Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.10

- S.8

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AUS DER FORSCHUNGSARBEIT UNSERER UNIVERSITÄT:

Schwermetallbelastung im Raum Innsbruck erhoben
Hauptverursacher eindeutig der Verkehr — Stadt Innsbruck unterstützte Arbeit des Institutes für Zoologie
der Verkehr angesehen werden.
Als eine der möglichen Maßnahmen zur Belastungsverminderung
wird eine Verkehrsentlastung der
Innenstadt empfohlen.
Die höchsten Konzentrationen
von Cadmium traten in der
Innenstadt und im Bereich der
Gewerbe- und Industriezone von
Innsbruck auf, namentlich im
Kellerasseln (wissenschaftlicher stark befahrener Verkehrsrouten Stadtteil Neuarzl, in der Reichenau
Name: Porcellio scaber) wurden konnte ein Anstieg der Bleikon- sowie im Olympischen Dorf und
als Indikator-Organismen für die zentration in Richtung Innen- in Neurum. Erhöhte KonzentraBodenbelastung mit den Schwer- stadt beobachtet werden. Im all- tionen fanden sich auch in den
metallen Blei und Cadmium ver- gemeinen konnte festgestellt nordöstlichen Stadtgebieten; ein
wendet. Kellerasseln sind boden- werden, daß die Bleikonzentra- Umstand, der, ähnlich wie beim
bewohnende Landkrebse, die in tionen an weniger exponierten Blei, auf Verfrachtungen durch
Mauerspalten, unter Brettern Standorten niedriger waren als an Luftströmungen zurückgeführt
und Steinen oder in zerfallender Punkten, die direkt an stark wird. Daneben konnten noch
Laubstreu leben und selbst im befahrenen Verkehrsadern lagen. mäßig erhöhte Konzentrationen
Stadtgebiet fast überall zu finden Auch konnte die Beobachtung dieses Schwermetalls im Stadtteil
sind.
bestätigt werden, daß dem Baum- Wilten und im Bereich KranebitDie Grundlage für die Unter- bewuchs in Parks und Gärten ter Allee — Technik gemessen
suchung bilden Befunde, wonach eine wichtige Schutzfunktion werden. Als weniger belastet
die Schwermetallkonzentrationen gegenüber atmosphärischen Im- erwiesen sich, ähnlich wie im Fall
in den Asseln die Metallgehalte missionswirkungen zukommt. der Bleiverteilung, die Stadtteile
des Lebensraumes, in dem die Als Hauptbelastungsquelle für Mentlberg und Hötting-Nord.
Tiere
leben,
widerspiegeln. Blei in der Stadt Innsbruck muß Auch für das Cadmium zeigte
377 Sammelpunkte waren über
die gesamte Stadtfläche verstreut. An jedem dieser Punkte
wurden Kellerasseln gesammelt
und im Labor auf ihren Gehalt an
Blei und Cadmium untersucht.

Unter der Leitung von Univ.-Doz. Dr. Reinhard Dallinger wurde am
Institut für Zoologie der Universität Innsbruck eine umfangreiche
Arbeit abgeschlossen, in der die Schwermetallbelastung des Innsbrucker Stadtgebietes untersucht wurde. Finanziert wurde die Studie
aus Mitteln des Eduard Wallnöfer-Preises (gestiftet von der Tiroler
Industrie) und aus Zuschüssen der Stadt Innsbruck. Zahlreiche
Studenten des Instituts für Zoologie haben an dem Projekt mitgearbeitet. Die Ergebnisse der Arbeit wurden nun in einem 126 Seiten
starken Bericht der Stadtgemeinde Innsbruck überreicht.

q.

§

Ich wähle für Fahrten in der Stadt
das Fahrrad oder ein öffentliches
Verkehrsmittel, weil es billiger,
vernünftiger und umweltfreundlicherist. Und Sie? Helfen Sie mit,
es kommt auf jeden einzelnen an.
Die Ergebnisse zeigen folgende
Trends auf: Für Blei ergaben sich
die höchsten Belastungswerte in
der Alt- und Innenstadt sowie in
Wilten. Erhöhte Konzentrationen konnten auch in SaggenMühlau, im Olympischen Dorf
sowie im Nordosten der Stadt
und entlang der Dörferlinie
gemessen werden. Dies wird auf
die Verkehrsdichte in den jeweiligen Stadtteilen, aber auch auf
Verfrachtungen von bleihaltigen
Stäuben durch Luftströmungen
zurückgeführt. Geringe Bleibelastungen wurden im Stadtteil Die Bleibelastung der Stadt Innsbruck: Abbildung aus dem AbschlußMentlberg registriert. Relativ bericht der „Biokartierung der Schwermetallbelastung im Raum Innsniedrige
Bleikonzentrationen bruck" von Reinhard Dallinger, Stefan Birkel, Andrea Bauer-Hilty und
wurden überdies in den Gebieten Burkhard Berger. Im oberen Abschnitt ist die Bleibelastung der Stadt
Natters-Mutters und Aldrans dreidimensional dargestellt; unten ein vereinfachter Stadtplan mit den
gemessen. Entlang einzelner Flüssen Inn und Sill. Die einzelnen Stadtteile sind numeriert.
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sich, daß die Belastung an geschützten Stellen, wie etwa in
Parks und Gärten, im Vergleich
zu exponierten Standorten geringer war. Neben dem Verkehr
(Abrieb von Reifenbelägen und
Verbrennung von Dieselkraftstoff) spielen für die Cadmiumbelastung in Innsbruck wahrscheinlich auch Heizanlagen und
vereinzelte Industriebetriebe eine
Rolle. Ein Rückgang der Cadmiumbelastung könnte, abgesehen
von verkehrstechnischen Maßnahmen, möglicherweise auch
dadurch erreicht werden, daß ein
Großteil der privaten, industriellen und öffentlichen Heizanlagen
auf den Betrieb mit Gas umgerüstet wird. Überdies wäre zu
prüfen, ob es Cadmium-Emissionen in der Innsbrucker Gewerbe- und Industriezone gibt.

Kastanien-Allee
Ing.-Etzel-Straße
wird nun saniert
(Eiz) Das städtische Gartenamt bemüht sich seit Jahren
um annehmbare Überlebensbedingungen für die ohnehin
durch Luftschadstoffe beeinträchtigten Alleen der Stadt.
Jüngstes
Beispiel:
Am
3. Oktober beschloß der
Stadtsenat die Sanierung der
Baumscheiben der KastanienAllee in der Ing.-Etzel-Straße
(zwischen Bienerstraße und
Erzherzog-Eugen-Straße).
Hier kommt eine in Innsbruck erstmals 1988 an fünf
Bäumen erprobte Methode
zum Einsatz: Die Baumscheiben werden mit Lavabetonplatten abgedeckt; in den
Untergrund kommt ebenfalls
Lavamaterial. Es hat die
Eigenschaft, Nährstoffe und
Wasser zu speichern und diese
je nach Niederschlag an die
Wurzeln abzugeben, sodaß
die Bäume eine merkliche
Verbesserung zeigen. Heuer
erhalten 13 der Kastanien solche Baumscheiben, im kommenden Jahr die restlichen
sieben Bäume. Zu ihrem
Schutz vor Autos werden sodann jeweils vier „Baumbügel" angebracht.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 10