Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.8

- S.3

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1991_Innsbrucker_Stadtnachrichten_08
Ausgaben dieses Jahres – 1991
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Ein Bus geht vor dem Fahrgast in die Knie
IVB erproben neuen behindertengerechten Niederflurbus auf der Linie LK

Liebe Mitbürger!
Als schon vor Monaten der
Verein UTOPIA den Antrag
stellte, auf acht Plätzen in
Innsbruck Werke moderner
Kunst rund zwei Monate aufstellen zu dürfen, gab der
Stadtsenat einstimmig seine
Zustimmung, die zum Teil
schwierige Beleuchtung wurde
von der Stadt übernommen.
Wenige Tagenach der Aufstellung gab es hinsichtlich der
Skulptur neben der Annasäule
eine Welle der Empörung in
unserer Stadt, wobei weniger
das Kunstwerk als vielmehr
der Standort kritisiert wurde.
Der Stadtsenat beschloß daraufhin nach einer heftigen
Diskussion von hohem Niveau quer durch die Fraktionen
mit 5 : 3 Stimmen bei einer
Enthaltung die unverzügliche
Entfernung der Skulptur,
gleichzeitig wurde ein anderer
Platz angeboten, der Aussteller lehnte jedoch einen anderen Standort ab.
Ich gehöre zu jenen, diefür die
Entfernung stimmten und lege
auch meine Gründe gerne dar.
So wie auch die Freiheit ihre
Grenzen hat und eine Ordnung braucht, denn Freiheit
ohne Ordnung wäre das Chaos, so hat für mich auch die
Freiheit der Kunst dort ihre
Grenzen, wo die religiösen Gefühle vieler Menschen verletzt
werden. Man muß nicht unbedingt das Kunstwerk neben einer Kirche, Moschee oder Synagoge oder, wie es in Innsbruck war, neben einer Madonnenstatue aufstellen. Es
hätte mich gefreut, wenn der
Künstler aus einem Gefühl der
Toleranz und der Achtung religiöser Werte einen anderen
Standort akzeptiert hätte!

(bp) Seit August erproben die
IVB auf der Linie „K" einen neuen Niederflurbus, den die Herstellerfirma bis Jahresende kostenlos zur Verfügung stellt. Der
„Kandidat" überrascht nicht nur
durch seine neue weiße Grundfarbe, die übrigens zu den im
Straßenverkehr am besten wahrnehmbaren zählt (künftig erhalten alle neuen Niederflurbusse
dieses Design), sondern vor allem
durch seine behindertengerechte
Ausstattung. In den Haltestellen
kann der Bus auf der rechten Seite
durch eine sogenannte „Kneeling-Einrichtung" um acht Zentimeter abgesenkt werden: Er
„kniet" sich sozusagen vor dem
Fahrgast nieder, wodurch ein fast
ebenes Einsteigen möglich wird.
Für Rollstuhlfahrer weist der
neue Bus bei der vorderen Türe einen Hublift auf, der es Behinderten ermöglicht, ohne fremde Hilfe in das Fahrzeug ein- bzw. auszufahren. Im Bus gibt es einen eigenen Rollstuhlplatz, der bei einer scharfen Bremsung Halt
bietet. Ein spezieller, leicht zu betätigender Meldetaster gibt den
Wunsch, auszusteigen, an den
Fahrer weiter.
Im Herbst erwarten die IVB acht
weitere Niederflurbusse mit gleicher Ausstattung von einem an-

Mit dem Hublift an der vorderen Türe des neuen Niederflurbusses können Rollstuhlfahrer selbständig ein- bzw. aussteigen". (Foto: Murauer)
deren Hersteller. Probeweise soll
aber ein Fahrzeug anstatt eines
Hubliftes eine ausfahrbare Rampe besitzen. Welches System
schließlich angeschafft wird —
Hublift oder Rampe — können
die Behinderten nach Erprobung
und Beratung in den örtlichen Behindertenorganisationen mitentscheiden. Die so ausgestatteten
Fahrzeuge werden mit einem
blauen Rollstuhlsymbol gekennzeichnet. Die IVB sind damit einer der ersten Betriebe im
deutschsprachigen Raum, die
„Behindertenbusse" erproben.

Nach erfolgreicher Testzeit soll es
weitere Anschaffungen dieser
Art geben, wobei natürlich auch
die Finanzierung geregelt werden
muß.
So kostet ein Hublift etwa
300.000 Schilling, eine ausfahrbare Rampe rund 100.000 Schilling, der ganze Niederflurbus
kommt auf etwa 2,6 Millionen
Schilling.
Darüber hinaus sind die neuen
Niederflur-Stadtlinienbusse mit
einem neu konzipierten Belüftungssystem ausgestattet, das im
Fahrzeug für Frischluft sorgt.

Am 16. Juli wurde die neue Omnibus-Garage der Stubaitalbahn A.G. eröffnet und gesegnet. Die ständige
Erweiterung des Busverkehrs im Stubaital hat den Bau notwendig gemacht. Er hat 12 Millionen Schilling
gekostet; um zwei Millionen weniger, als der Voranschlag vorsah. J4 Busse finden dort Platz; eine Wartungsbzw. Waschbox sowie Sanitärräume ergänzen die Ausstattung. Die neue Garage wurde in den Berghang gebaut und überdeckt, sodaß auch im Winter kein Frost auftritt und so keine Heizung notwendig wird. A bseits
vom Dorfzentrum errichtet, stört der Busverkehr am Gelände keine Anrainer. Zur Eröffnung fand sich der
Innsbrucker Gemeinderat, an der Spitze Bürgermeister Romuald Niescher, nach einer Fahrt mit einer
Nostalgie-Garnitur der „Stubaier" in Fulpmes ein.
(Foto: Frischauf)

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1991, Nr. 8

Seite 3