Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.9

- S.35

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1990_Innsbrucker_Stadtnachrichten_09
Ausgaben dieses Jahres – 1990
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
nnsbrucker Pionier der Luftfahr
Die Anfänge des Innsbrucker
Flugwesens sind untrennbar mit
dem Namen Raoul Stoisavljevic
verbunden. Als Sohn eines aus
Agram nach Innsbruck versetzten Berufsoffiziers und der Tirolerin Adelheid Hohenauer wurde
er am 29. Juli 1887 in Innsbruck
geboren. Einige Jahre nach Absolvierung der Theresianischen Militärakademie erwarb er am 2. Juli
1913 das Diplom eines Flugzeugführers und 1914 jenes eines Feldpiloten. Kurze Zeit später konnte
er in den Wirren des Ersten Weltkrieges sein fliegerisches Können
mit insgesamt 12 Luftsiegen unter
Beweis stellen. Als der „kühne
Stoi" im letzten Kriegsjahr bei
einem Luftkampf abgeschossen
und dabei schwer verletzt wurde,
Von Mag. Tanja Chraust
war an einen Fronteinsatz nicht
mehr zu denken. Daher verbrachte er die letzten Kriegsmonate im
Kommando der Fliegeroffiziersschule in Wiener Neustadt.
Nach Kriegsende verhinderte vorerst der Friedensvertrag von
Saint-Germain-en-Laye
seine
Bemühungen, einen privaten
Flugdienst zwischen Wien und
Budapest aufzubauen. Trotz dieses Rückschlages glaubte „Stoi"
an die Zukunft eines österreichischen Flugverkehrs. Nachdem er
in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, bot ihm die Errichtung

des Innsbrucker Flugplatzes die
Chance, seine Erfahrungen auf
diesem Gebiet einzubringen. So
testete er im Auftrag der ÖLAG
(= Österreichische Luftverkehrs
AG) die Landemöglichkeiten im
Innsbrucker Raum. Als schließlich am 1. Juni 1925 der Innsbrucker Flugplatz in der Reichenau eröffnet wurde, hatte er
bereits den Militärdienst an den
Nagel gehängt und fungierte nun
als Stellvertreter des Flugplatzdirektors Alfred Eccher. Gleichzeitig vertrat er auch die Interessen des Süddeutschen Aero Lloyd
(später: Deutsche Lufthansa) in
Innsbruck, der ab 1925 die Strecke
München — Innsbruck beflog.
Im darauffolgenden Jahr organisierte „Stoi" darüber hinaus die
Höhentransportflüge des Süddeutschen Aero Lloyd ab Innsbruck. Noch im selben Jahr führte
er insgesamt 45 Transporte im
Gebirge durch, wobei Getränke,
Zement, Kohlen u. a. zu den verschiedensten Berghütten Tirols
geflogen wurden. Solche Flüge
erforderten große Geschicklichkeit, da die in Drahtsäcken verpackten Materialien aus ungefähr
5 bis 8 m Höhe abgeworfen wurden. Bei besonders empfindlichem
Gut setzte man einen Fallschirm
ein. Infolge aufkommender Wirtschaftsprobleme wurden diese
Flüge nur bis 1927 durchgeführt.
Ab 1926 vertrat Stoisavljevic
auch die ÖLAG für den Kurs

Wien — Salzburg — Innsbruck
am heimischen Flugplatz. Ein
Jahr danach wurde er sogar als
Verkehrspilot in der österreichischen Flugverkehrsgesellschaft
engagiert. Als er am 2. September
1930 mit der Junkers F-13 (Kennzeichen A-3) Innsbruck in Richtung Zürich mit einer Postfracht
verließ, ahnte er noch nicht, daß
dieser Flug sein letzter sein würde.
Denn im Gebiet des Krottenkopfmassivs bei Garmisch-Partenkirchen stürzte seine Maschine im
dichten Nebel ab. Erst nach zwei

Tagen intensiver Suche konnte
der tote Pilot neben der ausgebrannten Maschine entdeckt werden. Die Beerdigung fand am
10. September 1930 unter großer
Anteilnahme der Bevölkerung
am Städtischen Westfriedhof
statt In Erinnerung an sein Wirken taufte die ÖLAG einige Jahre
später eine Ju 52/3m mit dem
Kennzeichen OE-LAK auf den
Namen „Raoul Stoisavljevic". In
der Tiroler Landeshauptstadt
erinnert seit 1931 eine Gedenktafel
an den Pionier der Innsbrucker
Luftfahrt; sie war ursprünglich
am Flugplatz in der Reichenau
aufgestellt und befindet sich seit
1964 beim Segelfluggelände in
Kranebitten.

1 8 9 0 VOR HUNDERT JAHREN
18. September: „Am 27. ds. wird
das Stadttheater unter der neuen
Direction des Herrn Paul Blasel
wieder eröffnet. Die Dauer der
Saison ist bis Palmsonntag, den
22. März, eventuell 15. April 1891
festgesetzt. Das Repertoire umfaßt
Opern, Operetten, Schauspiele,
Lustspiele, Volksstücke und Possen. Erwartungsvoll und mit Vertrauen sieht man der neuen Leitung entgegen!"

Anträge unter .Hofmeister" poste
restante Innsbruck!"

30. September: „Beachtenswerth. Neuestes patentirtes continuirliches Bügelverfahren! Ohne
Feuerung! Vollkommen geruchlos ! Größte Kostenersparniß!
Vorzüge der entgasten Holzkohlen-Würfel-Briquettes bei Anwendung des Bügeins. Diese Briquettes haben den bisher unerreichten
Vorzug, dass sie ohne zu stauben
19. September: „Hofmeister ge- oder zu schmutzen, rauch- und
sucht für einen Schüler des Unter- geruchlos stundenlang glühen
gymnasiums. Strenge Moralität, und wenig Asche hinterlassen!"
Sprachen- und Musik-Kenntniß,
sowie freie angenehme Umgangs- 8. Oktober „Die zwei ersten Locoformen und vorzüglicher edler motiven, je 80 Zentner schwer, für
Charakter sind nöthig.
die Trambahn sind hier eingetroffen ; die eine wurde nach Mühlau,
die andere nach Wüten überstellt!"
10. Oktober: „Die hiesige k. k.
Universitäts-Bibliothek
hat
durch die hochherzige Spende
des
ehemaligen
tirolischen
Reichsraths- und LandtagsAbgeordneten
Dr.
Norbert
Pfretzschner in Jenbach eine
namhafte Bereicherung erfahren,
indem der Genannte einen großen Theil (circa 2500 Bände) seiner Bibliothek der erwähnten
Anstalt zum Geschenke machte!"

Der Innsbrucker Lufttfahrt-Pionier Raoul Stoisavljevic in einem offenen Flugzeug.

14. Oktober: „Gestern fand im
anatomischen Institut unserer
k. k. Universität die Enthüllung
des Bildnisses Sr. Majestät des
Kaisers statt. Das lebensgroße
Porträt verdankt die Anstalt der
gnädigen Schenkung des Kaisers
selbst; es stellt Se. Majestät im
(Foto: Privat) Kaiserornat dar!"