritt nun foleinem Verkehrshinderniß sich ge- gende Bestimmung in Kraft:
stalten" . Man einigt sich schließ- „Der Hausbesitzer, welcher 6
lich auf die „Verlegung des Krä- Stunden
nach
gegebenem
Glockenzeichen die Reinigung
des vor seinem Hause oder
Grundstücke befindlichen Gehweges vom Schnee nicht durchgeführt, oder die Reinigung nicht
wenigstens begonnen hat, verfällt
in eine Strafe von 1 bis 5 fl."
7. November: „Die beim Landesgerichte in Innsbruck als Handelssenat im Handelsregister für
Gesellschaftsfirmen eingetragene Firma "Bad- und Waschanstalt Innsbruck in Liquidation"
wurde bei Uebergang des Geschäftes an Herrn Konstantin Nicolits gelöscht."
8. November: „Auf dem hierortigen Mariahilfer Friedhof ist seit
einigen Tagen ein neuer Kreuzweg
aufgestellt. Derselbe ist vom Bildhauer Herrn Dom. Trenkwalder
komponirt und ausgeführt." T.