Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.4

- S.31

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Gesamter Text dieser Seite:
etrus Canisius in Innsbruck
1562 ist ein bedeutendes Jahr in
der
Geistesgeschichte
Innsbrucks: Damals wurde durch den
Provinzial Petrus Canisius das
Innsbrucker Jesuitenkolleg und
die damit verbundene Schule
(heute Akademisches Gymnasium) feierlich eröffnet. Dennoch
ist Canisius, der Verfasser des berühmten Katechismus (im Volksmund „Canisi" genannt), in weiten Kreisen der Bevölkerung
nicht genügend bekannt.
Von OR Dr. Emmerich Beneder
In Innsbruck-Arzl macht ein
Fresko auf dem Haus Canisiusweg 7 auf ihn aufmerksam. Es
zeigt Canisius als Religionslehrer
zusammen mit einem Mitbruder.
Vor ihm stehen Knaben, hinter
ihm lauschen Erwachsene den
Worten dieses großen Katecheten. Nachdem Canisius 1571 als
Hofprediger nach Innsbruck berufen wurde, ist er oft zu Fuß
nach Arzl gegangen. Dort hat er
nach der Überlieferung im oberen Stockwerk dieses Hauses den
Kindern Religionsunterricht erteilt. In Beda Webers Buch „Tirol
und die Reformation" lesen wir:
„Canisius zog die Herzen der
Kinder so ganz an sich, daß sie
ihm schon von weitem entgegenliefen und mit Gewalt von ihm getrennt werden mußten."

bruck ist das Herz und das Leben
des ganzen Landes und wird vom
guten Kaiser sehr geschätzt und
geliebt."
Solange Canisius in Innsbruck
blieb, wurde das Jesuitenkolleg
von Personen des höchsten Ranges in Kirche und Staat besucht.
Alle wollten von Canisius einen
Rat erbitten. Auch Paula Merend, eine Mystikerin aus Innsbruck, die später Novizenmeisterin im Augustinerinnenkloster
Inzigkofen (in Hohenzollern)
wurde, war mit Canisius bekannt.
Und wenn der Kaiser in Innsbruck Hof hielt, waren fast alle
Nationen Europas vertreten: Italiener, Spanier, Franzosen, Polen, Deutsche, Böhmen und Niederländer, die auch die Jesuitenkirche (= ehemalige Salvatorkirche) aufsuchten. Für die Stadtbewohner war das ein erfreuliches
und anregendes Schauspiel. Innsbruck wurde für kurze Zeit ein
Treffpunkt Europas.
Am 4. Jänner 1572 verwandelte
sich plötzlich das Bild: Die Stadt
wurde während 40 Tagen von Erdbeben heimgesucht. Mauern barsten, Häuser stürzten ein und die
Erde senkte sich an vielen Orten.
Das Volk geriet in solche Panik,
daß man Türme abzutragen begann, um nicht von den einstürzenden Massen erdrückt zu werden. Viele Innsbrucker verließen
die Stadt und wohnten mitten im
Winter in Zelten auf freiem Felde.
Canisius tröstete, half, und suchte, „allen alles zu werden".

„Das Tirolerland", schrieb Canisius an Ordensgeneral P. Laynez,
„verdient unsere besondere Aufmerksamkeit, denn es ist besser
katholisch als irgendein anderes So verdiente er sich nicht nur die
Gebiet Deutschlands... Inns- Wertschätzung Erzherzog Ferdi-

Blick von
Süden auf
die Hofkirche (links)
und das erste Jesuitenkolleg mit
der Salvatorkirche
(rechts), um
1600. Original im Tiroler Landesarchiv
(Repro:
Murauer)

nands sondern auch der Bevölkerung. Im Auftrag des Ordens
mußte jedoch Canisius 1577
Innsbruck verlassen und mit Provinzial Hoffäus auf Visitationsreisen gehen. Seinen Lebensabend verbrachte er in Freiburg
(Schweiz), wo er am 21. Dezember 1597 im 77. Lebensjahr starb.
Im Jahre 1925 wurde er heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer
ernannt. Seinen Festtag feiern wir

1891

am 27. April. Innsbruck hat sein
Andenken in Ehren gehalten und
nach einem Gemeinderatsbeschluß (vom 3. Dezember 1964) in
Arzl eine Straße nach ihm benannt. Bischof Rusch hat 1964
Canisius zum Patron der neugegründeten Diözese Innsbruck erwählt und ihm 1970 die neu erbaute Pfarrkirche in der Höttinger Au gewidmet. Wer mehr über
das Leben und Wirken des heiligen Canisius erfahren möchte, lese in der Festschrift „Ich bin bei
Euch — 25 Jahre Diözese Innsbruck 1964—1989", S. 124—138
nach.

VOR HUNDERT JAHREN

22. April: Der in Innsbruck neu- chen. (Anm.: Es handelt sich dagegründete Verein „Deutsche bei um die heutige Volksschule
Landsleute aus Böhmen" ver- Altwilten, Leopoldstraße 15.)
sammelte sich um die Vereinsleitung zu wählen. Gleich bei der 1. Mai: Ein vom Innsbrucker
durchgeführtes
konstituierenden Sitzung wurden Turnverein
Schauturnen
bewies
„aufs neue,
auch
die
Mitglieder
des
Vergnügungs-Komitees gewählt. mit welchem Eifer und Erfolge
die edle Turnerei in unserem
25. April: „Dem Vernehmen nach Turnverein gepflegt wird. Die Leiwird von den hiesigen Arbeitern stungen, welche die Vorturnerder 1. Mai durch Abhalten einer Riege am Reck zum Besten gab,
Volksversammlung am Vormit- riefen wiederholt den lebhaftetag und Nachmittag durch einen sten Beifall der Anwesenden herAusflug nach Kematen gefeiert vor."
werden", meldet der Bote für Ti4. Mai: Für zwei Wochen wird im
rol.
Rundsaal des Ferdinandeums das
29. April: „Bauvergebung. Die Original des bekannten HistoGemeinde Wüten beabsichtigt rienbildes von Karl Anrather
ein neues Schulhaus zu bauen „Der Kanzler Wilhelm Bienner
und wird dieser Bau im Offertwe- auf dem Landtage zu Innsbruck"
ge vergeben. Es werden daher Un- ausgestellt. „Das Gemälde ist von
provincialternehmungslustige eingeladen, hervorragendem
diesbezügliche Offerte bis inclu- historischen und localen Interessive 12. Mai bei der Gemeinde- se und läßt dem jungen strebsaVorstehung in Wüten zu überrei- men Tiroler Künstler eine schöne
Zukunft prognosticieren."
12. Mai: Der Bote für Tirol kündigt für Samstag, den 16. Mai
„die Eröffnung der DampfTrambahn Hall—Innsbruck" an.
„Nach dem nunmehr veröffentlichten Fahrplan werden an Wochentagen vom Berg-Isel nach
Hall 11 Züge, außerdem noch 7
Züge vom Berg-Isel bis zum Dollinger(= Haller Straße Nr. 7) verkehren. An Sonn- und Festtagen
fahren überdies noch 5 Züge vom
Berg-Isel bis zum Dollinger. An
Wochentagen fahren die Züge
nach Hall und zurück, vormittags alle 2 Stunden, nachmittags
stündlich, an Sonntagen auch
vormittags stündlich. Es werden
18 Stationen angefahren."
J.