Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.11

- S.4

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Amtsblatt Nr.

Die kroffnung des krankenkaules
vor 50
Dr. K a r l Schadelbauer.
Am 18. Oktober 1888 wurde in Innsbruck das neue Krankenhaus
eröffnet. Dieser Tag sollte, wie die „Tiroler Stimmen" damals
meinten, „für immer denkwürdig bleiben in der Geschichte unserer
Stadt". Es ist also wohl gerechtfertigt, nachdem seither 50 Jahre
verflossen sind, kurz an dieses Ereignis zu erinnern. Eine ausführliche Geschichte des Stadtspitals, welche aus demselben Anlasse in
Angriff genommen wurde, soll seinerzeit dieses wichtige Kapitel
der Stadtgeschichte näher beleuchten.
Das alte Stadtspital, welches König Heinrich in den ersten Jahren
des 14. Jahrhunderts gegründet hatte, tat etwa 580 Jahre lang
an der gleichen Stelle seinen Dienst. Wohl mag es in dieser langen
Zeit manche bauliche Veränderungen erfahren haben, um den Ansprüchen der wachsenden Stadt zu genügen, aber es reichte immer
noch aus. Erst als Innsbruck um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen ungeahnten Aufstieg zu nehmen begann und im
Jahre 1869 die medizinische Fakultät neu errichtet wurde, da konnte
das alte Spital, bei dem eine notwendige Absonderung einzelner
Krankheiten bereits unmöglich war, da auf einem Belegraum von
154 Betten ohnehin schon 242 Kranke untergebracht werden mußten,
nicht mehr mit. Die „Tiroler Stimmen" schildern sein Ende mit
folgendem romantischen Satz: „Aber seit die Stadt in den letzten
25 Jahren anfing, ihre Fesseln zu svrengsn, sich zu dehnen und zu
strecken, feit das alte Kirchlein hinter dem Spitale eines Tages
dröhnend zusammenstürzte, seit die Gebeine unserer Vorfahren
in ein neues Saatland Gottes übertragen wurden und an der
früheren stillen Stätte der Toten der Hammer des Steinmetzen
klang und das Geräusch des Tages — seitdem war auch das Schicksal
des alten Stadtspitals endgiltig besiegelt."
Die Rückficht auf die medizinische Fakultät sowie der Umstand,
daß durch die Erweiterung der Stadt das Spital immermehr zwischen bewohnten Straßen zu liegen kam, drängten zu einem Neubau. Zehn Jahre nach der Errichtung der Fakultät erwarb die
Stadt einen geeigneten Baugrund, 1883 wurde der Beschluß gefaßt,
den Bau auf Kosten der Stadt zu errichten, und zwei Jahre später
wurde er dann auch begonnen. Das neue Krankenhaus, „eine
Musteranlage ersten Ranges", war der Stolz der Stadt wie der
Universität. Da dabei die einzelnen Kliniken nach dem sogenannten
Pavillon-System in einzelnen Gebäuden untergebracht wurden,
wurde es „ein Villenviertel für Kranke" genannt. Zwei Dinge
hatte man besonders berücksichtigt: Luft und Wasser. Die freie
Lage der Gebäude wie die hohen, lichten Krankenzimmer, bei denen
die im oberen Teile drehbaren Fenster bewundert wurden, sorgten
für gute, frische Luft. Eine Zentralheizung hatte eine regelmäßige
Zimmertemperatur von 20 Grad Leitung lieferte Hochquellwasser von der Nordkette " und tiefe
Kanäle sorgten für eine rafche Entfernung der Abwässer. Neuartig
waren auch die Wärmekästen, welche auf den Hausgängen zum
Anwärmen von Speisen und Getränken eingerichtet waren, die
Wägelchen, auf denen man von der Küche die Speisen in die einzelnen Pavillons führte, und die Rollbetten, auf denen die Kranken
zu den Bädern oder in den Operationssaal gebracht wurden.
I m Oktober 1888 waren folgende Gebäude vollendet: Gleich beim
Eintritt stand das einstöckige Haus der Augenklinik, in dem auch
die Frauenklinik sowie die Direktionskanzleien, die Kaplanswohnung und Kapelle untergebracht waren. Die Frauenklinik hatte
für 22 Kranke Betten, die Augenklinik für 54. Der nächste Pavillon
bot als medizinische Klinik (für innere Krankheiten) Raum für
90 Kranke. Der größte Bau war die chirurgische Klinik mit
100 Betten und einem großen, achteckigen Operationssaal, dessen
moderne Einrichtung wie die vier riesigen Fenster aus belgischem
Spiegelglas, das Asphaltpflaster und der Marmorbelag an den
Wänden allgemeine Bewunderung erregten. Für den Bau einer
Hautklinik reichten die Mittel einstweilen nicht mehr. Die Hautkranken wurden vorläufig in Räumen der Augenklinik und der
medizinischen Klinik untergebracht. An der Nordwestseite der ganzen
Anlage erhob sich das dreistöckige Wirtschaftsgebäude mit dem
Kessel- und Maschinenhaus. Tief- und Hochparterre dienten für den
Koch- und Waschbetrieb, im 1. Stock befanden sich die Wäsche- und
Nähzimmer und darüber die Wohnungen für die barmherzigen
Schwestern.
Der Schöpfer dieses neuen, geradezu Aufsehen erregenden Krankenhauses war der Magistratsrat Dr. Franz Werner, den die Stadt

