Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.2

- S.26

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alle Innsbrucker Hausbesitzer zu
einer Versammlung ein. Im Zuge
dieser und weiterer Beratungen
wurde nicht nur der Ankauf des alten Zuchthauses beschlossen, sonMilitär Unterkünfte zur Verfügung dern auch der bisher bestehende
zu stellen. Um der doch sicher Verein aufgelöst und ein neuer, sich
höchst unangenehmen Situation, aus den Miteigentümern des Hauin der Privat-Wohnung fremde ses Innstraße 2 zusammensetzenSoldaten einquartiert zu bekom- der Einquartierungs-Turnusverein
men, zu entgehen, schlössen sich gebildet. Am 31. August 1861 wurviele Innsbrucker zu einem, eben de der Kaufvertrag zwischen der
diesem Turnusverein zusammen, Stadtgemeinde und dem neuen
kauften oder mieteten anteils- Turnusverein unterzeichnet.
mäßig ein größeres, geeignetes Ob- Doch das Haus wurde nicht allzujekt an, um dann in dieses ihre lange zur Militär-Einquartierung
geforderten
Einquartierungs- benötigt. Bereits 1869 diente es daverpflichtungen
abwälzen zu her als Sitz des k.k. Landesgendarkönnen.
meriekommandos für Tirol und
So griff nun der Innsbrucker Tur- blieb dies bis 1918. Nach dem Ernusverein, der seit 1856 zu obge- sten Weltkrieg schließlich wurde
nanntem Zwecke das sogenannte das Gebäude als Wohnhaus adap„Konfiktgebäude" (= Museum- tiert und, wie anfangs schon erstraße 30, ab 1861 v. Scheuchen- wähnt, in den letzten Jahren (1986stuhl"sches Mädchen-Waisenhaus, 1989) umgebaut und modernisiert.
1979 abgerissen) angemietet hatte, Der dem Haus seit 1861 anhaftendas Angebot der Stadtgemeinde de Name allerdings ist ihm erhalten
auf und lud am 14. November 1860 geblieben.

Geschichte des Turnusvereinshauses
Im Herbst letzten Jahres konnte
die Sanierung bzw. der Umbau
dieses Bauwerkes am linken Innufer abgeschlossen werden. Die
Bezeichnung „Turnusvereinshaus"
für dieses Gebäude ist der Innsbrucker Bevölkerung zwar geläufig, die genaue Bedeutung und
Herkunft diese Namens bzw. die
Geschichte dieses Hauses zu ergründen, mag vielleicht nicht nur
die neuen Wohnungsinhaber interessieren.
Von Josefine Justic
Der Rohbau des Hauses wurde bereits im Jahre 1712 aufgeführt; es
war als staatliches Strafarbeitshaus
vorgesehen. Die Fertigstellung des
Gebäudes zog sich jedoch bis zum
Jahr 1725 hin, in welchem am
4. Februar mit einer Messe in der
dortigen Dreifaltigkeitskapelle die
offizielle Eröffnung stattfand. Wie
Johann Jakob Staffier in seinem
Werk „Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch ..!" 1839
schreibt, „erhielt es die Bestimmung, arbeitscheue, liederliche
Leute zu verwahren und die mit
Schub (Polizeitransporten) ankommenden Individuen aufzunehmen!" Aus dem Jahre 1746
bereits ist uns eine gedruckte „Ordnung des Allhien in Ynsbrugg
neuerlich wieder eröffneten Zuchtund Arbeits-Hauß" bekannt
(heute im Tiroler Landesmuseum

Ferdinandeum), die genauen Aufschluß über den Tagesablauf, die
Arbeit, die stark betonte religiöse
Erziehung und die Behandlung der
Sträflinge gibt.
Im Jahre 1859 wurde diese Anstalt
aufgelassen. Am 31. Juli fand —
wie G. Pusch in seiner Chronik berichtet — „die öffentliche Versteigerung des hiesigen ehemaligen
Strafarbeitshauses statt. Die Stadtgemeinde Innsbruck hat diese Realität um den Ausrufungspreis zu
36.000 Gulden Österreichischer
Währung angekauft!"
Bereits in der BürgerausschußSitzung am 8. Oktober 1860 formulierte Bürgermeister Josef Neuner den Antrag: „Das Strafhaus
soll zu einem gemeinnützlichen,
allgemeinen Zwecke weiter verkauft werden und zwar möge es
dem Turnusverein um einen Aufschlag von 10.000 fl. (Anm. also
um 46.000 Gulden) zum Kauf angebothen werden, welcher erzielte
Mehrbetrag sohin dem Armenfonds zuzufallen habe. Im Falle des
Kaufes fallen dem Turnusverein die
Übertragungsgebühren zur Last".
Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Nun ist die Frage zu klären, welche
Funktion dieser Turnusverein, genauer gesagt der„EinquartierungsTurnusverein" in Innsbruck hatte:
Die Innsbrucker Bevölkerung war
verpflichtet, dem hier turnusmäßig
stationierten bzw. durchziehenden

N
1890 VOR HUNDERT JAHREN
^1
24. Februar: Der Gemeinderat
diskutiert über die Mitteilung der
Forstdirektion, den Holzrechen
außerhalb des Prügelbaues (am
Innrain) abzureißen und den
Triftkanal zu vermauern. Prof.
Hirn gibt zu bedenken, daß infolgedessen die Nachwässer des
Stadtspitals bzw. die Fäkalienstoffe des Innrains nun keinen
Weg zum Inn mehr hätten. Der

Bürgermeister schlägt hierauf
vor, für die Entsorgung dieser
Abfälle eine eigene geschlossene
Betonritsche in den Inn herstellen
zu lassen. Dies findet allgemeine
Zustimmung.
26. Februar: Die Hochbauarbeiten der Haltestelle Wüten der Eisenbahn (heute Westbahnhof)
werden von der Generaldirektion
der österreichischen Staatsbahnen ausgeschrieben. Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam
gemacht, „daß nur jene Offerenten auf eine Berücksichtigung
ihres Angebotes zählen können,
welche in einer alle Zweifel
ausschließenden
Weise ihre
finanzielle und technische Leistungsfähigkeit bezüglich der
Durchführung der von ihnen zu
übernehmenden Aufgabe darzuthun vermögen".
10. März: Der gebürtige Innsbrucker Ludwig Purtscheller, der
auf seiner Rückreise vom
„Kilima-Ndscharo, dessen Gipfel
er mit Dr. Meyer aus Leipzig im
October v. J. als der erste Sterbliche erstiegen hatte", einige Tage in
seiner Heimatstadt weilte, hielt
vor dem Ausschuß der Sektion
Innsbruck des Deutschen und
Oesterreichischen Alpenvereines
einen vielbeachteten Vortrag über
Das Turnusvereinshaus (das Vierkantgebäude in Bildmitte), damals noch Zucht- und Strafarbeitshaus, um 1820.
seine Erstbesteigung. Nach ihm
Ausschnitt aus dem Panorama von Innsbruck von Friedrich Rehberg und F. X. Schweighofer. Rechts die Kirche
St. Nikolaus, darüber Schloß Büchsenhausen.
(Original-Lithographie im Stadtarchiv, Repro: Murauer)ist eine Straße in Pradl benannt.