Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.10

- S.15

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AUS DER FORSCHUNGSARBEIT UNSERER UNIVERSITÄT:

Meteorologie sucht Antwort auch auf Existenzfragen
Neben Wetter- wird auch Klima- und Umweltforschung betrieben - Mitarbeit in internationalen Projekten
Drei Fragen sind es, die immer
wieder gestellt werden: "Wie wird
das Wetter morgen? Ändert sich
unser Klima? Wie lange können
wir unsere Luft noch unbesorgt
einatmen?". Die Mitarbeiter des
Instituts für Meteorologie und
Geophysik haben diese drei Sorgen ihrer Mitmenschen zu
Schwerpunkten ihrer Forschung
gemacht. Dabei wird die Situation der Stadt Innsbruck und die
Rolle der Alpen im Wettergeschehen und in der Luftverschmutzung bei der Forschung besonders berücksichtigt.
Die drei oben gestellten Fragen
richten sich jeweils auf die Zukunft und die Wissenschaftler geben gerne zu, daß sie für das Wetter von morgen, für das Klima in
10 Jahren zwar vernünftige Abschätzungen, aber aus physikalischen Gründen nie eine exakte
Antwort geben können.
Es muß daher deutlich gesagt
werden, daß an diesem Universitätsinstitut die Studenten zwar in
täglichen Wetterbesprechungen
den Ernstfall der Vorhersage
gründlich üben, daß aber die öffentlichen Prognosen in Radio,
Fernsehen, Telefon und Zeitung
von den Wetterdienststellen der
Zentralanstalt für Meteorologie
oder eben vom ORF selber gemacht werden. Allerdings, Dr. K.
Gabi in Innsbruck, Dr. M. Staudinger in Salzburg, Dr. F.
Stockinger in Klagenfurt und
Mag. E. Berger im ORF Tirol
sind als Absolventen dieses Instituts bei Prof. Pichler durch eine
harte Schule gegangen.
Die Forschungen im Bereich der
theoretischen Meteorologie und
alpinen Synoptik (Prof. H. Pichler und Doz. R. Steinacker) befassen sich hauptsächlich mit dem
Einfluß von Gebirgen auf Wind
und Wetter. In internationalem
Rahmen fand 1982 ein großangelegtes Alpenprojekt statt, an dem
Mitglieder des Instituts maßgeblich beteiligt waren. Mit den dabei
in Innsbruck entwickelten und
nun auch im Ausland verwendeten Analyseverfahren wird die
Dynamik von orographisch induzierten Tiefdruckgebieten im
westlichen Mittelmeer eingehend
untersucht. Tiefdruckentwick-

