Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.12

- S.31

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Gesamter Text dieser Seite:
ur Geschichte der Pradler Sillbrücke
Die Verkehrsübergabe der neuen
Pradler Sillbrücke darf als willkommener Anlaß wahrgenommen werden, um kurz die Vorgeschichte dieser Brücke in
Erinnerung zu bringen. Während
wir für den Bestand der Wiltener
Sillbrücke bereits aus dem Jahre
1251 einen urkundlichen Beleg
haben, können wir für die Pradler Sillbrücke deren Existenz im
späten Mittelalter lediglich vermuten bzw. feststellen, daß diese
Brücke ebenso alt sein muß wie
die ihr aus Amras sowohl, wie aus
der Stadt zustrebenden Straßenzüge der Egerdachstraße bzw. der
Hofgasse, Universitäts- und DreiVon Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
heiligenstraße (die beiden letzteren wurden früher als „Silbergasse" bezeichnet). Einen weiteren indirekten Hinweis auf den Bestand
der Brücke liefert auch jenes Privileg des nachmaligen Kaisers Maximilian I. von 1500, kraft dessen
er der Stadtgemeinde zur Finanzierung der Straßenpflasterung
der Landstraße gegen Wüten neben der „Neustadt" und der „Anbruggen" auch an der „Silbergasse" die Einhebung eines Wegzolles
bewilligt hat. Mehr als lokale Bedeutung kam diesem Straßenzug
über die Pradler Sillbrücke allerdings sicher nicht zu. Dies verbes-

serte sich auch kaum, als Erzherzog Ferdinand II. 1572 über diese
Brücke seinen „Fürstenweg" von
der Hofburg in Innsbruck nach
Schloß Ambras anlegen ließ.
Während die erste namentliche
Nennung der Brücke — soweit
bisher bekannt — erst aus dem
Jahre 1526 datiert, liegt ihre älteste
kartographische Darstellung gar
erst in einem Kärtchen von Innsbruck und Umgebung von der
Hand Peter Anichs aus dem Jahre
1764 vor. Ein westlich der Brücke
befindlich gewesener Holzrechen
für den großen Holzlagerplatz des
Hofes an der Stelle des heutigen
Palais Ferrari, über den ein zusätzlicher Weg nach Pradl verlief, erscheint hingegen als „Weg über
den Rechen" schon auf einer
Plan-Ansicht von 1612 dargestellt.
Es versteht sich von selbst, daß die
alte Pradler Sillbrücke — sie bestand bis 1909 stets nur aus einer
Holzbrücke — des öfteren durch
Hochwässer beschädigt oder zerstört worden ist bzw. wieder aufgebaut werden mußte.
Einmal mußte die alte Brücke sogar innerhalb von nur sieben Jahren zweimal erneuert werden,
nämlich sowohl 1790 als auch
1796. Nachdem der hiefür verantwortliche damalige Landesbaudirektor Ing. Franz Barraga beim
Neubau der Brücke im Jahre 1790
einen zuvor vorhanden gewesenen

gemauerten Mittelpfeiler durch
einen schmäleren „Holzpfahl"
hat ersetzen lassen, wurde er beim
Einsturz 1796 zur Verantwortung
gezogen.
In seiner Rechtfertigung verwahrt
er sich „gegen das ehrenrührige
Geschwätz und Gespött seiner
Gegner und Feinde, darunter sich
Idioten befinden".
Bei der Untersuchung ergab sich,
„daß besonders die Mauerbank
auf dem Widerlager gegen die
Stadtseite, faul und stark vermorscht war". Andererseits war es
Barraga „wohl bekannt, daß ehemals diese Brücke mit einem gemauerten Steinpfeiler in der Mitte
gestützt war, (der) absichtlich wegen den verursachten Anhängerungen und Zurückhaltungen bis
zur Gründung abgetragen worden
sei . . . "
„Dieses Übel (sollte nach Ansicht
Barragas) bei einem einfachen

Holz-Pfahl-Joch nicht besorgt
werden, besonders, wenn von Zeit
zu Zeit das sich etwa anhängende
Gehölz oder Gebüsch weggeräumt wird." Wegen des Umstandes, „daß (sich) von dem alten
Steinpfeiler noch das Grundpflaster im Rinnsale befindet und daß
deshalb die Jochpfähle nicht gehörig eingeschlagen und befestigt
werden konnten, darf (meint Barraga) keine Besorgnis gehegt werden. " Den konkreten Anlaß zum
Brückeneinsturz endlich sieht
Barraga in dem „allwegs verbotene^) jähe(n) Sprengen des mit 4
Pferden bespannten Fuhrwerks,
worunter selbe am 26. Oktober
(1796) wirklich brach." (Frdl.
Hinweis von Straßenbaudirektor
i. R. HR Dipl.-Ing. Leo Feist.)
Barragas Argumente wurden offenbar akzeptiert, weshalb wir ihn
auch noch nach 1796 in Amt und
Würden antreffen. Seit dem Bau
der ersten Stahlbetonbogenbrücke (1909/10), die nun durch
einen Neubau ersetzt worden ist,
wird jedoch auf die Einfügung
eines Mittelpfeilers verzichtet.

1888 VOR HUNDERT JAHREN
15. Dezember: Die Vertretung der aus dem Mühlauer Bach gespeist
damals noch selbständigen Ge- wird und der Arzler Bevölkerung
meinde Arzl bedankt sich öffent- zugute kommt.
lich bei der Stadtgemeinde Innsbruck für die Errichtung der
Hochdruck-Wasserleitung,
die 27. Dezember: In der Pfarrkirche
Wüten wird eine Gedenktafel in
Erinnerung an den hw. Herrn Karl
Reitenberger,
Abt
des
Prämonstratenser-Stiftes Tepl in
Böhmen (1813—1827) enthüllt.
Prälat Reitenberger, der der Begründer des Kurortes Marienbad
in Böhmen war, zog sich nach seiner Resignation in das Stift Wüten
zurück, verstarb auch hier und
wurde in der Stiftskirche Wüten
beigesetzt.

14. Jänner: Der Gemeinderat berät über die Benennung der neu erbauten
Redoutenlokalitäten.
Nachdem die Vorschläge „Festhaus", „Bürgersaalbau" und
„Bürgerhaus" allesamt abgelehnt
wurden, einigte man sich schließlich nach zweimaliger Abstimmung auf die Bezeichnung
„Stadtsäle". — In derselben Sitzung wurde gefordert, daß „die
Die letzte in Holz erbaute Pradler Sillbrücke bei ihrer Demontage im Jahre 1909. Im Anschluß wurde 1909/10Milchfuhrwerke verhalten werdie erste Stahlbetonbrücke ohne Mittelpfeiler errichtet, Vorläuferin der nunmehr eröffneten, schräg über den den, zur Nachtzeit in der Stadt
Fluß führenden Brücke.
(Fotosammlung: Stadtarchiv Innsbruck) Licht zu führen".