Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.4

- S.28

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Hans v. Sieberer^-75. Todestag J

Am 27. April 1914, also vor 75
Jahren, verschied in Innsbruck
Johann Freiherr von Sieberer, ein
Mann, dem unsere Stadt eine Reihe von Wohltaten zu verdanken
hat, woran diese Zeilen erinnern
sollen.
Geboren am 11. Oktober 1830 in
Going bei St. Johann i. T., verbrachte Sieberer seine Kindheit
auf dem Land, besuchte das
Gymnasium in Hall i. T. und
Salzburg und absolvierte die Juridische Fakultät der Universität in
Wien.

Als Doktor der Rechte arbeitete
er nach einem kurzen Dienst im
Sekretariat Erzherzog Albrechts
bei der Versicherungsgesellschaft
„Österreichischer Phoenix" in
Von Josefine Justic
Wien. Durch seine erfolgreiche
Tätigkeit, seinen Fleiß und seine
Geschäftstüchtigkeit im Laufe
der Jahre sowohl zu Ansehen als
auch durch hohe Tantiemen zu
Reichtum gelangt, reifte in Hans
von Sieberer die Idee, dieses sein
erarbeitetes Geld wohltätigen
Zwecken zu widmen.

Landeshauptstadt Tirols und
entschloß sich, hier ein Waisenhaus samt Schule und Kirche für
400 Kinder errichten zu lassen.
1886 wurde mit dem Bau begonnen und am 1. September 1889
wurde das Institut in Anwesenheit Erzherzog Karl Ludwigs, des
Bruders Kaiser Franz Josephs I.,
eröffnet. Hans v. Sieberer finanzierte jedoch nicht nur die Erbauung des Waisenhauses, sondern
begründete mit einer großzügigen Einlage auch noch einen Waisenhausfonds, auf daß der Bestand dieser Einrichtung gesichert sei. Um den Kindern nicht
nur eine materielle Stütze zu sein,
ließ er sich im Hause eine Privatwohnung einrichten und verbrachte seither sein Leben tatsächlich zum Großteil im Kreise
der Kinder des Waisenhauses. In
diesem Haus wollte Hans v. Sieberer auch seine letzte Ruhestätte
finden und ließ deshalb 1896 unter der Kapelle eine Gruft errichten, in der er dann im Jahre 1914
beigesetzt wurde.

dienst feiern und anschließend
die sonst für die Öffentlichkeit
gesperrte Gruft offenhalten werden. Für Juni ist anläßlich des
100-Jahr-Jubiläums des Gebäudes ein Festgottesdienst und ein
Schulfest geplant. Eine Dokumentation, die sowohl die Geschichte des Hauses als auch die
Persönlichkeit Hans von Sieberers beleuchtet, wird in der Schule
zugänglich sein.
Innsbruck verdankt diesem Mäzen jedoch nicht nur das Waisenhaus: Auf seine ideelle und finanzielle Initiative geht auch das im
Jahre 1908/09 errichtete „KaiserFranz-Joseph-Jubiläums-Greisenasyl" in der Ing.-Etzel-Straße
zurück. Im Rahmen der Feierlichkeiten zur Schlußsteinlegung
desselben, bei denen Kaiser Franz
Joseph persönlich anwesend war,
wurde Sieberer übrigens in den
Freiherrnstand erhoben.
Ebenso ließ Sieberer 1900/01 die
bis dahin nur provisorisch aus
Holz gezimmerten Türme der
Jesuitenkirche in ihrer heutigen
Form aufbauen und spendete
weiters das Geld für den 1906 enthüllten und bis 1939 am Südtiroler Platz bestehenden Vereinigungsbrunnen. Das reichbedach-

Johann Freiherr v. Sieberer
te Innsbruck bedankte sich bei
Hans von Sieberer bereits 1885
mit dem Beschluß, der Straße
vom Rennweg zum Waisenhaus
seinen Namen zu geben. Im Jahre
1909 wurde er zum Ehrenbürger
der Stadt ernannt. Die Realisierung eines Denkmales, das in der
Nähe der Triumphpforte errichtet werden sollte und dessen Modell bereits zu Lebzeiten Sieberers
fertiggestellt war, fiel den Wirren
des 1. Weltkrieges und der daran
anschließenden wirtschaftlichen
Notzeit zum Opfer. Selbst das
von Sieberer selbst in Auftrag gegebene und im Garten des Waisenhauses aufgestellte Denkmal
wurde im Zweiten Weltkrieg abgebrochen, um das Bronzematerial für Kriegszwecke verwenden
zu können.

Seit 1926 ist im Sieberer"schen
Waisenhaus — unterbrochen nur
In Erinnerung an seine eigene durch die Kriegs- und Nachkarge Kinder- und Jugendzeit kriegsjahre — eine städtische
und mangels einer eigenen Fami- Volksschule und seit 1962 auch eilie, dachte er in erster Linie daran, ne Sonderschule untergebracht.
seine Mittel der Förderung von Die Kinder und Lehrer der Schule
verwaisten Kindern zugute kom- wie auch die Eltern gedenken im
VOR HUNDERT JAHREN
men zu lassen. In alter Verbun- heurigen Jahr in besonderer Weidenheit mit seiner Heimat er- se dieses Wohltäters, indem sie an
wählte er für diese Vorhaben die seinem Todestag einen Gottes- 2. April: „Kundmachung. Auf sche Süd- und Osttirol bereits ins
Grund des Handelsministerial- Leben gerufen wurde."
Erlasses vom 12. März 1. Js. ZI. 23. April: Der Gemeinderat er7086 haben sämmtliche Handels- teilt dem Innsbrucker Verschönegeschäfte in Innsbruck — mit rungsverein die Erlaubnis, längs
Ausnahme der Lebensmittelver- der nördlichen Häuserfront der
schleiße — an den Sonntagen von Bahnstraße (= heute Brunecker
12 Uhr Mittags an bei Strafver- Straße) eine Akazien-Allee anzumeidung geschlossen zu bleiben. legen.
Stadtmagistrat Innsbruck."
8. Mai: In Anwesenheit von Ver11. April: „Zur Hebung des tretern fast sämtlicher Tiroler GeFremdenverkehrs. Eine am 23. sangsvereine findet im Hause der
Februar 1889 in Innsbruck statt- Innsbrucker Liedertafel (Bürgergefundene Versammlung von In- straße 14) die Gründungsverteressenten aus allen Theilen von sammlung des Tiroler SängerNordtirol hat, von der Ueberzeu- bundes statt.
gung getragen, daß der Fremden- 15. Mai: In einer außerordentliverkehr namentlich für industrie- chen Gemeinderatssitzung gearme Gegenden zur Hebung des denkt die Stadtführung des 20.
allgemeinen Wohlstandes we- Jahrestages der kaiserlichen
sentlich beizutragen geeignet ist, Sanktionierung
des Reichseinstimmig beschlossen, einen Volksschulgesetzes und tritt für
ähnlichen Verband zur Hebung die Erhaltung dieses (von anderer
des Fremdenverkehrs zu grün- Seite kritisierten) Schulgesetzes
J.
Sieberer"sches Waisenhaus im Saggen, 1895. (Foto im Stadtarchiv) den, wie ein solcher für das deut- ein.

1889

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