Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.1

- S.26

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Ambras — von der Burg zum Schloß
Von großer Liebe zu seiner schönen Frau Philippine Welser erfüllt, schenkte ihr Erzherzog Ferdinand II. von Tirol am 3. März
1564 das Schloß Ambras, welches
ihm im Jahr zuvor sein Vater, Kaiser Ferdinand I., um 15.300 Gulden gekauft hatte, und ließ in den
Von Dr. Herbert Woditschka
folgenden Jahren die mittelalterliche Burganlage in ein Lustschloß der Renaissance umbauen.
Die Anfänge dieser Burg der Grafen von Andechs reichen zurück
bis an das Ende des 11. Jahrhunderts. 1133 von Herzog Heinrich
von Bayern zerstört, erfolgte ihre
Wiederherstellung in den Jahren
1288 / 89. Wie aus den Bauplänen
des Hochschlosses ersichtlich,
bildete die Burganlage vor dem
Umbau kein in sich geschlossenes
Gebäude, sondern war in drei
durch eine Ringmauer verbundene Einzelgebäude gegliedert, und
zwar in den an der Südwestecke
gelegenen Bergfried — seine über
zwei Meter starken Grundmauern dürften noch aus den Anfängen der Andechsischen Burg
stammen — mit dem anschließenden, um die Nordwestecke
herum verlaufenden Palas; in die
Burgkapelle an der Nordostecke
und in den „Thurn, da die Gefangnuß gewest" — wohl das Gefängnis des Propsteigerichtes
Amras — an der Südostecke des
Hochschlosses.
Im Jänner 1564 übersandte die
Regierung in Innsbruck die von

Ansicht des
Schlosses Ambras gegen Westen um 1570.
Kolorierter
Kupferstich
nach Alexander
Colin, gezeichnet von Georg
Hufnagl. (Original: Stadtarchiv,
Repro:
Murauer)

Hans Gartner gezeichneten Pläne an Erzherzog Ferdinand nach
Prag, welche nun die Unterlagen
für seine in Zusammenarbeit mit
dem italienischen Architekten
und Baumeister Alberto Lucchese erfolgte Planung des Umbaues
darstellten. Noch im gleichen
Monat wurde Baumeister Paul
Uschall beauftragt, Baumaterial
nach Ambras zu schaffen. Der
Baubeginn erfolgte am 18. April
1564 mit dem Eintreffen Luccheses aus Prag in Innsbruck. Während die südliche Ringmauer zwischen dem Bergfried und dem
Gefängnisturm abgetragen werden mußte — wie der Hofbeamte
Johann Guarient berichtete —,
konnten die übrigen alten Bauteile in den um einen ungefähr rechteckigen Innenhof angeordneten,
geschlossenen Baukörper des
Hochschlosses einbezogen werden. Nachdem die Maurerarbeiten bereits 1565 abgeschlossen
waren, konnte Lucchese in einem
Bericht vom 26. März 1566 die
Vollendung des Hochschlosses
melden, in welchem, abgesehen
von einem großen Badezimmer,
etwa
vierzig
modernisierte
Wohnräume zur Verfügung standen.
Diesem ersten Bauabschnitt folgte in den späten sechziger Jahren
der Bau des nördlich vom Hochschloß gelegenen Vorschlosses,
welches mit seinem Speisesaal
und der darunter befindlichen geräumigen Küche dem leiblichen
Wohl der zahlreichen Gäste diente. In den Jahren 1570/71 wurde
nach Plänen des Hofbaumeisters

Giovanni Lucchese südlich unter
dem Hochschloß der „große
Saal" gebaut, welcher seit dem
19. Jahrhundert „Spanischer
Saal" genannt wird. Im rechten
Winkel dazu erstreckte sich das
1572 errichtete, sportlichen Interessen dienende Ballspielhaus; an
seiner Stelle — es wurde 1880 abgetragen — plätschert seit 1914
ein venezianischer Renaissancebrunnen. In den Jahren 1572 bis
1589 schließlich wurden die einzelnen Trakte des Unterschlosses
gebaut, und zwar das markante
Gebäude mit den Pferdestallungen, dem Antiquarium, der Bibliothek und der dreistöckigen
Kornschütt sowie anschließend
die Säle der Rüstkammer. (Vgl.
Franz-Heinz Hye, Amras — Geschichte und Gegenwart, S. 228 ff.

1890

und Elisabeth Scheicher, Schloß
Ambras. In: Die Kunstdenkmäler
der Stadt Innsbruck — Die Hofbauten, S. 509 ff.)
Das Schloß Ambras war umgeben von einem ca. 20 Hektar großen Wildpark mit einem künstlich angelegten Wasserfall. Das
heitere Hofleben auf Schloß Ambras, welches den Rahmen für das
Glück der Liebenden — Ferdinand und Philippine — bildete,
schildert Stephanus Venandus
Pighius in seinem Werk „Hercules Prodicius". Unter anderem
erwähnt er darin ein im südlichen
Teil des sogenannten Keuchengartens gelegenes Sommerhaus,
eine „Rotonda, in deren Mitte ein
runder Tisch aus Ahorn steht;
unter diesem sind Räder angebracht, die vom Wasser getrieben
werden, und mittelst welcher man
den Tisch samt den Gästen, bald
sachte, bald rasch herumdrehen,
allenfalls auch die Leute schwindlich machen kann".

VOR HUNDERT JAHREN

15. Jänner: „Der Musikvereinssaal im Theresianum vereinigte
gestern um 10 Uhr vormittags den
Lehrkörper und die Schüler des
hiesigen Gymnasiums zu einer
würdigen Feier des 100. Geburtstages Grillparzers. Eine Wand
schmückte das von einem Schüler
der Anstalt trefflich gezeichnete
lebensgroße Bildnis des Dichters.
Herr Schulrath Director Egger
eröffnete die Feier mit einer Ansprache an die Schüler, in welcher
er auf die Größe des Dichters hinwies, die so ganz erst nach seinem
Tode gewürdigt wurde."

16. Jänner: „Wie wir vernehmen,
hat die Volkszählung am 31. December 1890 einen Civilbevölkerungsstand in der Stadt Innsbruck von 21.364 Seelen ergeben.
Vor 10 Jahren zählte Innsbruck,
ebenfalls ohne das Militär zu
rechnen, 19.189 Einwohner. Es ergibt sich somit in 10 Jahren eine
Vermehrung von 2175 Köpfen,
oder von etwas mehr als 1,13 Percent im Jahre."
16. Jänner: „Um einem vielfach
geäußerten Wunsche zu entsprechen, hat die gemeinderäthliche
Commission zur Hebung des
Fremdenverkehrs in unserer
Stadt beschlossen, von nun ab
von Zeit zu Zeit Berichte über die
Thätigkeit zu veröffentlichen.
Auch die Frage der Gründung eines Stadtorchesters wurde lebhaft besprochen."
28. Jänner: „Am .schwarzen
Brette" unserer Universität ist folgende Kundmachung des akademischen Senats angeschlagen:
"Bedauerliche Vorkommnisse der
letzten Zeit haben gezeigt, daß die
Gegensätze zwischen den Corps
und den anderen Studentenverbindungen zu förmlicher Feindschaft und zu einer Erbitterung
sich verschärft haben, welche geeignet ist, das akademische Leben
zu vergiften. Dem muß Einhalt
geboten werden!" "
W.