Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.6

- S.35

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1991_Innsbrucker_Stadtnachrichten_06
Ausgaben dieses Jahres – 1991
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
300 Jahre Ursulinen in Innsbruc
Am 2. Juli 1691 trafen drei Schwestern des Landshuter Ursulinenkonvents mit der Absicht in Innsbruck ein, hier sowohl ein Kloster
als auch eine erste Mädchenschule zu gründen. Vorausgegangen waren diesem Ereignis Aktivitäten, die von Tiroler Seite vor
allem Hieronymus Bernhard
Graf Ferrari d"Occhiepo setzte
Von Josefine Justic
(er stiftete 30.000 Gulden aus seinem Vermögen für die Klostergründung) und die von Eleonora,
der Witwe des Statthalters, Karls
von Lothringen mitgetragen
wurden.
Bereits am 10. September desselben Jahres öffnete die Ursulinenschule ihre Pforten in der
Universitätsstraße und der rege
Zulauf — ca. 50 Mädchen gleich
am ersten Tag und kurz darauf
schon über 100 — bestätigte, daß
diese Einrichtung in Innsbruck
und Tirol höchst willkommen
war und von der Bevölkerung sofort angenommen wurde.
Wie aus einer im „Jahresbericht
des Mädchen-Lyzeums der Frauen
Ursulinen in Innsbruck" für das
Schuljahr 1906/07 abgedruckten
sozialen Studie „Ueber Frauenbildung und Frauenwohlfahrt"
von J. A. Heyl zu entnehmen ist,
war die Bildungssituation der
Mädchen zur damaligen Zeit eher
trist: Nur „die Töchter wohlbemittelter Familien, welche eine
höhere allgemeine Bildung anstrebten, wurden, wenn sie nicht
ausreichenden Privatunterricht
genießen konnten oder wollten,
Frauenklöstern zur Institutsbil-

Der UrsulinenKomplex mit
Kloster,
Kirche und
der 1980/81
abgerissenen
Schule am
Innrain im
Jahre 1909.
(Orig.Postkarte im
Stadtarchiv.)

dung übergeben, wo sie vorzugsweise moderne Sprachen, Musik,
feine Handarbeiten und die ihrem Stande angepaßten Umgangsformen lernten. "Die Ursulinen wollten sich aber nicht ausschließlich um die Ausbildung
der „Höheren Töchter" küm.mern, sondern waren bestrebt,
die Schultore für alle Mädchen zu
öffnen und bestätigten mit dieser
Einstellung schon sehr früh den
in obgenannter Studie niedergeschriebenen Satz: „Es ist ganz
natürlich, daß die christliche Welt
ihre Gedanken auf die intellektuelle Ausbildung gerichtet hält
und dieser fortgesetzt ihre besten
Kräfte widmet, denn alle, welche
in richtiger Weise erzogen sind,
besitzen die Fähigkeit, richtig zu
urteilen und weise zu unterscheiden, und die(se) Fähigkeit ... ist
keineswegs das Vorrecht einer bestimmten
Bevölkerungsklasse,
auch nicht eines von den beiden
Geschlechtern allein und die
öffentliche Meinung, welche dieses Prinzip der Gleichberechtigung aller zur besten Erziehung
... bereits erfaßt hat, treibt mehr
und mehr zu seiner Verwirklichung."

Damit konnten die Ursulinen auf
dem Gebiet der Mädchen-Ausbildung einen weiteren Weg
ebnen, der in der schon erwähnten Studie wie folgt beschrieben
wird: „Wie unendlich zahlreiche
hochbegabte Mädchen hatten
bisher kaum Gelegenheit, ihre
geistigen Fähigkeiten auszubilden und denselben entsprechend
in einem entsprechenden Berufe
für die Gesamtheit zu wirken!

1891

Nur mit den größten Opfern
konnte ein talentvolles Mädchen
... die heiß ersehnten Studien erkämpfen!"
Bis 1979 domizilierten die Ursulinen mit ihrem Kloster, der Schule,
dem Internat und ihrer Kirche in
den Baulichkeiten am Innrain.
Ihr nächster und heutiger Standort ist am Fürstenweg im Westen
Innsbrucks, in einem der modernsten Schul- und Klostergebäude
Tirols. Sie sind auch heute wieder
ihrer Zeit voraus — beherbergen
sie doch die einzige Innsbrucker
allgemeinbildende höhere Schule
mit Tagesheim in ihren Mauern.

VOR HUNDERT JAHREN

22. Juni: Im Gemeinderat wird
beschlossen, den Triftkanal am
Innrain ins Eigentum der Stadtgemeinde zu übernehmen und
dann zuschütten zu lassen. Als
Voraussetzung wird jedoch angeführt, daß die dortigen Anrainer,
die dadurch Grund dazuerwerben würden, einen angemessenen
Quadratmeter-Preis dafür zu
zahlen bereit sind.

2. Juli: „Das Kloster der Frauen
Ursulinen dahier feiert heute den
200-jährigen Gedächnistag der
Im Jahre 1700 erwarben die Ursu- ersten Ansiedlung dieses Ordens
linen die Hechtenburg am Inn- in Innsbruck und in Tirol überrain und errichteten in den fol- haupt. "
genden Jahren (bis 1705) die z.T. 3. Juli: „Die (10.) Stiftungsfeier
heute noch bestehenden weitläu- des Thierschutz-Vereins ... im
figen Bauten am Marktgraben Landhause begegnet beim Publiund Innrain. Dort nun zogen im kum regem Interesse. Gräfin Ita
Laufe der Zeit die verschieden- Thun-Hohenstein, die Gründesten Schultypen ein: ab 1904auch rin des Vereins, wird beim Feste
das Mädchen-Lyzeum (Gymna- erscheinen."
sium), das erste in Innsbruck,
dem ein Jahr später das Öffent- 3. Juli: Beim Abschlußkonzert
lichkeitsrecht verliehen wurde. der Innsbrucker Musikschule

wurden für besondere Leistungen
Preise verliehen: 2 Franz-GreilPreise für Violine und Orgel und
der für die Violinschule gestiftete
Stainer-Preis.
10. Juli: „Die im Schönberghofe
an der Brennerstraße neu eingerichtete Kaltwasser-Heilanstalt
wird, wie man uns mittheilt,
nicht, wie anfangs beabsichtigt
wurde, nach Pfarrer Kneipps Verfahren, sondern nach rein wissenschaftlichen und durch die Erfahrung bewährten Grundsätzen
betrieben und geleitet. Neben
hydropathischen Curen wird
auch der Elektricität und der
Massage die gebürende Aufmerksamkeit geschenkt."
14. Juli: „Mit Rücksicht auf die
zunehmende Verbreitung der
Maul- und Klauenseuche im politischen Bezirke Innsbruck-Umgebung ... erklärt die k.k. Statthalterei den ganzen politischen Bezirk
Innsbruck, einschließlich des
Stadtbezirkes Innsbruck, als verseuchten Landstrich."
14. Juli: „Die Gemeinderäthliche
Fremdencommission hat im
Laufe des Frühjahres die Idee
gefaßt, in den Sommermonaten
für die hier anwesenden Fremden
ein nationales Fest zu veranstalten!" Nach diesbezüglichen Vorverhandlungen wurde nun beschlossen, „am 8. August in den
Stadtsälen und dem dazugehörigen Garten ein ,Großes nationales Sommerfest" zu geben mit
einem Tiroler Kirchtag, einem
Jahrmarkt und einer Bauernhochzeit in Verbindung mit Tanz,
Schuhplattler, Jodeln, Nationalgesang und verschiedenen Volksspielen."
J.