Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.11

- S.11

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Innsbruck hilft Bezirken aus dem „Müll-Notstand"
Deponiemöglichkeit im Ahrntal: Ein Jahr — Land muß rechtliche und technische Voraussetzungen schaffen
(Eiz) Die Stadt Innsbruck will die 39 Gemeinden des Bezirkes Schwaz
und 35 Gemeinden aus Innsbruck-Land, die ihren Abfall bisher in der
Rottedeponie Pill entsorgten, in ihrer (selbstverschuldeten) argen
„Müll-Bedrängnis" nicht im Stich lassen: Nach reiflicher Debatte beschloß der Stadtsenat unter Vorsitz von Bürgermeister Romuald Niescher am 7. November, daß diese Gemeinden den Müll für rund ein
Jahr im Ahrntal lagern dürfen. Dafür wird Innsbruck später die gleiche Menge zu der in Verhandlung stehenden Deponie „Graslboden"
bei Schönberg führen. Die Stadt knüpft ihre Wohlmeinung an Bedingungen: Das Land muß selbst alle Voraussetzungen schaffen.

Am 17. November ist die (schon
zweimal verlängerte) Genehmigung für die Rottedeponie Pill
endgültig ausgelaufen, die ins
Auge gefaßte Deponie „Graslboden" bei Schönberg aber noch
nicht genehmigt. Nun hat Landeshauptmann Partl den Bürgermeister schriftlich ersucht, die
Stadt Innsbruck möge inzwischen mit dem Ahrntal als Nothelfer „einspringen".
Das ist schwieriger als gedacht: In
Pill wurde der Müll (aerob) verrottet, das Ahrntal hat eine (anaerobe) Faul-Deponie mit Sickerwasserkreislauf. Die beiden Verfahren „vertragen" sich technisch
nicht: Würde man verrotteten
Müll ins Ahrntal schütten, so

würde dieser den Faulprozeß stören.
Innsbrucks Techniker, über Auftrag des Bürgermeisters im Ahrntal auf Suche, fanden eine noch
nicht in Anspruch genommene
Fläche, auf der 71.000 Kubikmeter Material Platz haben. In Pill
lagern derzeit 32.000 Kubikmeter
gepreßter Müll, etwas mehr als
der Jahresanfall dort bisher betrug (ein Kubikmeter entspricht
einer Tonne). Das Aufkommen
der 74 Landgemeinden ist pro
Jahr zufällig gleich hoch wie der
Müllanfall der Stadt (jeweils
230.000 Einwohnergleichwerte).
Mit den schon verrotteten 32.000
cbm, die auch ins Ahrntal sollen,
hätten die Landgemeinden somit

Endspurt für das Verkehrskonzept
(Fortsetzung von Seite 11)
nend vornehmlich entlang der als
Hauptstraßen
ausgewiesenen
Fahrbahnen führen. Als am wenigsten „störende" Straße im
Hauptnetz bietet sich die
Autobahn-Südtangente zur Verteilung des auf Innsbruck bezogenen Ziel- und Quellverkehrs
an. Unbedingt erforderlich sei ein
neuer Autobahn-Anschluß Innsbruck-Mitte, meinen die Planer.
Dieser würde auch dazu beitragen, Verkehr vom Südring abzuziehen.
In einer ersten Realisierungsstufe
als problematisch bezeichnen es
die Fachleute, das Herzog-OttoUfer aus dem Hauptstraßennetz
zu nehmen. Der Verkehr müßte
große (unerwünschte) Umwege
nehmen, die Lärm- und Abgasbelastung würde nur von einem
Bereich auf einen oder mehrere
andere verlagert. Sollte mit fortschreitendem Umweltbewußtsein
die Bereitschaft der Bevölkerung
steigen, verstärkt auf das Kfz zu
verzichten, und würde dies zu ei-

Seite 12

ner weiteren Reduktion des motorisierten
Individualverkehrs
führen, dann wäre in weiterer Folge eine Verkehrsfreimachung des
Herzog-Otto-Ufers möglich.

im Ahrntal ein Jahr „Galgen- alle Kosten und Folgekosten der
frist". Mehr, so der Stadtsenat Maßnahmen übernehmen —
einhellig, kommt nicht in Frage: auch die Mehrkosten, die der
Auch eine Anlieferung unbehan- Stadt später bei der Lieferung
delten Mülls ist nicht möglich, zum „Graslboden" erwachsen.
weil die Anlagen der Ahrntal- Die Stadt muß dabei in alle VerBetreiberfirma bis an die Kapazi- tragsverhandlungen und Behörtätsgrenze ausgelastet sind und denverfahren eingebunden sein.
für die Anlieferung der doppelten Technische Probleme verkompliMenge teuer erweitert werden zieren die Sache zusätzlich. Ins
müßten.
Ahrntal können keine GroßSo rasch, wie sich UmweltLandesrat Eigentier den Umstieg
aufs Ahrntal vorgestellt hat, wird
es allerdings nicht gehen:

Ich fahre Innsbrucks Luft zuliebe
möglichst oft mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Und Sie? Helfen
Sie mit, es kommt auf jeden einzelnen an.

