Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.8

- S.9

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Diese Ausgabe – 1989_Innsbrucker_Stadtnachrichten_08
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Gesamter Text dieser Seite:
Innsbruck will Erdgas nur, wenn es den Bürgern
Vorteile und der Stadt keine Nachteile bringt
„Tiroler Ferngas" war säumig — Unzumutbare Bedingungen für die Stadt — Apell an TFG-Eigentümer Tiwag
Bleiben die Verhandlungen mit
der TFG ohne Ergebnis, wird
„Austauschgas" in die Leitungen
gespeist.
Im übrigen ist Innsbrucks Stadtgas (so wie „Austauschgas", bei
dem nur das Mischungsverhältnis von Flüssiggas und Luft geändert wird) gleich umweltfreundlich wie Erdgas.
Auf einer Pressekonferenz am 20.
Juli erläuterten StR. Dr. Wilhelm
Steidl als Ressortverantwortlicher für die Stadtwerke, die
Bgm.-Stellv. Rudolf Krebs und
Ing. Artur Krasovic sowie StR.
Dr. Bruno Wallnöfer mit Gen.Dir. Dkfm. Heinrich Lackner
von den Stadtwerken die Gründe
dafür, warum Innsbruck bisher
den Anschluß an die vor der Stadt
stehende Erdgasleitung nicht
vollzogen hat:
• Die „Tiroler Ferngasgesellschaft" (TFG) war unerklärbar
säumig mit der Bekanntgabe ihres
Liefervertragsentwurfes.
Schon im Frühjahr 1988 haben
die Stadtwerke die TFG in einem
Schreiben ersucht, diesen Vertrag

Erdgas-Umstellung
bedingt den Umbau
aller Gasbrenner
Erdgas hat einen höheren
Heizwert als das Innsbrucker
Flüssiggas-Luft-Gemisch —
alle Gasgeräte müssen auf Erdgas umgestellt werden. Geplant
ist unter Mitwirkung der Geräteindustrie eine großzügige
Gasgeräte-Umtauschaktion.
Auch die Stadtwerke müssen
30 bis 40 Millionen Schilling
in die Umstellung investieren.
Dies wäre unverantwortlich
ohne genaue Kenntnis der
Lieferbedingungen. Die aber
hat die TFG bis vor kurzem
nicht genannt. Erst wenn sie
akzeptabel sind, kann die (nur
im Sommer mögliche) Umstellung
beginnen.
Sie
braucht, einschließlich ingenieurmäßiger Vorbereitung,
gut neun Monate Zeit. Fällt
im Herbst eine Entscheidung,
wäre Mitte 1990 die Umstellung möglich.

(Eiz) Die Stadt Innsbruck ist am Erdgas „sehr interessiert", doch sie
wird dieses erst dann in ihr Gasnetz leiten, wenn es für die Verbraucher
günstiger ist als das jetzt angebotene Stadtgas. Das ist in anderen Ländern der Fall — es muß auch bei uns möglich sein. Bei den zähen Verhandlungen mit der „Tiroler Ferngas" (TFG) steht Innsbruck nicht
unter Zeitdruck: Die Flüssiggas-Luft-Mischanlage am Sillzwickel
kann die Stadt noch lange versorgen, auch zusätzliche Großkunden.
Im Sommer 1990 wird dazu noch die Kapazität der Gasmischanlage
bedeutend erhöht: Die Gasgeräte werden auf „Austauschgas" umgebaut, das gleiche Brenneigenschaften und den gleichen Heizwert hat
wie Erdgas. Ein späterer Wechsel auf Erdgas ist problemlos möglich.
endlich zu übermitteln und
schriftlich zu garantieren, daß
Erdgas rechtzeitig bis 30. 6. 1989
zur Verfügung steht — Voraussetzung dafür, um es im Winter
1989/90 einzusetzen.
• Die TFG hat aus unerfindlichen Gründen weder rechtzeitig
diesen Vertragsentwurf übersandt, noch eine verbindliche Terminzusage gegeben. Der schließlich am 7. April d. J. übersandte
Entwurf war „eine Zumutung"
(so StR. Dr. Wilhelm Steidl).
• Der Entwurf berücksichtigte
weder die vom Stadtsenat schon
im Februar 1987 formulierten
Vorstellungen der Stadt, noch
entsprach er in seiner Unausgewogenheit zum Nachteil der
Stadt den international üblichen
Usancen. Nun haben die Stadtwerke selbst einen Vertragsentwurf erstellt, über den gegenwärtig mit der TFG verhandelt wird.
StR. Dr. Steidl: „Wir haben uns
dabei im Rahmen des Üblichen
jener Verträge gehalten, die es

