Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.7

- S.27

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J)ie erste Innsbrucker Rundflugmaschine
Mit der „Weihe" eines zweimotorigen Rundflug- und Taxiflugzeuges am Innsbrucker Flughafen am 26. April 1991 übernahm
man nicht nur ein neues Fluggerät, sondern knüpfte auch an eine
alte Tradition an. Denn schon in
der Anfangsphase der heimischen Luftfahrt verfügte die Tiroler Flugverkehrsgesellschaft über
Von Mag. Tanja Chraust
eine eigene Rundflugmaschine
am Innsbrucker Flugplatz.
Bereits im ersten Betriebs jähr des
am 1. Juni 1925 eröffneten Flughafens — in der Reichenau —
hatte sich ein reges Interesse für
Rundflüge über der Landeshauptstadt entwickelt. Vorerst
wurden sie von der Süddeutschen
Aero Lloyd-Kursmaschine München — Innsbruck durchgeführt.
Doch gegen Ende 1925 kaufte die
Tiroler Flugverkehrsgesellschaft
einen
U-12
„Flamingo" Doppeldecker bei den UdetWerken in München. Da das gewünschte Flugzeug neben Rundund Propagandaflügen auch für
Höhenkurse eingesetzt werden
sollte, stattete man dieses Exemplar mit einem stärkeren Motor
aus.
Nach erfolgreichem Abschluß aller Probeflüge und nach Abwicklung aller Zollformalitäten stand
einer Übernahme des 22.000
Mark teuren Fluggerätes am 26.
Februar 1926 nichts mehr im We-

ge. Hingegen mußte die für die
nächste Zeit geplante „Taufe" infolge ungünstiger Witterungsverhältnisse mehrmals verschoben
werden. Schließlich hatte der
Wettergott doch ein Einsehen,
und am 14. März desselben Jahres konnte die schon längst fällige
Taufe vorgenommen werden. Als
Patin der 6,7 m langen Maschine,
die den Namen „Tirol" in großen
weißen Buchstaben auf dem roten Rumpf trug, fungierte die
Gattin des damaligen Tiroler
Landeshauptmanns Dr. Stumpf.
Trotzdem konnte man nicht sofort mit dem erwerbsmäßigen
Flugbetrieb beginnen, denn die
dafür erforderliche Genehmigung wurde von der obersten
Luftfahrtbehörde erst mit 2.
April 1926 erteilt. Mit diesem Tag
setzte auch der offizielle Rundflugbetrieb mit dem Flugzeug
„Tirol" ein. Die täglich — außer
Sonntag — bei schönem Wetter
organisierten Rundflüge wurden
jeweils durch ausgehängte Fahnen beim Tiroler Landesreisebüro angekündigt.
Wer es sich halbwegs leisten
konnte, wenigstens einmal dem
festen Boden der Erde zu entfliehen, mußte insgesamt 30 Schilling für einen Runflug bezahlen.
Bereits innerhalb kürzester Zeit
wurde das Rundflugangebot sowohl von der heimischen Bevölkerung als auch von zahlreichen
ausländischen Gästen begeistert
angenommen. So konnte der Pi-

lot der „Tirol", Alfred Eccher,
der zugleich auch die Leitung des
Innsbrucker Flughafens innehatte, schon am 9. August desselben
Jahres den 150. Start verbuchen.
Doch mit dieser Errungenschaft
wollte man mit dem Namen „Tirol" nicht nur im Innsbrucker
Raum werben, sondern diesen
auch über die Grenzen tragen.
Daher konnte die Maschine bei
entsprechender Voranmeldung
auch für Überlandflüge gebucht
werden. So führte bereits am 4.
Juni 1926 die erste Auslandsreise
nach Düsseldorf. Daneben besuchte die „Tirol" unter anderem
auch Salzburg und Seefeld.
Somit konnte Alfred Eccher voller Zuversicht in das Jahr 1927 gehen und gleich zu Jahresbeginn
seine ersten Aktivitäten setzen:
Er rüstete das Fluggerät mit
Schlittenkufen aus, um anläßlich
der Schimeisterschaften im Februar 1927 in Kitzbühel landen zu
können. Der offizielle Rundflugbetrieb begann hingegen erst mit
16. April 1927. Dabei hielt der im
Vorjahr festgestellte Trend auch
im zweiten Jahr an. So war anläß-

lich der Lienzer Flugwoche vom
29. Juni bis 4. Juli 1927 die „Tirol" der absolute Star. Ebenso
sollte das Flugzeug der Tiroler
Flugverkehrsgesellschaft bei der
Sechshundert-Jahr-Feier
der
Stadt Vils nicht fehlen. Doch
kurz nach dem Abheben vom
Innsbrucker Flugplatz am 11.
September 1927 setzte der Motor
plötzlich aus. Während es dem
Piloten Alfred Eccher noch gelang, die Maschine sicher auf
dem Boden aufzusetzen, geriet
das Flugzeug im Zuge des Auslaufmanövers in eine Böschung.
Dort blieb die „Tirol" stecken
und überschlug sich.
Obwohl die heimische Rundflugmaschine in den knapp 1 Vi Jahren in rund 1200 Aufstiegen ungefähr 2000 Passagiere auf zahlreichen Rund-, Photo-, Gletscherund Überlandflügen befördert
hatte, wurde aus finanziellen
Gründen eine Reparatur der
schwerbeschädigten
Maschine
für den Innsbrucker Flugplatz
nicht mehr vorgenommen. Daher
fanden in der Folgezeit nur mehr
vereinzelt Rundflüge über der
Landeshauptstadt statt, die von
den beiden Innsbruck anfliegenden Fluggesellschaften (Deutsche Luft Hansa und ÖLAG)
durchgeführt wurden.

1
1891

VOR HUNDERT JAHREN

17. Juli: „Gestern abends gingen angefüllt wurde, daß dasselbe
über unserer Stadt zwei heftige überfloß und einen Theil der
Gewitter nieder, so daß die Straße überschwemmte."
Hauptritsche in der Maria-There- 12. August: „Wie schon einmal in
sienstraße derart mit Wasser Kürze berichtet worden ist, verkehren seit 1. ds. bei den zwischen
Wien (Westbahnhof) und Paris
über den Arlberg verkehrenden
directen Schnellzügen, in der
Strecke
Saalfelden—Innsbruck—Feldkirch—Buchs—
Zürich Restaurationswagen. Diese auf das eleganteste eingerichteten Wagen sind den sämmtlichen
Reisenden bei diesem Zuge, und
zwar sowohl jenen erster als auch
zweiter Classe ohne weitere Aufzahlung zugänglich."

14. August: „Tyrolese Art-GlassCompanie" ist das Hausschild unserer Tiroler Glasmalerei in New
York, wo sie so recht im innersten
Verkehrs-Centrum ganz nahe
dem weltberühnten Broadway
sich niedergelassen und ihr eigenes Office mit Studio im großstädtischen und doch einfach
Die dreisitzige offene Rundflugmaschine „Tirol" mit dem Piloten Jakob Stowasser am Innsbrucker Flugha- vornehmen Stile soeben ausstatW.
fen (Reichenau). Das Bild stammt aus 1926/27.
(Foto: Isolde Gröbl) tet."