Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.10

- S.10

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Die Blutbuche steht zentimetergenau im Computer
Geodätentag: Anerkennung für Stadtvermessung — Innsbrucks Naturstandskarte zu 70 °/o elektronisch erfaßt
(Eiz) Auf einer der bedeutendsten Kongreßveranstaltungen des heurigen Jahres, dem „Geodätentag 91" Anfang Oktober mit mehr als 6.000
Teilnehmern aus Österreich, Deutschland und anderen europäischen
Ländern, wurde einer Arbeit fachliches Lob zuteil, die seit August 1988
ohne viel Aufsehen von den Mitarbeitern des Innsbrucker Stadtvermessungsamtes geleistet wird: Die penible Übertragung der „Naturstandskarte" von Innsbruck aus dem 1897 begonnenen, zum Teil nur noch als
Fotos vorhandenen Kartenmaterial in den Computer. Heute sind rund
70 Prozent der Naturstandskarte elektronisch gespeichert. Bei einem
Besuch des Präsentationsstandes des Stadtvermessungsamtes (Bild
rechts) im Stadtsaal zollten auch Bürgermeister Romuald Niescher und
Magistratsdirektor OSR. Dr. August Wammes den Mitarbeitern des
Vermessungsamtes ihre Anerkennung.
Eine „Naturstandskarte" gibt
exakt den Zustand in der Natur
wieder: Neben Häusern sind auch
Flugdächer, außer Straßen auch
Gehsteige, Kanal-Einlässe und Laternen — ja sogar, mit exaktem
Standort, markante Bäume (etwa
die Blutbuche) verzeichnet. Die
Katastralmappe hingegen, die
beim Grundbuch aufliegt, enthält
nur die Grundstücksgrenzen, zum
Teil auch Gebäude.
„Für eine verantwortungsbewußte
Stadtverwaltung sind genaue, ins
Detail gehende „Naturstandspläne" unerläßlich", betont SR Dipl.Ing. Paul Baumann, Vorstand des
Stadtvermessungsamtes. Aus dem
Jahr 1856 stammt eine (heute als
Nachdruck erhältliche) Karte, mit
der man bis zur Jahrhundertwende
arbeitete. 1897 gab die Stadt nach
Ausschreibung den Auftrag zur
Neuvermessung an den Zivilgeometer Josef Nitschmann aus Klagenfurt. Das Stadtgebiet umfaßte
damals die Katastralgemeinde
Innsbruck allein, mit 307 Hektar
Größe und 27.000 Einwohnern.

Ergebnis dieser Neuvermessung
waren 52 Blätter im Maßstab 1 :
500. Sie waren mit äußerster Sorgfalt nach dem letzten Stand der
damaligen Vermessungstechnik
erstellt. Um die Maßhaltigkeit
möglichst zu garantieren, wurde
als Kartierungsträger Zeichenpapier verwendet, das auf eine 8 mm
dicke Glasplatte aufgezogen war,
berichtet Dipl.-Ing. Baumann.
Eingemeindungen machten die
Ausdehnung des Naturstandsplanes nach und nach auf die übrigen
Katastralgemeinden notwendig.
Seit Kriegsende obliegt es unter
anderem dem Stadtvermessungsamt, die Karte zu aktualisieren
und das Planwerk in verschiedenen Maßstäben bereitzustellen.
Als Ergebnis liegen 148 Blätter im
Format 500 mal 700 mm vor.
Es ist offensichtlich, daß sich das
Kartenwerk, das auf das Jahr 1897
zurückgeht, im Laufe der Zeit
physisch verbrauchte: Die Zeichnungsinhalte wurden zum Teil unkenntlich. Eine weitere Ursache
für Ungenauigkeiten bildet das

Die Aufnahme von Vermessungsdaten „im Feld" d. h. in der Natur,
erfolgt heute mit dem elektronischen Tachymeter. Es erfaßt die Daten
EDV-mäßig. Die Übertragung in den Computer erfolgt automatisch:
Fehlerquellen sind ausgeschaltet.
(2 Bilder: Elmar Krenkel)
Seite 10

Der h"üsentationsstand der Stadtvermessung zum Geodätentag im Kleinen Stadtsaal An der Wand im Hintergrund das neue „Logo" der Stadt,
mit dem Innsbruck ab 1992 nach außen einheitlich und unverwechselbar
auftreten wird.
(Foto: Eliskases)
unregelmäßige Schrumpfen des
Papiers durch den Alterungsvorgang. Deshalb war nach 90 Jahren
eine Erneuerung vordringlich.
Diese Aufgabe konnte nur mit
Hilfe der EDV rationell und zukunftsorientiert gelöst werden:
Im August 1988 übergab die Organisationsstelle der Stadtvermessung
als
„elektronische
Werkzeuge" zwei CAD-Arbeitsplätze auf PC-Basis mit geeigneter Software (sie wird auch vom
Bundesvermessungsamt verwendet).
Es war für die Vermessung der
Stadt Innsbruck ein denkwürdiger Augenblick: Die herkömmliche Schreibtischarbeit mit Tusche, Lineal und Zirkel, wie sie
Generationen von Geodäten verrichtet hatten, wurde durch das
Arbeiten am graphischen Farbbildschirm abgelöst. Als Spei-

chermedium dient nun nicht
mehr Papier, sondern die Diskette. Die Ausgabe der Pläne erfolgt
über einen Plotter, d. h. über eine
EDV-gesteuerte Zeichenmaschine. Um die Arbeit zu beschleunigen und effizienter zu gestalten,
kam im Juli 1989 eine dritte
CAD-Station und im September
1990 eine vierte dazu.
Nach der Um- und Einschulung
bestand die Hauptarbeit in der
manuellen Dateneingabe von
koordinativ vorliegenden Punkten und Aufarbeit von Maßzahlen, die zum Teil in fotografierten
Plänen vorlagen (weil die Originale im Krieg zerstört worden waren), und die nur mit der Lupe
mühevoll gewonnen werden
konnten (siehe Foto unten).
Diese digitale Naturstandskarte
berücksichtigt alle im Amt bisher
(Fortsetzung auf Seite 18)

Äußerste
Sorgfalt erfordert die Erfassung von
Daten aus alten Unterlagen (mit
Fünffachbzw. Zehnfachlupe), ehe
sie in den
Computer
eingegeben
werden können (rechts).

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1991, Nr. 10