Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.6

- S.20

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Diese Ausgabe – 1991_Innsbrucker_Stadtnachrichten_06
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Gesamter Text dieser Seite:
Man hört, sieht, spürt sie nicht — trotzdem ist
Selbstschutz bei Strahlung nötig und möglich
Fünf Jahre nach Tschernobyl wissen wir mit der „radioaktiven Bedrohung" noch immer nicht umzugehen
Auf einen „Unfall" müssen wir
vorbereitet sein; vor möglichen
Folgen müssen wir uns zu schützen wissen.
Ein frühzeitiges Erkennen der
radioaktiven Belastungen ist Voraussetzung für gezielte Schutzmaßnahmen. 336 Meßstationen
in Österreich sollen helfen, möglichst rasch großräumige Verstrahlungen zu erkennen. Darüberhinaus gibt es sogenannte
Strahlen-Meß-Spürtrupps bei der
Exekutive und beim Bundesheer.
Vorsorgemaßnahmen
Sie sollten geschütze Räume in
Ihrem Haus erkunden. Die beste
Sicherheit
liefern
natürlich
Schutzräume. Sollten solche
nicht vorhanden sein, bieten auch
Kernräume (ohne Außenwände)
in mehrstöckigen Gebäuden oder
vorbereitete Kellerräume eine

(bp) Seitdem 1986 der „Supergau" im Kernkraftwerk Tschernobyl
viele Menschenleben zerstört und eine radioaktive Staubwolke als
tödliche Bedrohung in die Atmosphäre gejagt hatte, spätestens seit
diesem Zeitpunkt wissen wir von der Angst vor der Bedrohung durch
radioaktive Strahlung. Der Reaktorunfall vor fünf Jahren zwang
unsere Kinder, in den Wohnungen zu bleiben, und voller Zweifel fragten sich die Eltern, ob diese Maßnahme allein ausreichen werde, die
Sprößlinge zu schützen. Heute ist unsere Angst vor der Strahlenbedrohung nicht mehr so akut wie im Mai 1986, doch ein Ende der
Probleme ist noch nicht abzusehen. Glüht doch in der scheinbaren
Betonleiche des Reaktors Tschernobyl noch ein strahlender Kern, der
den Keim einer neuen Katastrophe in sich trägt. Bedrohen doch
etliche andere „todsichere" Reaktoren unsere Umwelt.
gewisse Sicherheit. Zugänge und
Was tun im Ernstfall ?
Außenöffnungen der Behelfsschutzräume müssen mit DichWie schnell eine Katastrophe pastungsstreifen,
Klebebändern
siert und wie ungleich viel langoder Plastikplanen gegen radiosamer die Administration und die
aktiven Staub abgedichtet werBevölkerung reagieren, kennen
den. Ganz wichtig ist das Anlegen
wir seit 1986 aus eigener Erfaheines Notvorrates, in der Maiausrung. Doch diese Erfahrung lehrt
gabe 1991 der „Innsbrucker
uns heute, auf alles vorbereitet zu
Stadtnachrichten" lesen Sie alles
sein und im Ernstfall schnell zu
darüber Wissenwerte.
handeln. Werden wir von den
Sirenen alarmiert, sind wir aufgefordert, sofort den Rundfunk
(Ö-Regional) einzuschalten und
die dort gegebenen Informationen abzuwarten. Werden Schutzmaßnahmen empfohlen, sollten
wir sie raschest ausführen.
Vermeiden Sie die Aufnahme von
Regenwasser oder Schnee. Staub

soll möglichst nicht eingeatmet
werden; ein feuchtes Tuch vor
Mund und Nase gehalten, bietet
einigermaßen Schutz. Kommt
man vom Freien in die Wohnung,
sollte man die Oberbekleidung
ausziehen oder gründlich reinigen. Lebensmittel, die im Freien
wachsen, unbedingt gründlich
unter fließendem Wasser reinigen. Die geschützen Bereiche aufsuchen und Abstand halten vom
Dach, von Baikonen und Simsen,
weil sich dort der radioaktive Niederschlag ablagert. Nicht vergessen den Notvorrat mitzunehmen,
in den übrigen Räumen Gas,
Strom und Wasser abdrehen,
offene Feuer müssen ebenfalls
gelöscht werden. Außenöffnungen abdichten und Zugluft verhindern !
Ganz wichtig ist es, im geschützen
Bereich zu bleiben, bis entwarnt
wird, denn unsere Sinne nehmen
die Strahlengefahr nicht wahr.
Jetzt kann man nur noch warten,
bis die Strahlung abnimmt.
Wer sich noch darüberhinaus erkundigen will, wende sich an:
Präsidialabteilung III, Angelegenheiten des Katastrophen- und
Zivilschutzes, Neues Landhaus,
6010 Innsbruck.

Schwellwerte bestimmen die Maßnahmen

Bürgermeister Romuald Niescher läßt sich vom Leiter des RotkreuzTeams, Herrn Herbert Thaler, die 5000 Kilometer lange Route nach Tiflis auf der Landkarte zeigen. Sehr interessiert sind auch die Herren vom
Roten Kreuz, der Landesrettung und dem Referat für Städtepartnerschaft.
(Foto: Birbaumer)

Hilfe für Partnerstadt Tiflis
Spende der Stadt mit Rotkreuztransport nach Georgien
(bp) „Eingigkeit macht stark",
mit diesem Leitspruch verabschiedete Bürgermeister Romuald
Niescher am 22. Mai das Rotkreuzteam des Hilfsgütertransportes nach Tiflis in Georgien.
Durch Gelder der Stadt, des Landes, der Tiroler Industrie und
einen Beitrag der Caritas wurde
es möglich Zelte, Decken und

Medikamente anzukaufen, um
Soforthilfe für die Erdbebenopfer leisten zu können. Der Präsident des Roten Kreuzes, Kommerzialrat Arthur Thöni, dankte
allen Beteiligten für die Verwirklichung des Projektes. Am
31. Mai kehrte das Rotkreuzteam, nach 54-stündiger NonStop-Fahrt, zurück.

Normal wert: rund 8 Mikroröntgen pro Stunde
Warnschwelle 1: rund 12 Mikroröntgen pro Stunde
Meßtrupps werden aktiviert
Warnschwelle 2: über 30 Mikroröntgen pro Stunde
Die Bevölkerung wird informiert. Zusätzliche Überwachung.
(Diese Warnschwelle wurde nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl erreicht.)
Warnschwelle 3: über 100 Mikroröntgen pro Stunde
Freiluftsportanlagen werden geschlossen. Maßnahmenempfehlungen für die Bevölkerung.
Warnschwelle 4: über 1 Milliröntgen pro Stunde
Sirenenalarm wird gegeben (gleichbleibender Dauerton von drei
Minuten). Warnung der Bevölkerung durch den ORF bzw. über
Lautsprecher. Dekontaminationseinrichtungen aktivieren.
Warnschwelle 5: über 10 Milliröntgen pro Stunde
Sirenenalarm (eine Minute Heulton). Permanentes Tagen der
Einsatzleitungen von Stadt und Land.
Warnschwelle 6: über 100 Milliröntgen pro Stunde
Evakuierungsplan wird erstellt.
Warnschwelle 7: über 3 Röntgen pro Stunde
Evakuierung.
Warnschwelle 8: über 30 Röngten pro Stunde
Schutzräume sollen nicht mehr verlassen werden.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1991, Nr. 6

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