teorologie", den das Institut nun
seit fast 100 Jahren behandelt, gehört auch die Erforschung der
Alpengletscher. Der starke Gletscherrückgang der vierziger Jahre regte seinerzeit Prof. H. Hoinkes zu einer Untersuchung der
Zusammenhänge zwischen der
Witterung und dem Massenhaushalt des Eises an. Daraus sollte
die längste Beobachtungsreihe
dieser Art in den Alpen werden.
Mittlerweile wird sie im 37. Jahr
von einer glazialmeteorologischen Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. M. Kuhn fortgeführt. Wachsen und Abschmelzen von Eis und Schnee unter der
Wirkung von Sonnenstrahlung
und Energieflüssen aus der Atmosphäre wird im Detail gemessen und modelliert. Dazu hat das
Institut mit Hilfe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine wissenschaftliche
Station über dem Hintereisferner
(3026 Meter) eingerichtet. Praktische Anwendung finden diese
Studien in der Berechnung und
Vorhersage des Schmelzwasserabflusses in den Gebirgsbächen
oder in der Abschätzung der Folgen, die eine allgemeine Erwärmung durch den Treibhauseffekt
haben könnte. Wieviele unserer
Gletscher würden verschwinden,
wenn es zwei Grad wärmer
würde?
Die Kenntnisse dieser Zusammenhänge und der dazugehörigen Meßtechnik haben die Institutsmitglieder zu begehrten Partnern auch in der Erforschung der
polaren Eismassen gemacht. In
Kooperation mit amerikanischen, australischen und deutschen Instituten haben der Institutsvorstand und im Laufe der
Jahre sechs weitere Mitarbeiter
ein Forschungsjahr in der Antarktis verbracht.
Die neueste Aufgabe der Glaziologen ist die Untersuchung der
Schadstoffbelastung des Schnees
durch Säuren und Ruß.
Im Bereich der UmweltmeteoroAltstadtgassen- und platze erhalten neuen Plattenbelag
logieuntersucht Doz. I. Vergeiner
In Fortsetzung der Belagsarbeiten vom Frühjahr in der Altstadt die meteorologischen Bedingunim Bereich Seilergasse/Kiebachgasse werden in diesen Wochen gen der Schadstofftransporte
weitere 500 m2 fußgängerfreundliche Porphyrplatten verlegt. Die un- und -ausbreitung in der Atmoter der Leitung des städtischen Tiefbauam tes stehenden A rbeiten gehen sphäre. So war das Institut an
voraussichtlich Ende Oktober zu Ende. Die Kosten für diesen zweiten
Bauabschnitt betragen rund 1,5 Millionen Schilling. (Foto: Murauer)
(Fortsetzung Seite 22)
m Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität
Innsbruck werden zur Zeit Forschungen auf den Gebieten der
alpinen Meteorologie inklusive Synoptik (= für eine Wettervorhersage notwendige großräumige Wetterbeobachtung), der theoretischen
Meteorologie, Polar- und Glazialmeteorologie, Glaziologie, Hydrologie, Klimatologie, Umweltmeteorologie und Satellitenmeteorologie
bzw. Fernerkundung betrieben. Die meisten der Forschungsvorhaben
sind in internationale Projekte e ingebunden. Darüber hinaus wird ein
meteorologisches Observatorium betrieben, dessen Daten allen zur
Verfügung stehen, berichtet Institutsvorstand Univ.-Prof. Dr.
Michael Kuhn.
lungen im Golf von Genua oder in den Alpentälern systematiin der nördlichen Adria sind für scher beschreiben lassen. Klassidas Wetter in den Alpen beson- sche und moderne Innsbrucker
ders wichtig (zum Beispiel als Beiträge zur Föhnforschung hat
Schneelieferanten für Süd- und Prof. M. Kuhn in einem Buch zusammengestellt, das unter dem
dsttirol).
Ein weiteres Thema für die Ar- Titel „Föhnstudien" in der Wisbeitsgruppe Alpine Synoptik ist senschaftlichen Buchgesellschaft
die komplizierte Struktur der in Darmstadt erschienen ist. Die
Kaltfronten in den Alpen. Ein- Untersuchungen von Föhn und
Windsystemen
fach ausgedrückt: Kommt die kleinräumigen
Kaltluft über die Nordkette, lassen sich zur Verbesserung der
kommt sie über Scharnitz oder lokalen Wettervorhersage vervon Kufstein herein, kommt sie wenden, in der Flugmeteorologie,
im Problemkreis "Inversionswetüberhaupt bis zu uns?
Ferner besteht am Institut eine terlagen" und bei der Interpretalangjährige Tradition auf den Ge- tion luftchemischer Messungen.
bieten der Föhnforschung und Unentbehrliche Dienste leistet
der Untersuchung tagesperiodi- dabei das dem Institut eingeglieKlima-Observatorium
scher Talwinde. Auf dieser Basis derte
wurden hier in den vergangenen (Doz. E. Dreiseitl), dessen gesam15 Jahren von Doz. I. Vergeiner melte Beobachtungen seit 1891
bedeutende Beiträge geleistet und eine der längsten meteorologineue Modelle entwickelt, mit de- schen Reihen der Welt darstellen.
ren Hilfe sich Wetter und Klima Zum Schwerpunkt „Alpine Me-

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Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1990, Nr. 10

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