Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.12

- S.12

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AUS DER ARBEIT UNSERER UNIVERSITÄT

Die „unsichtbaren" Objekte der Mikrobiologen
Ein Gramm Erde enthält mehrere Milliarden Keime — Forschungen am Institut für Mikrobiologie
Die Biologie ist die Wissenschaft
vom Lebendigen. Die Mikrobiologen haben die kleinsten Lebensformen, solche, die meist nur unter einem Mikroskop sichtbar
sind, zum Gegenstand ihrer Untersuchungen gemacht. Dazu gehören im engeren Sinn Bakterien,
Von Dr. Reinhold Pöder,
Institut für Mikrobiologie
Pilze und Viren, wobei letztere
nicht als eigenständige Lebewesen betrachtet werden. Im weiteren Sinne befaßt sich die Mikrobiologie auch mit den kleinsten
Einheiten größerer lebender Systeme, mit tierischen und pflanzlichen Zellen.
Diese Mikroorganismen als Objekte, verbunden mit einem speziellen Methodenarsenal wie
Kultur- und Steriltechniken,
grenzen die Mikrobiologie von
anderen biologischen Disziplinen
(Zoologie, Botanik) ab.
Der thematische Bogen, der dieses Fachgebiet überspannt, ist
weit und reicht von der Grundlagenforschung bis zur angewandten Forschung. Die Systematik bzw. Taxonomie widmet
sich der Beschreibung, Unterscheidung und Benennung von
Organismen, untersucht ihre verwandtschaftlichen Beziehungen
Ich ziehe beim Wasch- und Putzmitteleinkauf die Produkte vor,
die unsere Flüsse abbauen können. Und Sie? Helfen Sie mit, das
Leben in den Gewässern zu erhalten. Es kommt auf jeden an!
und bildet damit eine Voraussetzung für jede weitere Forschungsarbeit. Im Rahmen der
Physiologie werden Stoffwechselprozesse, Ernährungsbedingungen, Wachstum, Bewegung,
Entwicklung und Fortpflanzung
erforscht. Biochemische Fragestellungen betreffen Inhaltsstoffe
und Stoffwechselprodukte, Gifte, Pigmente, Enzyme, deren
Synthesewege und Abbauprodukte. Ökologische Studien befassen sich mit der Rolle der Mikroorganismen im Haushalt der
Natur, ihren Umweltsbeziehungen und deren Indikatorwert für
Standortfaktoren und Veränderungen der Umwelt.
Am Institut für Mikrobiologie
Seite 12

den Zellen des pflanzlichen Partners.
Diese komplexen Symbiosen sind
vor allem ernährungsphysiologisch von Bedeutung. Sie ermöglichen den Waldbäumen die Besiedlung extremer Standorte. Unzählige, nur wenige tausendstel
Millimeter breite Pilzzellen (das
Myzelium) vergrößern die resorbierende Oberfläche gegenüber
den unverpilzten Wurzeln um ein
Vielfaches. Der Großteil des
pflanzlichen Stickstoff- und
Phosphorbedarfs wird durch den
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einer verpilzten Fichten- Pilz gedeckt. Als Gegenleistung
feinwurzel (Ektomykorrhiza). Die feinen, etwa fünf tausendstel Milli- liefern die Pflanzen Kohlehydrate
meter breiten Hyphen versorgen die Pflanze mit Nährstoffen. — Auf- (verschiedene Zucker).
nahme: Univ.-Prof. Dr. J. Klima, Abt. Ultrastrukturforschung, Institut Die Mikrobiologie ist eine jener
vielseitigen naturwissenschaftlifür Zoologie.
chen Disziplinen, die sich gegender Universität Innsbruck (Vor- erlebt. Der in Mitteleuropa häu- wärtig besonders stark entstand: Univ.-Prof. Dr. Meinhard figste Typ bei Waldbäumen ist die wickeln und zunehmende SpeziaMoser) wird von drei Arbeits- Ektomykorrhiza. Durch Einwir- lisierung erfordern. All diese Angruppen auf vielen der oben an- kung des Pilzes werden die Wur- strengungen werden unternomgeführten Teilgebiete Forschung zeln der Pflanze umgeformt und men, um unsere Einsichten in die
betrieben. Dabei werden vor al- von einem Pilzmantel umspon- komplizierten, wechselseitigen
lem mykologische Themen (My- nen. Der Pilz dringt dabei im all- Beziehungen alles Lebendigen zu
kologie = Wissenschaft von den gemeinen nicht in die Wurzelzel- vertiefen und damit einen verPilzen) bevorzugt behandelt. Auf len ein. Bei einem 2. Typ, der En- nünftigen Umgang mit der Natur
dem Gebiet der Pilzsystematik domykorrhiza, lebt der Pilz in wahrscheinlicher zu machen.
unter der Leitung von Prof. Moser genießt unser Institut weltweite Anerkennung. Prof. F.

