Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.12

- S.3

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Umweltschutzbeirat lehnt Pyrolyse
des Klinikmülls in Innsbruck strikt ab
Unzumutbar für dichtbesiedelten Zentralraum — Auch Umweltbundesamt warnt

Liebe Mitbürger!
Am 19. Dezember erhielt die
Stadt Innsbruck vom Tiroler
Forstverein den „Grünen
Zweig", eine Auszeichnung
für Verdienste im Bereich
„Umwelt". Innsbruck hatte
als erste österreichische Gemeinde eine Verordnung erlassen, die den Schwefelgehalt des Heizöls vorschreibt
und auf ein Minimum reduziert. Viele Gemeinden folgten dem Innsbrucker Beispiel, doch die strengsten Bestimmungen hat nach wie vor
Innsbruck. Deshalb ist auch
die Luft über der Tiroler Landeshauptstadt von Schwefel
nur geringfügig belastet.
So stolz ich auf diesen „Grünen Zweig" bin, ein neues
Problem erfüllt mich mit
Sorge. Für die Entsorgung
des Klinikmülls will das Landeskrankenhaus in Innsbruck eine Pyrolyseanlage
errichten. Der Stadtsenat hat
das Bundesumweltamt um
ein Gutachten ersucht, dieses
Amt warnt vor einem Standort in Innsbruck. Der Gemeinderat hat, ebenso wie
am 1. Dezember der Umweltschutzbeirat, einstimmig beschlossen, das Land Tirol mit
Nachdruck zu ersuchen, diese Anlage nicht in Innsbruck
zu errichten, empfohlen wird
die Entsorgung dieses Sondermülls in Wien/Simmering
(EBS).
Tirols am dichtesten besiedelter Zentralraum mit rund
150.000 Einwohnern (einschließlich Rum und Völs)
wäre im Winter bei unseren
Inversionslagen der denkbar
schlechteste Standort, ich
hoffe auf eine umweltgerechte Entscheidung!

(Eiz) Der Gemeinderat hat sich
schon einhellig gegen Innsbruck
als Standort einer Pyrolyseanlage
zur Entsorgung des Klinikmülls
ausgesprochen, und auch der
Stadtsenat war mehrmals in diesem Sinne tätig. Nun setzte der
Umweltschutzbeirat der Landeshauptstadt unter Vorsitz von Bürgermeister Romuald Niescher ein
klares Signal: Einstimmig beschloß er die Empfehlung an die
Landesregierung, die Pyrolyseanlage für den krankenhausspezifischen Abfall aufgrund der
vorliegenden Gutachten nicht im
Stadtgebiet zu errichten, sondern
„andere Möglichkeiten" in Erwägung zu ziehen. Tirols dichtbesiedelter Zentralraum (mit rund
150.000 Menschen) wäre bei den
im Winter so oft herrschenden
Inversionslagen
dafür
der
schlechtestmögliche Standort.
Vertritt man das Verursacherprinzip, so müsse man berücksichtigen, daß — wie der Bürgermeister unterstrich — nur 28 Prozent der Patienten des Landeskrankenhauses aus Innsbruck
stammen. Deshalb könne man
der Landeshauptstadt auch nicht
vorwerfen, sie huldige dem „Floriani-Prinzip".
Die Landeshauptstadt hat sich
die Ablehnung nicht leichtgemacht. Schon im Juni dieses Jahres hat der Stadtsenat das Umweltbundesamt um ein Gutachten
über den Pyrolyse-Standort bei
der Wärme-Kälte-Zentrale gebeten, den bekanntlich das Land
Tirol favorisiert. Bereits einen
Monat später lehnte das Umweltbundesamt klar den Standort im
bewohnten Stadtgebiet ab, kriti-

sierte die wirtschaftliche Unzweckmäßigkeit sowie den großen Überwachungsaufwand und
verwies auf wirtschaftlich vernünftige Alternativen.
In einem Brief an den zuständigen Referenten der Landesregierung legte die Stadt dar, eine
Pyrolyse könne weder aus
Umweltschutz- noch aus Kostengründen positiv beurteilt werden.
Die Pyrolyse sei aufgrund noch
zum Teil unerforschter EmissionsGasgemische grundsätzlich problematisch. Salzsäure entweicht
und es besteht der Verdacht, daß
Dioxine entstehen. Erhebliche

Bürgermeister Romuald Niescher (2. v. r.) unterzeichnete in Anwesenheit des Rechtsreferenten der Stadt, Dr. Bruno Wallnöfer (links), den
Vertrag mit der BOE (Bericht unten). Rechts der Technische Geschäftsführer der BOE, Dipl.-Ing. Franz Clar; 2. v. l. der Kaufmännische
Geschäftsführer, Dr. Bernd Wagner.
(Foto: Birbaumer)

Altstadt-Garage: Vertrag perfekt
Unter dem Markthallenplatz künftig 200 Stellplätze
(Eiz) Am 30. November wurde im
Innsbrucker Rathaus der Vertrag
zwischen der Stadt Innsbruck
und der Bauobjekt-Entwicklungs-Gesellschaft (BOE) unterzeichnet (Bild oben), der die Vor-

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Mengen des Pyrolyse-Endproduktes sind überwachungsbedürftiger Sonderabfall.
Die Stadt schließt sich der Empfehlung des Umweltbundesamtes
an, das die Sammlung des Sondermülls zu den Entsorgungsbetrieben in Wien/Simmering
(EBS) vorschlägt: Diese verfügen
noch über rund 5.000 Tonnen
Entsorgungskapazität (in Innsbruck fallen jährlich 110 bis 143
Tonnen Klinikmüll an). Als Alternative dazu wäre die Sterilisation zu prüfen. — Innsbrucks
Bürger warten nun mit Interesse
auf die Antwort des Landes.

Bürgermeister Romuald Niescher
Bürgermeisterstellvertreter Rudolf Krebs
Bürgermeisterstellvertreter Ing. Artur Krasovic

aussetzung für den Bau der
„Altstadt-Garage" unter dem
Platz vor der Markthalle bildet.
In dem Vertrag wird, gemäß dem
Gemeinderatsbeschluß
vom
13. Oktober, der Verkauf der
städtischen Anteile an der Markthallengarage (der Innsbrucker
Parkgaragengesellschaft) an die
BOE geregelt. Außerdem räumt
der Vertrag der BOE das Baurecht zur Errichtung einer Tiefgarage („Altstadt-Garage") mit
ca. 200 Abstellplätzen unter dem
Platz zwischen der Markthalle
und dem Currasco-Haus ein.
Diese „Altstadt-Garage" wird
unterirdisch mit der Markthallengarage verbunden sein. Das
Bauvorhaben wurde bereits bei
der Baubehörde zur Bewilligung
eingereicht.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 12

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