Innsbruck am Tage der Eröffnung zu ihrem Ehrenbürger machte.
Diese Ehrung war in einer eigenen Gemeinderatssitzung vom
11. Oktober 1888 einstimmig beschlossen worden, nachdem sie der
Bürgermeister Dr. Heinrich Falk beantragt hatte „in gerechter
Anerkennung und Würdigung der großen Verdienste, welche derselbe anläßlich der Erbauung des neuen Stadtspitales durch Componirung der Anlage, Entwerfung der Pläne und Oberleitung beim
Baue dieses allseitig als Musteranstalt anerkannten, großartigen
Unternehmens der tirolischen Landeshauptstadt mit uneigennütziger
Aufopferung und unausgesetzter Tätigkeit vom Beginne bis zum
Abschluß des Werkes sich erworben hat." Kaiser Franz Joseph
verlieh Magistratsrat Werner gleichzeitig das Ritterkreuz des
Franz-Iosef-Ordens.
Die eigentlichen Eröffnungsfeierlichkeiten wurden in drei langen
Aufsätzen des „Boten für Tirol und Vorarlberg" (Nr. 240-2)
genau beschrieben; sie seien hier daher nur mehr ganz kurz
erwähnt. Am Vortage, den 17. Oktober, empfing der Gemeinderat
im Sitzungssaale des alten Rathaufes die Vertretung der Universität, bestehend aus dem Rektor Prof. Schiffner, dem Prorektor
Prof. Nicoladoni, den Dekanen und Senatoren, die der Stadt in
feierlicher Weise für den Bau, „ein Denkmal echten, deutschen
Bürgersinnes", dankte. Dabei überreichte der Rektor eine schön
ausgestattete, auf Vergament geschriebene Adresse „zum ewigen
Gedächtnis für alle kommenden Geschlechter", die in der Ratsstube
aufgestellt werden sollte. Sie dürfte vermutlich bereits bei der
Übersiedlung in das jetzige Rathaus verlorengegangen sein. Am
Abend fand ein großer Festkommers der Studenten im Adambräu
statt, an dem auch der Statthalter Frh. v. Widmann teilnahm
und sprach.
Am 18. Oktober gegen 10 Uhr früh fuhren die Festgäste vor dem
mit Flaggen geschmückten Spitalsportal auf. Nach einer stillen
Messe in der Kapelle begaben sie sich in den Hörsaal der chirurgischen Klinik, wo sie zuerst der Bürgermeister begrüßte. Nach
weiteren Ansprachen des Statthalters, wie des Rektors schilderte
Prof. Nicoladoni in einem langen (später gedruckten) Vortrag die
Vergangenheit der medizinischen Fakultät und gab einen Ausblick
aus ihre Zukunft. Anschließend machten die Festteilnehmer einen
Rundgang durch alle Gebäude. I m neuen Speisesaal des Hotels
il« l"Lurope, der durch zahlreiche Gasflammen erleuchtet war, fand
dann das Festdiner für 75 Personen statt. Die Speisefolge sei ihrer
kulturhistorischen Bedeutung wegen nicht verschwiegen; es gab
dabei: Suppe nach Echildkrotsuppenart, Lachs mit holländischer
Sauce, Rindsfilet mit Gemüsen, ?oulet« » I» (!«inte, Straßburger
Gansleberpastete, gebratene Fasanen mit Kompott und Salat,
Mandelpudding, Gefrorenes, Früchte. Dessert und schwarzen Kaffee.
Den Schluß der Feierlichkeiten bildete eine Festvorstellung im
Stadttheater, die jedoch keine gute Kritik erfuhr.
I n den 50 Jahren, die seither vergangen sind, hat das Krankenhaus bereits wieder solche Veränderungen, Umbauten und Erweiterungen erlebt, daß das damalige kaum mehr herauszukennen
ist. Die Hautklinik wurde gebaut, eine Kinderklinik, der Zahlstock, das neue Direktionsgebäude mit der Zahnklinik und eine
Neroenklinik. Die umwälzenden Erfindungen der letzten Jahrzehnte auf allen Gebieten der Medizin, wie z. B. die Röntgenologie,
haben auch die Inneneinrichtungen allenthalben beeinflußt. Trotzdem auch das Krankenhaus die Schwierigkeiten der Kriegs- und
Nachkriegsjahre genugsam zu verspüren hatte, konnte es seinen
weitbekannten, guten Ruf als Heil-, wie als Lehranstalt bis heute
bewahren. Freilich ist auch die Stadt in den letzten 50 Jahren nicht
stille gestanden und zu Groß-Innsbruck herangewachsen, so daß das
damals noch völlig freiliegende Krankenhaus bereits heute wieder
rings von bewohnten Stadtteilen umgeben ist.

ssamMenkundliclies aus Innsbruck
VonDr. KarlSchadelbauer
(4. Beitrag)
Die Innsbrucker Nürgermatrikel 1798—1813:
(3. Fortsetzung)
Am 1. Mai 1802 werden als Bürgerssöhne zur Matrikel gebracht:
1. Anton Joh. Wolf, k. k. OÖ. Gub. Expeditamtsadjunkt, Sohn
des Herrn Joh. Anton W. gew. k. k. Hauptmautamts-Kontrollor und der Frau Maria Franz. Laimberg.
2. Joseph Danler, Spezereihandelsmann, Sohn des Franz Karl D.
gew. Spezereihandelsmanns und Repräsentanten dafiger Bürgerschaft und der Maria Anna Schuler.