Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.3

- S.26

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1990_Innsbrucker_Stadtnachrichten_03
Ausgaben dieses Jahres – 1990
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Das Alte Rathaus seit 1358
Von den Anfängen der Stadt
Innsbruck (1180) bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts wurden sämtliche Amtsgeschäfte der Stadtverwaltung in der Wohnung des
jeweiligen Stadtrichters, Bürgermeisters oder Stadtschreibers
abgewickelt. Dann aber hatte der
Verwaltungsumfang derart zugenommen, daß die Einrichtung
eines eigenen städtischen Amtsgebäudes nötig wurde. So gewährte
am 8. Mai 1358 der Landesfürst
Markgraf Ludwig der Brandenburger den Innsbrucker Bürgern
einen Nachlaß von 200 Mark PerVon Dr. Herbert Woditschka
ner Meraner Münz bei der zu entrichtenden Stadtsteuer für den
Kaufeines Bürgerhauses, welches
dann „ze ainem Rathaus" umgebaut wurde (vgl. Franz-Heinz
Hye, Rathaus, Stadtturm und
Lauben in Innsbruck. In: Veröffentlichungen des Innsbrucker
Stadtarchivs, Neue Folge, Band 3,
S. 99 ff.).
Dieses Rathaus — sein Name
weist auf die darin stattfindenden
Sitzungen des seit 1315 nachweis-

baren Stadtrates hin — lag am
Stadtplatz (= Herzog-FriedrichStraße 21) innerhalb der ummauerten Andechsischen Altstadt
und nicht etwa in der mauerlosen,
seit 1281 angelegten Meinhardinischen Neustadt. Es handelt sich
beim Innsbrucker Rathaus um
das älteste aller Tiroler Städte.
Von 1358 bis 1442 erstreckte es
sich vom Haus Herzog-FriedrichStraße 19 südwärts bis einschließlich des Nordostpfeilers der
Stadtturmlaube; 1442—1450 erfolgte eine Vergrößerung durch
den Zukauf des südlich angrenzenden, eine Fensterachse breiten
Hauses und der Bau des Stadtturmes bzw. der nördlich anschließenden Rathauslauben, und
1450—1460 schließlich erreichte
das Rathaus die heutige Größe
durch den Kauf eines wiederum
nur eine Fensterachse breiten
Hauses südlich des Stadtturmes
und den Bau des dortigen Laubenganges.
Der Innsbrucker Stadtturm — er
kann auch als Rathausturm bezeichnet werden, ist er doch an
das Rathaus angebaut — stellt
den ältesten mit den ebenfalls in

der Stadtmitte liegenden Stadttürmen von Judenburg (erbaut
1449—1509) und Enns (erbaut
1564—1568) vergleichbaren Bau
in Österreich dar. Anregungen zu
seiner Errichtung kamen aus dem
italienischen Raum. Dieser Bau
ist zu verstehen als Ausdruck des
bürgerlichen Selbstbewußtseins
gegenüber dem im „Neuen H o f
(=
Goldenes-Dachl-Gebäude)
seit 1420 residierenden landesfürstlichen Stadtherren. Sein
ursprünglich
gotisch-spitzer
Turmhelm wurde 1560 in den seither bestehenden RenaissanceZwiebelhelm umgebaut.
Bezüglich der ursprünglichen
Gestalt des Alten Rathauses gibt
das anfänglich freigelegene untere
Kaffgesimse des Stadtturmes
einen Hinweis darauf, daß dieses
Haus nur ein Obergeschoß mit
einer Mansarde umfaßte und von
einem mit der Giebelfront zum
Stadtplatz blickenden hohen Satteldach bedeckt war. Seine heutige Gestalt erhielt es erst durch
einen Umbau im Jahre 1658.
Diese Jahreszahl und das Stein-

1890

metzzeichen des ausführenden
Baumeisters Gall Apeller d. Ä. an
einem Steinpfeiler des ersten
Obergeschosses erinnert noch
heute daran. Damals entstand
auch die in anderen Rathäusern
vornehmlich deutscher Städte
anzutreffende Dreiteilung in
Kaufhalle bzw. Brotbank im Erdgeschoß, Ratsstube und Verwaltungsräume des uns seit 1337
begegnenden
Stadtschreibers
samt Stadtarchiv im ersten Obergeschoß und schließlich der 110 m2
große repräsentative Bürgersaal
im zweiten Obergeschoß.
Im Jahre 1897 wurde das Alte
Rathaus, Herzog-Friedrich-Str. 21,
durch das Rathaus, Maria-Theresien-Straße 13, abgelöst; erst
1980, zum 800-Jahr-Jubiläum der
Stadt Innsbruck, erfolgte durch
die Übersiedlung des Kultur- und
Schulamtes der Magistratsabteilung II eine Wiederherstellung
seiner Funktion als Rathaus.
Als besonderer Schmuck der
Fassade ist ein vom Bildhauer
Hans Andre geschaffenes Relief
zu erwähnen: umgeben von
einem Bürger und einer Bürgerin
in der Tracht des 16. Jahrhunderts, hält ein Stadtengel
das Stadtwappen von Innsbruck.

EN
VOR HUNDERT JAHREN

15. März: „Das k. k. Handelsministerium hat dem Präsidenten
des österreichischen Touristenclubs Anton Silberhuber in Wien
die Bewilligung zur Vornahme
technischer Vorarbeiten für eine
Zahnradbahn von Innsbruck
über Ambras, Aldrans und Igls
auf den Patscherkofi auf die
Dauer von sechs Monaten ertheilt."
21. März: „Heute sind es 100 Jahre, daß W. v. Goethe auf der Reise
nach Venedig zum zweitenmale
nach Tirol kam und in Innsbruck
sich aufhielt. Auf der ersten italienischen Fahrt wohnte Goethe
am 8. September 1786 bloß 3 Stunden in unseren Mauern beim
,goldenen Adler"; im März 1790
aber verbrachte er 3 Tage hier und
wohnte mit seinem Diener Paul
Götze, einer Empfehlung Herders zufolge, in der ,Sonne" auf
der Neustadt."
27. März: „Wie man uns mittheilt, wird um Ostern in der
Herzog-Friedrich-Straße mit dem Alten Rathaus und Stadtturm: Stiftskirche in Wüten das hl.
Grab aufgestellt werden und so
Lithographie von Latteux und Cuvillier, um 1840.
(Original: Stadtarchiv — Repro: Murauer) durch die dankenswerte Ver-

1

fügung des hochwst. Herrn Abtes
Lorenz den Bewohnern Innsbrucks und Umgebung die Gelegenheit geboten, nach Verlauf
von mehreren Jahren dieses herrliche Kunstwerk wieder bewundern zu können. Das hl. Grab
besteht in einem großartigen
architektonischen
decorativen
Aufbau, welcher am Hauptaltar
die ganze Höhe des Presbyteriums einnimmt."
31. März: In der Sitzung des Gemeinderates wird „der Antrag des
G.-R. Schuhmacher, daß das
Grundstück, welches seiner Zeit
vom Magistrate für das Comite
zum Baue von gesunden und billigen Wohnungen (Arbeiterhäusern) um den von der Sparcasse
zu diesem Zwecke gespendeten
Betrag von 5000 fl. angekauft
worden ist, dem hiesigen
Vincenz-Vereine abgetreten werde, damit er den Bau dieser Häuser unternehme, mit der Bedingung angenommen, daß mit dem
Baue längstens innerhalb 6 Jahre
begonnen werde, widrigenfalls
der Grund der Stadt verfällt."