„Papstglocke" der Innsbrucker

Schinner leitet eine Arbeitsgrup- B ü r g e r W i r d i l l L l l b H l l
pe, die sich vorwiegend mit biotechnologischen und bodenmikrobiologischen
Forschungsschwerpunkten beschäftigt.
Während die Bedeutung von Mikroorganismen im Boden schon
allein daran ermessen werden
kann, daß 1 Gramm Erde mehrere Milliarden Keime enthält, interessieren vor allem deren versteckte Leistungen. So können
z. B. besonders begabte Bakterien und Pilze zur Extraktion von
Metallen aus Erzen oder Industrieabfällen eingesetzt werden.
Einen traditionsreichen Forschungsschwerpunkt stellt die
Mykorrhizaforschung (Arbeitsgruppe Doz. Dr. K. Haselwandter) dar. Als Mykorrhiza (= Pilzwurzel) wird eine besondere
Form von Symbiose zwischen
Pilzen und Pflanzen bezeichnet.
In den letzten Jahren hat dieser
Forschungszweig im Zusammenhang mit der Untersuchung von
Waldökosystemen
(Waldschäden) einen starken Aufschwung

Auf Wunsch des Papstes in der Kath. Universität
(Eiz) Die 180 kg schwere Glocke,
die am 20. Mai ds. J. in der
Glockengießerei Graßmayr in
Wüten gegossen und dem Heiligen Vater am 27. Juni von Bürgermeister Romuald Niescher und
den Mitgliedern des Stadtsenats
beim Besuch des Papstes in Innsbruck „für eine Gemeinde seiner
polnischen Heimat" übergeben
wurde, kommt in die Katholische
Universität von Lublin. Diese
Entscheidung des Papstes teilte
nun der Apostolische Nuntius in
Österreich,
Erzbischof
Dr.
Michele Cecchini, in einem Brief
mit. — Lublin liegt in Ostpolen,
nur rund 70 km von der Grenze
zur UdSSR entfernt.
Wie Bischof Dr. Reinhold Stecher dem Bürgermeister schrieb,
soll die Glocke in dieser Universität „wohl für die Freiheit des Geistes läuten . . . " Nun setzt sich die
Stadt mit dem Rektor der Katholischen Universität Lublin, Msgr.

Piotr Hemperek, ins Einvernehmen, um die Modalitäten der
Übergabe zu vereinbaren.
Die Glocke aus reiner Zinnbronze ist auf d/2 gestimmt. Sie
ziert der klassische Glockenspruch, der auch Schillers Gedicht „Die Glocke" vorangestellt
ist: „Vivos voco, mortuosplango,
fulgura frango" (ich rufe die
Lebenden, beklage die Toten, breche die Blitze). Den Glockenmantel zieren vier Motive: Der in
Polen sehr beliebte heilige Adalbert, das Stadtwappen von Innsbruck, die Muttergottes der
Annasäule und (traditionell) das
Wappen des Glockengießers. Am
unteren Rand der Glocke ist zu
lesen: „Seine Heiligkeit Papst
Johannes Paul II. besuchte am
27. Juni 1988 Innsbruck. Die
Bürger der Stadt widmen ihm diese Glocke als Geschenk für seine
polnische Heimat." Die Glocke
hat 62.000 Schilling gekostet.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 12