Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.11

- S.3

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1938_Amtsblatt_11
Ausgaben dieses Jahres – 1938
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Amtsblatt Nr. 11
dung Zwischen Pradl und Amras durch die Anlegung von
Straßen in Stadtteilen, die eigentlich schon verbaut sind,
harren der Ausführung. Hiegu kommt natürlich die Ausdehnung der Stadtverwaltung aus die neuen Gebietsteile.
Die Fürsorge für die Jugend, die Armenpflege, das Gesundheitswesen, die Markt- und die Veterinärpolizei erstrecken sich nun auch auf die neuangeschlossenen Stadtteile Hötting, Mühlau und Amras und erfassen die gesamte Bevölkerung.
Ich habe hier nur die unmittelbar erfaßbaren Auswirkungen der Eingemeindung berührt, ohne damit eine erschöpfende Aufzählung bringen zu wollen. Die Stadtverwaltung wird in alle Verwaltungsgebiete hineingreifen,
da und dort mit ordnender Hand, an anderen Stellen mit
der im öffentlichen und allgemeinen Interesse erforderlichen Gründlichkeit und Stärke, denn wir sind uns
bewußt: Die Stadt Innsbruck ist und bleibt eine Fremdenstadt ersten Ranges, eine Perle inmitten unseres herrlichen Landes Tirol. Diese Stellung verpflichtet uns, die
Stadt auf eine solche Höhe zu bringen und zu erhalten,
daß sie von den Menschen aller deutschen Gaue und von
Gästen aus allen Ländern die bevorzugte Fremdenstadt
in den Alpen wird. Wir sind die Stadt der deutschen
Bergsteiger mitten im Kranze unserer unvergleichlichen

Hochgebirgswelt. Man zeige uns eine Stadt solcher Größe,
mit solchen kulturellen Einrichtungen, in so erhabener
Umgebung! Nirgends wird man sie finden!
Es ist kein Zufall, sondern innerer Zusammenhang:
Groß-Innsbruck wurde durch Verordnung vom 29. September 1938 geschaffen, und am 1. Oktober 1938 ist die
Deutsche Gemeindeordnung in Kraft getreten. Sie bietet
die Grundlage für den nationalsozialistischen Aufbau unserer jetzt vergrößerten Heimatstadt. I m § 1 der Deutschen Gemeindeordnung heißt es: „Die Gemeinden fassen
die in der örtlichen Gemeinschaft lebendigen Kräfte des
Volkes Zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben der engeren
Heimat zusammen. Sie verwalten sich selbst unter eigener
Verantwortung. I h r Wirken muß im Einklang mit den
Gesetzen und den Zielen der Staatsführung stehen." I n
diesem Geiste, der die Gemeinde in enger Zusammenarbeit mit Partei und Staat zu höchsten Leistungen befähigen wird, soll das neue Groß-Innsbruck verwaltet
werden, um mitzuwirken an der Erreichung des Staatszieles: I n einem einheitlichen» von nationalem Willen
durchdrungenen Volke die Gemeinschaft wieder vor das
Einzelfchicksal zu stellen» Gemeinnutz vor Eigennutz zu
setzen und unter Führung der Besten des Volkes die wahre

Volksgemeinschaft zu schaffen.

Das lnnsbrucker Ltadtarcliiv « " " ° ^

blatt der Oauliauptttadt Innsbruck

Die lnnsbrucker Clironlk des
(Gottfried ?ulck von 1765 bis 17S1
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r

(15. Fortsetzung)

(1785.) 27. August: Die Zurückreise des Hofes nach Wien wird den
1. oder 2. künftigen Monats erfolgen. Es wurde daher fchon am
21. öffentlich bekanntgemacht, daß mit der wöchentlichen Viktualien
Lieferung bis auf den gestrigen Tag fehr gemäßigt fortzufahren,
fodann aber vollends aufzuhören fei. außer was die Untertanen auf
ihre eigene Wag und Gefahr Hieher bringen und auf öffentlichem
Markte verkaufen wollen. (Siehe oben Beil. 7.) Von dem Hofstaate,
welcher in drei Reife Abteilungen eingeteilt ist, sind schon viele
Individuen abgereist und nur die zur Bedienung der allerh. und
höchsten Herrschaften notwendigen Personen verbleiben noch hier.
Die Fremden haben sich nun auch nach und nach ganz in der Stille
verloren und es ist nun die Abreise aus der zu einem Trauerhause
umgewandelten Stadt Innsbruck um so trauriger, je fröhlicher die
Ankunft war. Ihre Maj. unsere geliebte Kaiserin Witwe Maria
Theresia, höchstweicher der Tod den Gatten nach 42jähriger höchst
beglückter Ehe entriß, an dessen Seite "so viele stürmische Jahre ihr
verflossen find und der alles Unglück, so fie seit 25 Jahren betroffen, an einer solchen Stütze leicht schien, zeigt ihre angeborene,
christliche Großmut und Ergebenheit in dem Willen des Allerhöchsten mit einem bewunderungswürdigem Geiste.
28. August: Gestern reiste S.E. der H. Cardinal Erzbischof Graf
Gf. Migazzi von hier wieder ab. Ihm folgte heute der H. Bischof
von Trient.
Beilagen Nr. 8 und 9: Beilage 8 ist ein Erlaß vom 28. August 1765, laut welchem „dem hiesigen Landes Untertan nach vollendeter, gegenwärtiger, allgemeinen
Truuerzeit die fernere Vorstellung der Schauspiele" unter 4 Bedingungen bewilligt werden sollte: 1. solte man sich „von allen jenen comischen Auftritten, in
welchen von Glaubens-Geheimnisfen einige Vorstellung geschiehet", enthalten. —
2. Zur Bewilligung anderweitiger Schauspiele war beim Gubernio ein schriftliches Gesuch „mittelst Beilegung der antragenden theatralischen Vorstellung" einzureichen. — 3. Der Reinertrag durfte nur für die Armen, besonders Witwen und
Waisen verwendet werden. — 4. Mußte dem Gubernium genau Rechnung gelegt
werden. — Beilage 9 ist ein Erlas; vom 14. September 1765, durch den wegen
der allgemeinen Trauer den „gesamten Untertanen des getreuesten Landes Tyrol
die fernere Aufführung der Schauspiele, Musiken und Tänze oder anderer offenen
Erlustigungen bis auf weitere Verordnung hiemit vollends eingeboten" wird.