Es fehlen dafür mehrere unabdingbare Erfordernisse. Die Stadt
besteht natürlich darauf, daß sich
das Land selbst um diese küm- transporter fahren. Man wird almert. Zu schaffen sind öffent- so die Müllballen aus Pill entwelichrechtliche, zivilrechtliche und der mit Kleintransportern beförtechnische Voraussetzungen für dern — oder im Ahrntal eine Umdie Zwischenlagerung im Ahrntal ladestelle schaffen müssen.
selbst. Das bedeutet, daß mit den Das Land muß weiters dafür sorGrundeigentümern verhandelt gen, daß die Geruchsbelästigung
werden muß, und daß Bescheide nicht steigt, und auch die Sickerzu ändern sind (die Fauldeponie wasserproblematik muß gelöst
ist bescheidmäßig festgehalten; sein.
eine Änderung der Deponieart Die Stadt hat ihren guten Willen
macht eine Bescheidänderung bewiesen. Nun wird das Land
notwendig). Das Land muß auch sehr rasch arbeiten müssen.

Fußgängerverbindungen vor.
Besser zu kennzeichnen sei etwa
der Museumsstandort. Stracke
regt deshalb an, die strukturierte
Pflasterung in den Straßenraum
vorzuziehen und den Museumsvorplatz durch Bäume in mehrere
Abschnitte zu gliedern. Die direkt
auf das Museum zuführende
Wilhelm-Greil-Straße soll nach
den Plänen des Professors zwei
Baumreihen erhalten, je eine Allee ist für die parallel verlaufende
Meinhardstraße und Erlerstraße
vorgesehen. Geparkt kann dann
nur noch in Längsrichtung werden.

Auf großes Interesse stieß der
Vortrag des in der TU München
tätigen Professors Ferdinand
Stracke. Er führte das Publikum
„weg vom nüchternen Ingenieurdenken und wieder zurück in die
Dreidimensionalität der Stadt",
wie er sich ausdrückte. Seine Aufgabe bestand und besteht darin,
die Chancen der von seinen Kollegen angeregten Umbaumaß- Eine niedere, geschnittene Baumnahmen zu nutzen, „um Defizite reihe und dazwischen kleine Wasim Bild der Stadt" zu korrigieren. serstelen aus Stein wünscht sich
„Die einzelnen Straßenräume", Stracke für den Bereich Marktgraso Stracke, „sollen optimal auf ben und Burggraben. Die Bürgerdie an eine Wirtschafts-, Kultur-, steige sollten mit Naturstein geUniversitäts-, Sport- und Touris- pflastert, die nach Süden weisenmusstadt gestellten Anforderun- den Wände der Altstadthäuser allgen eingerichtet werden." Um abendlich in ein Streiflicht ge„die Aufenthaltsqualität im taucht werden. Diese Maßnahmen
Raum zu steigern", schlug der würden die Kontur des historiProfessor immer wieder Alleen, schen Kerns besser zur Geltung
Baumgruppen, Brunnen und ei- bringen und den Übergang zu den
ne deutliche Verbesserung der jüngeren Stadtteilen verdeutlichen.

Für die Maria-Theresien-Straße
plant der Architekt noch breitere
Bürgersteige, deren Abschluß anstatt der Kanten niedere Standleuchten markieren sollten. Ein

größeres und dichteres Baumdreieck sowie einen Brunnen
schlug Stracke für das Wiltener
Platzl vor. Wie die vier deutschen
Verkehrsexperten und Stadtplaner Doz. Klotz auf Anfrage mitteilten, wird noch keine konkrete
Kostenschätzung für die vorgeschlagenen Maßnahmen vorgelegt, wohl wird daran aber gearbeitet. Hinsichtlich der weiteren
Vorgangsweise wird
vorerst
Hauptaugenmerk auf die Realisierung des Kernstückes des Verkehrskonzeptes, die Parkraumbewirtschaftung und die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs, gerichtet.
Bis Jahresende werden die Planungsteams das Verkehrsberuhigungskonzept der Stadt Innsbruck fertig vorlegen. Dann beginnt der finanziell wie politisch
schwierigere Teil der Arbeit: Die
Umsetzung der gemachten Vorschläge in die Praxis.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1990, Nr. 11