Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.9

- S.23

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100-Jahr-Jubiläen
Im Trubel unserer wahrhaft bewegten Zeit wäre ein bedeutendes
Jubiläum fast übersehen worden:
Die Pfarren Igls-Vill, Amras,
Pradl, Arzl und Mühlau begehen
heuer das 100-Jahr-Jubiläum ihrer Pfarrerhebung im Jahre 1891.
Bei einem solchen Jahrtag stellt
sich zwangsweise die Frage: Wenn

Von SR Univ.-Doz.
Dr. Franz-Heinz Hye
diese ehemaligen Dorfgemeinden oder Fraktionen vor 1891 keine selbständigen Pfarren waren,
müssen sie dann nicht zuvor anderen, älteren und weiträumigeren Pfarren angehört haben?
In der Tat können wir für den Bereich des heutigen Stadtgebietes
nicht weniger als vier Altpfarren
— der Ausdruck Ur-Pfarre wird
heute nur in absolut gesicherten
Fällen angewandt — feststellen,
von denen jedoch nur eine, nämlich Wüten, ihren Sitz im heutigen Stadtgebiet hat. Übrigens
wurden drei dieser Altpfarren bereits im 12. und 13. Jahrhundert
dem Prämonstratenser-Chorherrenstift Wüten inkorporiert und
werden seither fast lückenlos von
den Weißen Chorherren seelsorglich betreut. Die einzige weltgeistliche Alt-Pfarre war und blieb
Thaur.
Warum nun ist es zur Teilung dieser Alt-Pfarren in kleinere Einheiten gekommen? Die Antwort
auf diese Frage liegt in der we-

sentlichen Aufgabe der Pfarren,
— in der Seelsorge („Cura animarum")! Ebenso wie ein Lehrer nur
eine beschränkte Zahl von Schülern betreuen kann, ist auch die
seelsorgliche Leistungsfähigkeit
des Pfarrers, der wie ein Hirte alle
seine Schafe kennen soll, nicht
grenzenlos. Allerdings wollten
dies die Pfarrherren nicht gern
wahrhaben, denn je größer die
Seelenzahl einer Pfarre war, umso größer war auch die Zahl der
Stiftungen bzw. der Einkünfte. Je
mehr Kirchen, Klöster und Pfarren entstanden, umsomehr kam
es zu einer Aufteilung derselben
bzw. — konkret — zu einer Verminderung der Pfarreinnahmen,
andererseits aber zu einer verbesserten seelsorglichen Betreuung
der Menschen.
Die Geschichte unserer jubilierenden Pfarren von 1891 verkörpert also das Wechselspiel zwischen dem seelsorglichen Auftrag
der Kirche an ihre Pfarren, dem
Umfang der sich daraus ergebenden Einkünfte und dem Wunsche
der sich im Laufe der Zeit immer
stärker vermehrenden Bevölkerung, die noch bis in die erste
Hälfte unseres Jahrhunderts
mehrheitlich und vehement den
Wunsch sowohl nach individueller als auch kommunaler Seelsorge bekundet hat. So z. B. war es
ein mehrere Jahrhunderte dauernder Prozeß, nach der Gründung Innsbrucks und der Errichtung der Altstadt (um 1180/

1200) bis aus der Filialkirche zu
St. Jakob 1453 eine Kuratie und
endlich 1643 — vor bald 350 Jahren — eine selbständige Pfarre,
betreut von Weltgeistlichen, geworden ist. Zum Unterschied von
der seither bestehenden Stadtpfarre zu St. Jakob gelang es den
Wiltener Chorherren hingegen
bei den jubilierenden Pfarren
Igls-Vill, Pradl und Amras sowie
in Hötting, dessen Pfarrerhebung bereits 1853 erfolgte, auch
nach deren Verselbständigung
das
Inkorporationsverhältnis
aufrecht zu erhalten und diese
Pfarren weiterhin durch die bei
der Bevölkerung sehr beliebten
und geschätzten Weißen Herren
zu betreuen. In Arzl und Mühlau
dagegen liegt die „Cura animarum" ebenso wie seit eh und je in
deren Mutter p far re Thaur in der
Hand
von
Weltgeistlichen.
Selbstverständlich führte auch
bei den jubilierenden Pfarren sowie auch in Hötting der Weg zur
pfarrlichen Selbständigkeit über
die Zwischenstufe der Kuratie,
derzufolge der Kurat oder Seel-

1891

sorger im Rahmen und als Organ
der Mutterpfarre die vollen Seelsorgsrechte einschließlich der
Spendung der Sakramente, vor
allem der Taufe und Eheschließung etc. übertragen erhalten hat,
darüber aber auch Protokoll zu
führen hatte, weshalb mit der Erhebung zur Kuratie die Führung
der Matrikelbücher bzw. Tauf^
Ehe- und Totenbücher in den einzelnen Orten begann. So wurde
Hötting endgültig im Jahre 1687
zu einer Kuratie der Pfarre Wüten, Pradl 1703 und Amras 1765
zu Kuratien der Pfarre Ampass,
Vill und Igls 1808 zu einer Kuratie
der Pfarre Patsch sowie Arzl und
Mühlau 1786 durch die staatliche
Pfarr-Regulierung Kaiser Josephs II. zu Kuratien (Localien)
der Pfarre Thaur erhoben.
Übrigens hat der Entwicklungsprozeß neuer Pfarren durch die
Teilung von älteren im Jahre 1891
keinen Abschluß gefunden, sondern ging und geht erfreulicherweise weiter, d.h. durch die Zunahme der Seelen bzw. der Bevölkerung wurden nach 1945 bereits
in Bezug auf die „Jungpfarren"
weitere Teilungen nötig. Namentlich gilt das für Arzl und Pradl sowie für die „schon" 138jährige
Pfarre Hötting.

VOR HUNDERT JAHREN

16. September: „Staatsgewerbeschule. Die gegenwärtig in der
hiesigen Staatsgewerbeschule zur
Besichtigung des Publicums aufgestellte Ausstellung von Schüler-

arbeiten ist sowohl ihres Umfanges, wie des Inhaltes halber sehr
sehenswert und zeugt von dem
Fleiße der Schüler ebenso, wie
von der Tüchtigkeit ihrer Lehrer.
Ihr Besuch ist besonders Eltern
zu empfehlen, welche mit ihrem,
der Volksschule entwachsenen
Sohne im Zweifel sind, was beginnen."

21. September: In der Sitzung des
Gemeinderates „berichtet Gemeinderat Kapferer über einen
von ihm im Finanzcomit"e angeJese Anregten Antrag, der die Unlust,
sicht der
welche über Bauten am Saggen
Pradler Kirherrscht, beseitigen soll. Das Fichen, genanzcomit"e beantragt: 1. Die für
zeichnet von
Villenbauten bestimmten BauRafael Thaler
plätze kosten von jetzt an 8 fl. per
(1907), illuKlafter unter der Bedingung, daß
striert besser
innerhalb 2 Jahren der Bau beals viele Worginne. 2. Nördlich vom Waisente am Beihause und östlich von der Tramspiel von
bahn dürfen geschlossene HäuPradl dessen
serreihen gebaut werden, deren
Wachstum
1 u y L 1 1 I 1 L >GLf 1 r
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•,
Bau ebenfalls innerhalb 2 Jahren
vom kirchenlosen Weiler des Kirchendorfes Amras (Pfarre Ampass) zur eigenen Kuratie und Pfarre. Original im Stadt- in Angriff genommen werden
archiv Innsbruck,
(Repro: Murauer) muß.