30. August: Heute um ^ 1 1 Uhr vormittags ist S. Kön. Höh. der
Erz- und Großherzog Leopold nebst dero dl. Gemahlin kön. Höh.
nach vorher nebst I.Maj. der verwitweten Kaiserin in der Pfarrkirche gepflogenen Andacht und nach unter vielen Tränen von den
allerh. und höchsten Herrschaften genommenen zärtlichsten Abschied
von hier nach Florenz aufgebrochen. Die PP. Serviten begrüßten
Hochdiefelben versammelt vor der Pforte ihres Klosters bei dem

Vorbeifahren. S M a j . der Kaiser geruhten hiebet höchstihren
H. Bruder bis Sterzing zu begleiten, wovon allh. derselbe nach
geschehener Beurlaubung um IN Uhr wieder in daiger k. k. Hofburg zurück anlangte.
2. September: Noch schmerzlicher für uns war der gestrige Abend,
als wir I.Maj. die Kaiserin, höchstwelche beinahe jede Minute
ihres uns unvergeßlichen Aufenthalts mit Wohltaten gegen die
Landeskinder bezeichnete, in Trauerflor verhüllt von uns scheiden
sahen. Allerhöchstdieselbe und S.Maj. der Kaiser, wie auch beide
Erzherzoginnen Maria Anna und Christine Kön. Höh. begaben sich
gegen 9 Uhr nach Hall, bestiegen alsogleich die zubereiteten drei
Leibschiffe und nahmen auch die Nachtruhe auf denselben, wobei
durch die ganze Nacht nebst einem Detachement Löwenstein Dragoner auch die dortige Bürger- und Scharfschützen Compagnie die
Wache bei den gen. Schiffen hielten.
Heute früh um 6 Uhr geschah, und zwar bei angenehmster Witterung, welche bei uns, feit der innigst geliebte Kaiser Franz seine
Augen schloß, wieder eingetreten war, der Aufbruch unter Begleitung von 19 Schiffen. Jeder Schiffmann erhielt eine neue Montur
gelb und schwarz ausgeschlagen dazu nebst seiner Lohnung eine
jährliche Provision von 50 fl. Der Herr Provinzial von den
ki». Serviten. welcher gestern nach dem Kloster zu Volders abging,
gab. als die höchsten Herrschaften bei dortiger Brücke vorbeifuhren,
höchstdenselben den priesterlichen Segen. I.Maj. die Kaiserin, hächstwelche sich seit demerlebten schrecklichen Fall in äußerster Zurückgezogenheit hielt, hat sich entschlossen auf der ganzen Reife
incognito und Tag und.Nacht auf dem Schiffe zu verbleiben. Tief
bleibt das Andenken an unsere großmütige, liebuolle wahre Landesmutter in unfern Herzen eingegraben und unverlöfchlich wird
der Tag sein, wo der rasche Tod ihr den besten Gatten und uns den
besten väterlichen Landesfürsten entrissen hat.
Heute früh haben auch der Herzog Carl von Lothringen nebst
dero Prinzessin Schwester Kön. Höh. die Rückreise nach den Niederlanden angetreten. Um Erbittung einer glücklichen Reise für die
höchsten Herrschaften begann heute in der Pfarrkirche das 40 stündige Gebet.
6. September: Heute verließ uns auch das Bataillon Andlau mit
seinen Grenadier Compagnien, den Weg wieder nach Klagenfurt
nehmend. Die Garden sowohl, als die übrigen Löwenstein Dragoner
Abteilung sind schon früher von hier aufgebrochen und fo ist nun
Innsbruck von feinen hohen und vielen Gästen leer und es ist jetzt
wieder eine Stille in unserer Stadt eingetreten, welche das allgemeine Leidwesen über den Verlust des Kaisers noch vermehrt.
Anmerkung: Noch vor der Abreise geruhten I.Maj. die Kaiserin
die H. Grafen Leopold Künigl, Johann Epauer und Brandts zu
wirkliche Geheime Räthe zu ernennen.