überall in Europa gibt; wir haben
keine unerfüllbaren Forderungen
gestellt. Ich appelliere an das Verantwortungsbewußtsein
des
TFG-Eigentümers Tiwag."
• Aus der Sicht der Stadt ist unabdingbare Voraussetzung für eine Umstellung auf Erdgas, daß
dieses preisgünstiger ist als Stadtgas, damit für den Verbraucher
der Anreiz zum Gaseinsatz verstärkt wird.
• Weitere Voraussetzung ist, daß
die TFG der Stadt die „Meistbegünstigungsklausel"
einräumt
(die sie Kufstein zugestand, Innsbruck dagegen vorenthalten
möchte): „Unsere Gasabnahme
würde den Gasbezug aller Betriebe zwischen Kufstein und der
Landeshauptstadt übersteigen"
(Steidl). Die Meistbegünstigungsklausel bedeutet, daß kleinere Abnehmer nicht besser gestellt sein dürfen als Innsbruck.
Bgm.-Stellv. Rudolf Krebs: „Wir
sind selbstverständlich dafür,
daß Erdgas in unser Netz einge-

speist wird. Doch nur unter der
Voraussetzung, daß der Konsument eher einen Preisvorteil
hat."
StR. Dr. Bruno Wallnöfer faßte
Innsbrucks Mindestvorstellungen zusammen: Zum (international) marktkonformen Preis im
Interesse der Konsumenten und
zur Meistbegünstigungsklausel
muß auch ein langfristiger Vertrag kommen — etwa 30 Jahre —
mit einem Kündigungsverzicht
der TFG. Das ist in ganz Europa
so üblich. Zudem muß der Versorgungsvertrag der Stadtwerke
für das Stadtgebiet von der TFG
anerkannt werden. Und: Die Investitionen in die Inntalleitung
und in die Stadtzuleitung dürfen
nicht in die Kalkulation des Endverbraucherpreises einfließen —
zumal Innsbruck die Umstellungskosten von 30 bis 40 Millionen S selbst trägt.
Die Verhandlungen mit der TFG
laufen. Die Stadt steht dabei nicht
unter Zeitdruck. Wichtig ist nur
ein gutes Ergebnis im Interesse
der Bürger und Gaskunden.

Stadtwerke liefern
derzeit Gas an
6.000 Abnehmer!
Seit 130 Jahren besorgen die
Stadtwerke die Gasversorgung
in Innsbruck. Es ist einhelliger
politischer Wille aller Fraktionen, daß dies so bleibt. Die
Stadtwerke haben dafür eine
beachtliche Infrastruktur aufgebaut. Direkte Verhandlungen möglicher Gasinteressenten mit der TFG sind weder nötig noch zielführend.
Zwischen 1975 und 1988 hat
sich der Gasabsatz in Innsbruck verfünffacht. Von
6.000 Abnehmern sind 4.800
Haushalte, rund 1.000 Gewerbebetriebe, mehr als 200
Großabnehmer. Die Abnahmemenge gibt ein anderes
Bild: Haushalte verbrauchen
etwa 10 °7o der Gesamtmenge,
das Gewerbe weniger als
10 %, während an Großabnehmer mehr als 80 °/o geliefert wird!

Die Gasmischanlage kann Innsbrucks Gasbedarf noch lange decken.
Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 8

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